Kindervilla in Haidhausen:Auf nach Ramersdorf

Kindervilla in Haidhausen: Adieu gelbes Haus: der Elternbeirat Anfang 2020 vor der Kindervilla.

Adieu gelbes Haus: der Elternbeirat Anfang 2020 vor der Kindervilla.

(Foto: Robert Haas)

Dass die Kindervilla wegen der Gasteig-Sanierung an den Stadtrand zieht, gefällt weder Eltern noch Lokalpolitikern

Von Patrik Stäbler, Haidhausen

In Haidhausen anfangen, in Ramersdorf enden: Dieses Schema ist bei der Immobiliensuche in München nicht unüblich. Nun hat auch die Stadt selbst diesen Weg beschritten - und zwar mit der Kindervilla, die wegen der Sanierung des benachbarten Gasteig Ende 2021 aus ihrem gelben Haus an der Kellerstraße ausziehen muss. Dem Referat für Bildung und Sport (RBS) zufolge wurden 30 mögliche Interimsquartiere in Haidhausen, der Au und den angrenzen Stadtbezirken untersucht - jedoch ohne Erfolg. Und so zieht die Kindervilla nun nach Ramersdorf in einen Neubau an der Aschauer Straße um. Dort können sowohl die Kinder als auch das Personal der Einrichtung komplett zusammenbleiben - einerseits. Andererseits sind einige Eltern nur wenig begeistert von dem Umzug. Die zwei betroffenen Bezirksausschüsse haben eine kritische und eine mahnende Stellungnahme abgegeben.

Aktuell verfügt die Kindervilla über 61 Plätze in drei Krippen- und einer Kindergartengruppe. Das Haus für Kinder an der Aschauer Straße wird laut RBS eine zusätzliche Kindergartengruppe und somit 86 Plätze umfassen. Der Neubau ist Teil eines größeren Vorhabens, das die Errichtung einer sechszügigen Realschule samt Dreifachturnhalle vorsieht. Im Herbst 2021, so der Plan, könne die Betreuungseinrichtung bezogen werden. Allen Eltern der Haidhauser Kinder sei ein Umzug nach Ramersdorf angeboten worden, etwa zwei Drittel hätten dies auch angenommen, sagt Jan Gerstmann vom Elternbeirat der Kindervilla. Der große Vorteil dieser Variante sei, "dass die Kinder im gewohnten Umfeld bleiben - und auch bei den bekannten Erzieherinnen", so Gerstmann. Zugleich bedeute der Umzug für viele Eltern einen "logistischen Mehraufwand". Bei ihm selbst etwa würde die Fahrt nach Ramersdorf den morgendlichen Arbeitsweg um zweieinhalb Kilometer verlängern. "Ich sehe das Ganze zwiegespalten", sagt Gerstmann. "Und ich denke, viele Eltern haben sich gedacht: lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach."

Wobei das RBS angibt, dass es sämtlichen Kindern, deren Eltern nicht umziehen wollen, einen Betreuungsplatz in einer anderen Kindertagesstätte im Stadtbezirk Au-Haidhausen anbieten wird. Dort sind freie Krippen- und Kindergartenplätze bekanntlich rar - und genau an diesem Punkt setzt auch der örtliche Bezirksausschuss (BA) an. "Unsere Forderung ist, dass die Gesamtkapazität der Betreuungsplätze in Au-Haidhausen erhalten bleibt", betont Eva-Maria Lankes (Grüne), Vorsitzende des BA-Unterausschusses Soziales. Sprich: An anderer Stelle im Stadtbezirk müssten neue Kitaplätze entstehen. Darüber hinaus, so Lankes, werde der BA darauf drängen, "dass nach der Sanierung des Gasteig wieder ein Kindergarten in das Haus in der Kellerstraße einzieht".

Kritik am geplanten Umzug kommt derweil vom BA Ramersdorf-Perlach. Er hat die Verlagerung der Kindervilla an die Aschauer Straße abgelehnt, da durch den Einzug der Haidhauser Kinder etliche Betreuungsplätze für Kinder aus Ramersdorf-West verloren gingen. Tatsächlich wäre die Einrichtung, falls wie angekündigt circa 40 Kinder mit umziehen, beinahe zur Hälfte belegt. Der Vorteil sei, so das RBS, dass die Betreuung dort "ab dem ersten Tag mit einem eingespielten Team und einem bewährten pädagogischen Konzept in hoher Qualität starten kann".

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