Städtische Kinderbetreuung:Corona dünnt die Eltern-Kontakte aus

Lesezeit: 2 min

Viel Notbetreuung, viel Zufriedenheit, aber auch weniger Transparenz: Die Elternumfrage zur Kita-Situation ergibt ein differenziertes Bild. (Foto: Stephan Rumpf)

Sieben von zehn Kindern gehen gerne in ihre Kita. Die jährliche Umfrage des Bildungsreferats unter den Erziehungsberechtigten ergibt aber auch, dass der Pandemie-Alltag den Austausch zwischen Kita und Eltern erschwert hat.

Von Kathrin Aldenhoff

Sieben von zehn Kindern gehen sehr gerne in ihre Kita. Das hat die diesjährige Elternbefragung in den städtischen Kindertageseinrichtungen ergeben. An der Befragung Anfang März dieses Jahres haben sich 48 Prozent der Eltern beteiligt, deren Kinder eine städtische Krippe, einen Kindergarten, ein Haus für Kinder, einen Hort oder eine Einrichtung des kooperativen Ganztags besuchen. Das ist nach Angaben des Referats für Bildung und Sport eine Steigerung von knapp sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

"Es freut uns, dass so viele Eltern an der Umfrage teilgenommen haben und dass sie zum Großteil zufrieden sind", sagt Daniel Gromotka vom Gemeinsamen Elternbeirat der städtischen Horte und Tagesheime. "Der Fragebogen ist allerdings aus Elternsicht sehr abstrakt."

Vieles wie zum Beispiel die Frage, ob ein Kind in der Kita genug Zeit für sich hat, könnten Eltern nicht gut einschätzen, weil sie es gar nicht mitbekommen. Die gemeinsamen Elternbeiräte wünschen sich konkretere Fragen, etwa nach Musik- und Kunstangeboten, nach dem Essen oder der Zufriedenheit mit der digitalen Kommunikation. Gromotka kritisiert: "Dieser Fragebogen ist nicht geeignet, um herauszufinden, wo es wirklich brennt und drückt."

Die meisten Eltern sehen ihren Betreuungsbedarf voll gedeckt

Der Großteil der Eltern, nämlich 92,7 Prozent, gab an, die Öffnungszeiten der Einrichtung entsprächen ihrem Bedarf. Schlechtere Umfrageergebnisse als im Vorjahr gab es vor allem beim Punkt Erziehungspartnerschaft: Rund 74 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass sie jährlich zu einem Entwicklungsgespräch in die Kita eingeladen werden. Im Vorjahr waren es rund 84 Prozent gewesen. "Gerade jetzt sind solche Gespräche sehr wichtig", sagt Gromotka. Er wünscht sich, dass die Erzieherinnen auf die Eltern zugehen, bei denen sie einen Bedarf sehen.

Die Umfrage ergab im Vergleich zum Vorjahr auch, dass sich die Eltern weniger willkommen in der Kita fühlen, und sie stimmten seltener der Aussage zu, sie könnten sich mit den Erzieherinnen über ihr Kind austauschen. Auch im Bereich Pädagogik waren einzelne Ergebnisse etwas schlechter als im Vorjahr. Der Aussage, "Mein Kind wird unterstützt, andere Menschen so anzunehmen, wie sie sind", stimmten rund 82 Prozent der Eltern voll und ganz oder eher zu. Im Vorjahr waren es rund 85 Prozent gewesen. Die Eltern von Hortkindern bewerteten die Freizeitmöglichkeiten ihrer Kinder schlechter als im Vorjahr. Leicht verbessert hat sich aus Sicht der Eltern die Unterstützung bei den Hausaufgaben.

Nach Einschätzung des Referats für Bildung und Sport (RBS) könnte bei den Themen Pädagogik und Erziehungspartnerschaft die Corona-Pandemie ihre Auswirkungen zeigen. Die pandemiebedingten Maßnahmen wirkten sich sowohl auf den pädagogischen Alltag als auch auf die Kontaktmöglichkeiten zwischen Einrichtung und Eltern aus.

"Verschiedene Aktivitäten waren nur eingeschränkt beziehungsweise gar nicht möglich, auch waren die sonst engen Austauschmöglichkeiten mit den Eltern stark reduziert", heißt es in einer Vorlage für den Bildungsausschuss. Wichtig sei es, dass die einzelnen Kita-Teams gegebenenfalls mit den Elternvertretungen analysierten, wie sich die Zusammenarbeit unter den aktuellen Bedingungen künftig gestalten lasse.

Mehr als die Hälfte der Eltern lobt Personal und Projekte

Die Eltern konnten auch eigene Themen ansprechen. Mehr als die Hälfte der Eltern, die das taten, lobten das Kita-Personal, Projekte und pädagogische Angebote. Einige wünschten sich mehr Angebote, tägliche Informationen über ihr Kind und häufigere Elterngespräche.

Die Bewertungen der Mütter und Väter, schreibt das RBS, seien auch heuer wieder ausgesprochen gut ausgefallen. Es falle aber auf, dass Eltern oft angegeben hätten, etwas nicht beurteilen zu können oder keine Angaben gemacht hätten. "Dies kann an den ungewöhnlichen Zeiten der Notbetreuung im vergangenen Jahr liegen. Es wird vor Ort zu analysieren sein, ob noch besondere Anstrengungen erforderlich sind, die notwendige Transparenz zum Alltag zu geben", heißt es in der Vorlage der Behörde.

Die Stadt ist mit mehr als 38 000 Betreuungsplätzen in rund 450 Einrichtungen der größte Anbieter von Kinderbetreuung in München. Insgesamt gibt es 1450 Kitas in der Stadt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBildung in München
:"Die sozialen und emotionalen Folgen für Kinder sind enorm"

Seit seinem Amtsantritt muss Stadtschulrat Florian Kraus vor allem Krisenmanagement betreiben. Ein Gespräch über die Probleme des Distanzunterrichts, verzögerte Sanierungen und was ihm eigentlich am Herzen läge, wenn nicht Pandemie wäre.

Interview von Kathrin Aldenhoff und Anna Hoben

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: