Kinderbetreuung:Bessere Chancen auf die Wunsch-Kita

In Niedersachsen fehlen Kita- und Krippenplätze

Kinder in München sollen häufiger in der Kita spielen dürfen (Symbolbild), die ihre Eltern bevorzugen.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Das Bildungsreferat möchte die Regeln des Online-Portals "Kita-Finder" ändern. Die Zuteilung der Plätze soll den Wünschen der Eltern weiter entgegenkommen.
  • Eltern sollen bei der Anmeldung über den "Kita-Finder" eine einzelne Wunsch-Einrichtung angeben können, an der sie dann bessere Chancen haben.
  • Außerdem soll die Vergabe der Plätze schneller und transparenter werden.

Von Jakob Wetzel

Eltern brauchen gute Nerven - vor allem, wenn sie in München einen Platz in einer Krippe oder einem Kindergarten suchen. Seit Herbst 2014 gibt es das Online-Portal "Kita-Finder", das alles einfacher machen sollte. Doch die Platzvergabe zieht sich noch immer hin: Im vergangenen Jahr hatten viele Familien selbst bei Schulbeginn im September noch keine feste Zusage, fünf Monate nach dem Stichtag für die Anmeldung. Das Bildungsreferat möchte deshalb jetzt die Regeln ändern und nicht nur die Zuteilung der Plätze beschleunigen, sondern auch den Wünschen der Eltern weiter entgegenkommen.

Eltern sollen demnach in Zukunft bei der Anmeldung über den "Kita-Finder" eine einzelne Wunsch-Einrichtung angeben können, an der sie dann bessere Chancen haben, einen Platz zu bekommen. Nötig ist das, weil viele Eltern ihre Kinder an möglichst vielen Einrichtungen zugleich anmelden, auch an weiter entfernten, um ihre Chance zu erhöhen, überhaupt einen Platz zu bekommen. Wenn sie dort eine Zusage bekommen, zögern sie aber häufig, weil sie noch auf eine andere, nähere Kita hoffen, oder nehmen den Platz zwar an, versuchen aber zu wechseln. All das kostet Zeit.

Das Bildungsreferat will nun, dass sich Eltern zwar weiterhin an mehreren Einrichtungen anmelden können. Wenn sie aber eine Priorität angeben, kann die Stadt diejenigen Plätze bevorzugt vermitteln, die sich die Eltern wirklich wünschen. Am Donnerstag wollen der Bildungs- sowie der Kinder- und Jugendhilfe-Ausschuss des Stadtrats darüber beraten. Greifen soll die Reform zum Herbst 2020. Im "Kita-Finder" können Eltern schon seit Dezember eine Lieblings-Kita angeben, unter dem Vorbehalt, dass der Stadtrat zustimmt.

Darüber hinaus schlägt das Bildungsreferat vor, die Vergabe transparenter zu gestalten: Wer sich über den "Kita-Finder" anmeldet, soll öfter als bisher per E-Mail über den aktuellen Stand der Vergabe informiert und damit weniger lange im Ungewissen gelassen werden. Und schließlich sollen auch die Regeln für Geschwisterkinder präzisiert werden. Bei der Platzvergabe werden Kinder bevorzugt, wenn bereits ein Geschwisterkind in derselben Einrichtung betreut wird. Bisher jedoch war nicht geklärt, welche Kinder eigentlich als Geschwister gelten, was offenbar immer wieder Anlass zu Nachfragen gegeben hat. Das Bildungsreferat schlägt nun vor, nicht darauf zu sehen, ob Kinder dieselben leiblichen Eltern haben, sondern ob sie in einem Haushalt zusammenleben. Das trage nicht nur der Realität von Patchwork-Familien Rechnung, sondern entspreche auch dem Sinn der Regelung: nämlich Familien den Alltag zu erleichtern, indem sie zum Bringen und Abholen der Kinder nicht mehrere Einrichtungen ansteuern müssen.

Die Möglichkeit, eine Wunsch-Einrichtung zu benennen, hatte im November die SPD im Stadtrat gefordert. Im vergangenen Jahr seien die Wartezeit und entsprechend auch die Klagen über die Platzvergabe und den Kita-Finder besonders laut geworden, sagt die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Julia Schönfeld-Knor. Das habe auch daran gelegen, dass weniger Plätze frei wurden als gedacht: Mit dem vom Freistaat eingeführten Einschulungskorridor können sich Eltern einfacher dafür entscheiden, ihre Kinder noch ein Jahr länger in den Kindergarten gehen zu lassen. Von der Priorisierung erhofft sich Schönfeld-Knor nun einen deutlichen Effekt: Sie glaube, dass damit künftig vielleicht 85 Prozent der Eltern schon innerhalb von zwei Wochen eine passende Zusage erhalten können, sagt sie. Und wenn die Änderung nicht das erwünschte Ergebnis bringe, könne man nachbessern.

Die CSU ist bereits skeptisch. Die Priorisierung sei eine nette Idee, sagt Beatrix Burkhardt, die bildungspolitische Sprecherin. Aber man müsse abwarten, ob sie tatsächlich etwas bewirke. Das Bildungsreferat nenne keine konkrete Zeitvorgabe, bemängelt sie. Und wenn Eltern eine einzelne Wunsch-Einrichtung wählen dürften, sollten sie dafür auch sachliche Gründe angeben müssen, ähnlich wie bei einem Gastschulantrag.

Die Grünen hatten zuletzt noch weiter reichende Reformen gefordert: etwa, dass jede Familie nur Zusagen für eine, maximal für zwei Kitas bekommen dürfe. Die Eltern hätten ja bei der Anmeldung schon ausgewählt, so das Argument. Dieser Vorschlag sei jedoch nicht umsetzbar, heißt es vom Bildungsreferat: Auf die Platzvergabe von privaten Kitas etwa dürfe die Stadt keinen Einfluss nehmen. Die Priorisierung aber hält Grünen-Stadtrat Sebastian Weisenburger für einen Schritt in die richtige Richtung. Er hoffe, dass künftig wieder mehr über die Qualität der Betreuung gesprochen werden könne, sagt er. Und nicht immer nur über das Problem, überhaupt einen Platz zu bekommen.

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