Auszug aus dem Hauptbahnhof:Kinder- und Jugendmuseum erneut auf Standortsuche

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Wo dürfen die kleinen Besucher künftig tüfteln? Auf dem Tisch liegen zwei Optionen: Riem und die Schwanthalerhöhe. (Foto: Kindermuseum)

Das Museum sollte in einen Neubau an der Schwanthalerhöhe ziehen. Doch der Investor kann das Projekt so nicht realisieren. Jetzt steht plötzlich eine andere Option zur Debatte.

Von Julian Meier

Mitten in München gibt es eine kleine Parallelwelt für Kinder: Beschriebene Hauswände sind da gerade zu sehen, bunt ausgefüllte Löcher im Asphalt und Spinnennetze aus Wolle. In der "StyleCity", der aktuellen Ausstellung im Kinder- und Jugendmuseum im Starnberger Flügelbahnhof, können sich die Kleinen an verschiedenen Streetart-Techniken ausprobieren. Doch mit dieser Welt ist dort demnächst Schluss. Seit 2014 steht fest, dass das Museum wegen des Hauptbahnhof-Neubaus einen anderen Standort braucht. Geplant war ein Umzug in einen Neubau an der Schwanthalerhöhe. Doch der Stadtratsbeschluss von April 2020 sei hinfällig, teilt Jennifer Becker, Sprecherin des Kulturreferats, nun mit.

Der Investor würde das Vorhaben nicht realisieren können. Er hätte stattdessen eine neue Option angeboten, auch an der Schwanthalerhöhe. Die sei allerdings teurer als die ursprünglich geplante Lösung. "Die finanziellen Auswirkungen sind in einer Größenordnung, dass man schon eine Alternative vorschlagen muss. Man kann ja nicht sagen: Wir machen das jetzt, koste es, was es wolle", sagt Becker. Um welche Größenordnung an Mehrkosten es sich handelt, will sie mit Verweis auf interne Verträge nicht preisgeben.

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Als Alternative kommt nun das ehemalige Bauzentrum in der Messestadt Riem ins Gespräch. Das Kulturreferat will dem Stadtrat beide Optionen vorschlagen, der soll dann entscheiden, wohin das Museum ziehen wird. Für Politiker verschiedenster Parteien kommt diese Entwicklung überraschend. Die CSU-Stadtratsfraktion stellte sogleich eine Anfrage an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und verlangte eine Erklärung, warum der Stadtrat nicht informiert wurde. Und auch der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe reagierte verstimmt. In einem gemeinsamen Beschluss aller Fraktionen fordert das Gremium, den ursprünglichen Stadtratsbeschluss "zügig" umzusetzen.

Die BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) erklärte, dass sie ein Votum des Stadtrats pro Riem akzeptieren würde, wenn sich das als besserer Standort herausstellen sollte. "Aber dann müssen die Zahlen transparent auf den Tisch, und das sehe ich gerade noch nicht. Ich finde es problematisch, einen Grundsatzbeschluss so total über den Haufen zu schmeißen." Was sie ebenfalls stört, ist die Kommunikation des Kulturreferats. Oder besser gesagt die nicht vorhandene Kommunikation. Denn erfahren hat Stöhr von den Plänen für Riem vom Investor.

Die gewünschte zentrale Lage hätte man beim Standort Bauzentrum nicht. Dabei hatte der Geschäftsführer des Museums, Andreas Ernstberger, schon vor Jahren genau das gewollt. "Sicherlich wäre ein zentraler Standort das Optimum, aber auch ein dezentraler Standort kann bei einer guten öffentlichen Anbindung attraktiv gestaltet werden", teilt eine Sprecherin des Museums mit. Der Standort Riem sei aufgrund des direkten U-Bahn-Anschlusses eine vorstellbare Variante. Man befinde sich dazu in "enger Abstimmung" mit dem Kulturreferat.

Auch Jennifer Becker vom Kulturreferat betont den guten Anschluss an das U-Bahn-Netz. Zusätzlich sei Riem "ein kinderreiches Viertel". Entscheiden muss am Ende aber der Stadtrat. Bis auf weiteres läuft der Betrieb im Hauptbahnhof weiter. Die Planungen reichen nach Auskunft des Museums bis 2024, eine konkrete Aussage von der Deutschen Bahn bezüglich eines Auszugstermins gebe es nicht.

Derweil ist im Museum bereits die Folgeausstellung in Planung: Ab Mai folgt auf "StyleCity" die Ausstellung "Tüftlergenies" zum Thema Erfindungen. Den Kindern dürfte es dabei relativ gleichgültig sein, wo sie sich gerade befinden, wenn sie selbst zu kleinen Erfinderinnen und Erfindern werden.

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