In Bayern dürfen wieder alle Kinder in einer Kita betreut werden, die Notbetreuung ist beendet - solange die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 bleibt. Ein Gespräch mit Daniel Fritsch vom Gemeinsamen Elternbeirat der städtischen Kinderkrippen.
SZ: Herr Fritsch, die Kitas öffnen wieder. Freuen Sie sich darüber?
Daniel Fritsch: Grundsätzlich überwiegt die Freude darüber, dass die Kitas wieder öffnen. Das ist gut für Eltern und Kinder. Man muss aber auch sagen, dass viele Einrichtungen seit Wochen sehr voll sind. Das war keine Notbetreuung, sondern schon nahe am Regelbetrieb und auch belastend für das Kita-Personal. Und bei aller Freude - es schwingt die Sorge mit, wie lange die Kitas dieses Mal offen bleiben.
Es sieht doch ganz gut aus. Die Sieben-Tage-Inzidenz in München liegt seit dem 21. Januar unter dem Wert 100.
Ja, wir stehen in München gut da. Aber sollten sich die Virusmutationen verbreiten, kann sich das schnell wieder ändern. Und ich habe meine Zweifel daran, dass die Staatsregierung ihre Hausaufgaben gemacht hat.
Was hätte die Staatsregierung Ihrer Meinung nach tun müssen?
Die Staatsregierung muss sich endlich überlegen, wie sie das Kita-Personal und damit auch die Kinder effektiv schützen will. Die Erzieher sind insbesondere in den Krippen sehr nah an den Kindern dran, das ist auch wichtig. Die Frage, wie ansteckend Kinder sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Aber wenn Kitas offen sind und sich Menschen nahekommen, braucht es mehr als nur Ankündigungen. Es ist eine politische Entscheidung, ob Erzieher früher geimpft werden sollen. Für den Betrieb der Kitas wäre es zu begrüßen, wenn sich da was tun würde.
Die Staatsregierung hat Reihentestungen für das Kita-Personal angekündigt. Und wenn die Antigen-Schnelltests als Selbsttests zugelassen sind, sollen die Kita-Beschäftigten zweimal die Woche kostenlos so einen Test machen können.
Das stimmt, aber immer noch müssen die Kita-Träger die Reihentests des Kita-Personals selbst organisieren. Und es ist nicht abzusehen, wann es die Selbsttests für die Erzieher geben wird. Unklar ist auch, wie effektiv es ist, wenn die Leute sich selbst testen. Das ist so ein wichtiges Thema, das kann man doch nicht den Einrichtungen überlassen. Da sollte Personal gestellt werden, damit die Tests auch richtig angewendet werden.
Wenn Sie die Situation mit der im vergangenen Jahr vergleichen, was hat sich verändert?
Vieles hat sich verbessert. Die Stadt informiert die Eltern jetzt besser. Und die Einrichtungen haben in der Zeit der Notbetreuung Kontakt zu den Kindern gehalten, die zu Hause betreut wurden. Was noch besser werden muss: die Regelung des Themas Quarantäne.
Was funktioniert denn nicht?
Die Frage ist, wie man sicherstellen kann, dass Personal und Kinder bei einem Verdachtsfall in einer Kita möglichst schnell getestet werden. Und dann, wenn sich der Verdacht nicht bestätigt, auch möglichst schnell in die Kita zurückkehren können. Zusammen mit dem Personalmangel, den es in den Kitas ohnehin gibt, ist es im Moment schwierig zu bewältigen, wenn Erzieher aufgrund von Quarantäne lange ausfallen.