Aktion im Deutschen Museum:Sechs herzkranke Kinder telefonieren mit der Raumstation ISS

MUENCHEN: Video-Liveschalte mit einem Astronauten der ISS und dem Bundespräsidenten

Liveschalte in den Weltraum: Astronaut Matthias Maurer spricht von der Internationalen Raumstation ISS aus mit herzkranken Kindern im Deutschen Museum.

(Foto: Leonhard Simon)

Vom Deutschen Museum ins Weltall: Die Kinder fragen den Astronauten Matthias Maurer, was er eigentlich da oben macht - und dann schaltet sich auch noch der Bundespräsident ein.

Von Joachim Mölter

Man hat nicht oft die Gelegenheit, mit dem Weltraum zu telefonieren, nicht einmal als Chefin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Auch für Anke Kaysser-Pyzalla, 55, war es eine Premiere, als sie am Samstagmittag via Satellit in einen Video-Call zur internationalen Raumstation ISS geschaltet wurde, in der der deutsche Astronaut Matthias Maurer derzeit um die Erde kreist. Zu verdanken hatte die seit einem Jahr amtierende Kaysser-Pyzalla diese Chance einer Aktion der "Stiftung KinderHerz", die sich um Kinder mit angeborenen Herzfehlern kümmert. Sechs von ihnen, die im hiesigen Herzzentrum betreut werden, redeten auch mit - vom Deutschen Museum aus.

Was hat der Astronaut Maurer überhaupt mit herzkranken Kindern zu tun? Nun, der 51-Jährige ist Botschafter der Stiftung und forscht als promovierter Werkstoffwissenschaftler an Materialien, die auch Herzpatienten zugute kommen. "Jeder kennt die Teflon-Pfanne", erklärte die Stiftungsvorsitzende Sylvia Paul zu Beginn der im Internet übertragenen Gesprächsrunde, "aber nur wenige kennen die Nitrol-Schirme, mit denen man Löcher in Kinderherzen schließen kann." Wie Maurer bestätigte, experimentiert er gerade tatsächlich mit der Züchtung von Herzzellen. Es ist ein langfristiges Projekt: "Wir legen hier die Grundlage, dass irgendwann einmal eine zweite Herzkammer an ein fehlerhaftes Herz operiert werden kann."

"Manchmal schwebe ich einfach nur in meinem Modul und fühle mich wie ein Schmetterling"

Bevor Maurer auf den Bildschirmen im früheren Planetarium des Museums erschien, schaltete sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von Berlin aus ins Gespräch ein: "Ich freue mich, dass wir heute gemeinsam einen Ausflug in den Weltraum unternehmen können", sagte er und plauderte noch ein wenig mit den eher mehr als weniger aufgeregten Kindern. Alsbald meldete sich dann die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa: "Houston calling!" Dort machten sie noch einen Soundcheck, und dann war Matthias Maurer zu sehen - inmitten von Kisten und Geräten, Bildschirmen und Kabeln. Nach einem Monat auf der ISS freue er sich auf die Abwechslung, sagte er und verriet, dass er samstags sowieso nicht viel zu tun habe: "Nur aufräumen und putzen."

Die zwölfjährige Clara fragte ihn erst mal, woraus so eine Weltraumstation überhaupt bestehe. "Aus vielen Modulen aus Aluminium und Titan", antwortete Maurer, die Module seien "wie Wohnwagen, von denen ganz viele aneinander gekoppelt sind".

Alessandro, zehn Jahre alt, wollte wissen, ob Maurer die ganze Zeit experimentiere oder auch mal entspanne - und wenn ja, wie? Abgesehen davon, dass er täglich zweieinhalb Stunden Sport treibe, um dem durch die Schwerelosigkeit verursachten Muskel- und Knochenabbau entgegenzuwirken, lasse er sich gern treiben, sagte Maurer: "Manchmal schwebe ich einfach nur in meinem Modul und fühle mich ein bisschen wie ein Schmetterling."

Aus Nohfelden im Saarland, Maurers Heimat, waren weitere Kinder zugeschaltet, sie fragten, ob man im Weltall so rieche und schmecke wie auf der Erde? Anhand einer dampfenden Suppe erklärte Maurer, wie aufsteigende Luft Duft verbreitet. Da in der Schwerelosigkeit aber keine Luft aufsteige, rieche man auch weniger. "Manchmal ist das vielleicht ganz gut", fügte er hinzu, "weil man hier oben seltener duschen kann." Ähnlich sei es mit dem Geschmackssinn: "Wir würzen hier alles viel stärker."

"Das sieht nicht sehr gemütlich aus in der Raumstation"

Für den neunjährigen Paul war das mit dem Duschen "ganz lustig". Ansonsten sei wenig neu gewesen für ihn, versicherte er: Er hatte sich mit seinen Eltern und einigen Videos gut vorbereitet. Isabelle, 11, fand: "Das sieht nicht sehr gemütlich aus in der Raumstation." Sie hatte sich ein großes Fenster vorgestellt, durch das man die Erde sieht, und nur links und rechts ein paar Geräte.

Binta, 12, wiederum war beeindruckt, wie Maurer den Ausblick durchs Fenster geschildert hatte: Dass man von der ISS nicht nach unten auf die Erde schaue, sondern nach oben. Auf der Erde erscheine einem der Himmel blau - vom Weltraum aus gesehen "ist er eigentlich schwarz", berichtete der Astronaut. Und trotzdem sehe man blau, wenn man hochschaue - die Erde eben. "Ein Bild, das man nur schwer beschreiben kann", wie er zugab.

Felix, 13, fand trotzdem, dass Matthias Maurer "sehr gut erklärt habe". Er habe zwar gewusst, "dass es da oben viel Technik gibt. Es ist ja kein Urlaub". Und das mit dem Duschen "hätte man sich denken können". Aber dass man im Weltraum nicht so gut riechen und schmecken könne, fand auch er spannend.

Nach 25 Minuten war die Unterhaltung vorbei, mehr gab die Satellitenverbindung zu der mit 28 000 Kilometer pro Stunde über Südamerika rasenden ISS nicht her. Matthias Maurer winkte den Kindern zum Abschied noch aus dem Weltraum zu. "Es war mir eine Freude", sagte er, "und auch eine Herzensangelegenheit."

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