Kino-Premiere:Voll crazy, Oida!

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"Christiaaan! Herr Ulmen!", rufen die Fotografen Christian Ulmen für das beste Bild entgegen. (Foto: dpa)

Auf dem Gesicht von Felix Neureuther macht sich ein großes Fragezeichen breit, Beatrice Egli schwärmt von ihrer Besetzung als gute Fee - und Christian Ulmen beweist, dass er die größte Rote-Teppich-Erfahrung hat: Das großes Schaulaufen bei der Deutschlandpremiere von "Playmobil - der Film".

Von Thomas Becker

Es gibt Menschen, denen man einfach ansieht, was sie gerade denken. Felix Neureuther ist so einer. Da steht der frisch pensionierte Skirennläufer also mit einem halben Dutzend Kollegen auf dem roten Teppich des Mathäser-Kinos, wird von einem Rudel wild gewordener Fotografen gut eine Viertelstunde lang in einer Lautstärke angeschrien, als hätten allesamt kollektiv das Gehör verloren, und irgendwann verdichtet sich Neureuthers Gesichtsausdruck zu einem etwa vier Meter hohen Fragezeichen: Was zur Hölle mache ich eigentlich hier? Nun, dummerweise kennt er die Antwort: Er macht Werbung für "Playmobil - der Film", bei dem er sich erstmals als Synchronsprecher versucht hat. Und da ist der Blitzlicht- und Interview-Wahnsinn vor einer Deutschland-Permiere nun mal unausweichlich. Als die Mikros aus sind, sagt er: "Ich wär' ja jetzt lieber in den Bergen."

Wir sind aber jetzt im Kino. Also, der Film: Marlas Bruder Charlie verschwindet plötzlich im Playmobil-Universum. Um ihn zurückzubringen, muss auch sie sich in diese Parallelwelt begeben, wo sie bald Hilfe von skurrilen Weggefährten erhält: Mit Geheimagent Rex Dasher, dem verrückten Foodtruck-Besitzer Del und einer guten Fee stürzt sie sich in das Abenteuer, um... na, den Rest kann man sich dann ja ansehen.

Während die Kinderscharen von den Eltern für Schnappschüsse vor die lebensgroßen Playmobilfiguren geschubst werden ("Will aber kein Foto machen!"), stürzen sich die anderen Erwachsenen auf die Synchronstimmen. Das Gesicht zum prominentesten Sprecher, das von Schauspieler Matthias Schweighöfer, bekommt man an diesem Sonntagnachmittag aber nicht zu sehen. "Der dreht gerade", heißt es knapp. Dafür steht auf der Gästeliste eine beachtliche Zahl von sogenannten Influencern, Schauspielern und Fernsehmoderatoren.

Von allen Beteiligten die meiste Rote-Teppich-Erfahrung hat wohl Christian Ulmen. Und genau so kommt er auch daher: schwarzer Anzug, weißes Hemd - damit kann man nichts falsch machen. Lässig hört er über das "Christiaaan! Herr Ulmen!"-Geplärre hinweg, schreibt Autogramme, knipst Fan-Selfies und erzählt, dass er als Kind natürlich mit den besagten Figuren gespielt habe, mit Neureuther im Winter mal zum Langlaufen gehen wolle und dass Leute, die von sich sagen, sie seien irgendwie crazy oder verrückt, ihm suspekt seien.

Explizit angesprochen hat er seine Teppich-Nachbarin Beatrice Egli damit zwar nicht, aber so wie sich die Schlagersängerin in ihrem regenbogenfarbenen Bauscherock für die Kameras ins Zeug legt, kann einem das schon mal suspekt sein. Ihr Begeisterungslevel liegt Welten über dem von Neureuther: "Die gute Fee ist einfach die perfekte Rolle für mich! Sie hat so viel Energie, ist immer so positiv und frech! Ich freue mich riesig!" Kein Satz ohne Ausrufezeichen. Auch sie habe - natürlich - früher mit den Figuren gespielt: "Ich habe drei Brüder. Da gab es vor allem Piraten und Polizisten. Aber bei meinem kleinen Neffen kommt jetzt auch mal die Zauberfee zum Einsatz."

Sänger Michael Patrick Kelly erzählt ebenfalls vom Piratenschiff: "Das hab' ich mir mit sieben zu Weihnachten gewünscht, auch bekommen - und jetzt, 35 Jahre später, schließt sich da ein Kreis." Wie schön. Komiker Ralf Schmitz meint: "Wenn man sich diesen Kindesblick nicht bewahrt, macht man etwas falsch." Auch Regina Halmich hatte wohl Spaß: "Ich darf eine mutige, toughe Amazone spielen: ein total modernes Frauenbild!" Auch früher hieß es bei ihr "eher Piratenlandschaft als Barbie", so die Ex-Boxerin.

So gesehen ist Ex-Wintersportler Neureuther als Eskimo ja noch einigermaßen naturgerecht besetzt. Er sei ebenfalls mit den Figuren groß geworden. Eine solche Figur zum Leben zu erwecken, sei "toll, aber ungewohnt". Im Studio habe man ihm immerzu gesagt, dass der Zuschauer auch seine Bewegungen hören könne. Er habe darauf nur gemeint: "Oida!"

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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