Süddeutsche Zeitung

Antragspaket:CSU macht Druck bei der Kinderbetreuung

  • Die CSU fordert, dass künftig Eltern, die ihre Kinder in private Kitas gegeben haben, finanzielle Unterstützung erhalten.
  • Denn ohne das Angebot der privaten Kindergärten, könnte die Stadt nicht den gesetzlich garantierten Anspruch auf Kita-Plätze erfüllen.
  • Zudem will die CSU das Portal "Kita-Finder" verbessern.

Von Jakob Wetzel

Wenn die Stadt München im September die Kosten für die Kinderbetreuung senkt, dann bleiben einige Eltern außen vor: nämlich alle, deren Kinder eine private Einrichtung besuchen, die nicht der Münchner Förderformel beigetreten ist. Die ist ein städtisches Zuschuss-System, das unter anderem eine Obergrenze für Elternbeiträge verlangt. Immer wieder klagten private Kindertagesstätten deshalb, sie würden von der Stadt ungleich behandelt; zuletzt kündigten Betreiber an, vor Gericht zu ziehen. Zumindest bei der CSU im Rathaus haben sie offenbar Gehör gefunden: In einem Antrag fordert die Fraktion jetzt, Eltern, deren Kind eine solche private Kita besucht, ebenfalls zu entlasten, und zwar in gleicher Höhe.

Private Kitas würden zwar mehr kosten als städtische, sagt Alexandra Gaßmann, Stadträtin und frühere bayerische Landesvorsitzende des Verbands kinderreicher Familien. "Jedoch könnte die Stadt ohne dieses Angebot nicht den gesetzlich garantierten Anspruch auf einen Kita-Platz erfüllen." Die Eltern in gleicher Höhe finanziell zu unterstützen, wäre daher nur fair. Darüber hinaus sollen private Kitas enger in Planungen der Stadt eingebunden werden, "um eine effektive Zusammenarbeit zu gewährleisten", heißt es im Antrag.

Der Vorstoß ist einer von sechs Anträgen, mit denen die CSU die Kinderbetreuung in München verbessern will. Die CSU-Fraktion fordert unter anderem, die Stadt solle das Portal "Kita-Finder" verbessern, mit dem sich Eltern für einen Platz anmelden können. Das bisherige System sei unübersichtlich, klagt die Fraktion. Außerdem könnten sich Eltern mehrfach anmelden, auch dann, wenn sie schon die Zusage für einen Platz haben. Daher dauere die Vergabe der Kita-Plätze zu lange. Viele Eltern hätten immer noch keinen Betreuungsplatz und seien verunsichert.

Geht es nach der CSU, sollen Eltern über den Kita-Finder außerdem die Schließtage von Kitas abrufen und in die digitalen Kalender auf ihren Smartphones überspielen können. Außerdem fordert die Fraktion, das Baureferat solle nach Grundstücken suchen, auf denen Wald- und Naturkindergärten betrieben werden könnten. "Am Ende braucht es ja nicht viel mehr als eine Grünfläche und für die Tage mit ganz schlechtem Wetter eine Ausweichmöglichkeit" wie einen mobilen Container oder Bauwagen, sagt Beatrix Burkhardt, die bildungspolitische Sprecherin.

Die Stadt solle sich außerdem um eine schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse bemühen, damit Erzieherinnen und Erzieher aus dem Ausland leichter in München arbeiten können. Und sie soll Firmen, Kliniken und Universitäten mit einer Kampagne über die Möglichkeit informieren, Betriebs- und Mini-Kitas zu gründen. In diesem Modell werden bis zu zehn Kinder von Fachkräften auf bis zu 150 Quadratmetern Fläche betreut; der Arbeitgeber kann sich an den Kosten für die Infrastruktur beteiligen. Ein Betreuungsangebot am Arbeitsplatz sei nicht nur für viele Eltern attraktiv, um Beruf und Familie vereinbaren zu können, heißt es im Antrag. "Auch die Betriebe, die Kinderbetreuung anbieten, finden leichter die benötigten Fachkräfte."

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SZ vom 30.08.2019/zara
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