MüllabfuhrBiomüll wird in München jetzt von der KI gescannt

Lesezeit: 2 Min.

Die Müllwerker in München könnten Hilfe von künstlicher Intelligenz bekommen: Aktuell untersucht die KI in einem Testlauf den Biomüll einiger Bewohnerinnen und Bewohner.
Die Müllwerker in München könnten Hilfe von künstlicher Intelligenz bekommen: Aktuell untersucht die KI in einem Testlauf den Biomüll einiger Bewohnerinnen und Bewohner. (Foto: Stephan Rumpf)

Künstliche Intelligenz hält in immer mehr Bereichen Einzug. Nun setzt auch die Münchner Müllabfuhr auf die neue Technik. Was sie sich davon verspricht.

Von Sofia Löffler

Am Abend noch schnell die frisch geleerte Bio-Tonne von der Straße holen, um festzustellen: Der Müll ist immer noch drin. Wenn das passiert, war vielleicht zu viel Plastik im Biomüll.

Seit Anfang April sind in der Stadt Müllautos im Einsatz, die mit künstlicher Intelligenz (KI) und Kameras ausgestattet sind. Wenn eines dieser Fahrzeuge den Müll ins Innere des Wagens kippt, scannt die KI den Abfall. Die Bilder des Mülls werden mit einer Fotodatenbank abgeglichen. Sollten sich zu viele Fremdstoffe wie Plastik oder Glas darin befinden, leuchtet eine Signallampe.

Stichprobenartig werden die Mülltonnen außerdem von Qualitätskontrolleuren überprüft. Sollten sie zu viele Störstoffe feststellen, werden die Tonnen nicht geleert. Das Abholen „des Restmülls“ ist dann kostenpflichtig.

Hintergrund ist eine Kampagne des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) mit dem Ziel, die Menge und die Qualität des gesammelten Bio-Abfalls zu erhöhen. Gleichzeitig soll das Restmüllaufkommen reduziert werden. Die Motive für die Kampagne werden in der ganzen Stadt zu sehen sein.

Aktuell läuft das Pilotprojekt mit drei verschiedenen Systemen, die an insgesamt fünf Fahrzeugen des bestehenden Fuhrparks getestet werden. Sollte man in Zukunft jede Tonne in München auf Fremdstoffe scannen, müssten die aktuell circa 160 Mülleinsammelfahrzeuge mit der neuen Technik ausgestattet werden. Das Pilotprojekt wird noch bis September 2025 laufen. Es dient vorwiegend dazu, die verschiedenen KI-Systeme im Alltag zu testen. Für die Bürger wird sich dadurch erst einmal nichts ändern.

In zwei Gebieten in und um Giesing testet der AWM auch gezielt verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Bioabfallsammlung. In einem ausgewählten Gebiet werden Bio-Eimer, Papiertüten sowie Informationsmaterial an die Haushalte verteilt. Der AWM berät die Bürger direkt zur richtigen Trennung von Bioabfall. Zusätzlich soll das Thema verstärkt in den örtlichen Grundschulen behandelt werden.

Münchens eingesammelter Biomüll liefert Strom. Am 3. April 2025 hat der Münchner Stadtrat den Bau einer neuen Bioabfallverwertungsanlage genehmigt, die 2028 starten soll. Die bestehende Anlage, die Strom aus Biomüll erzeugt, ist veraltet und muss ersetzt werden. Durch die Vergärung des Biomülls entsteht Biogas, das in Strom und Wärme umgewandelt wird. Die neue Anlage kann 60 000 Tonnen Bioabfall jährlich verarbeiten. Eine Erweiterung auf 72 000 Tonnen jährlich sei möglich.

Doch dafür müssten die Münchner mehr Biomüll sammeln. Laut der Fraktion Grüne/Rosa Liste werde in der Stadt weniger Biomüll getrennt als im bundesweiten Durchschnitt, zu viel davon lande im Restmüll. Ein erster Schritt zu mehr Biomüll könnten die KI-gesteuerten Laster sein.

Hinweis: In einer früheren Version haben wir geschrieben, dass die Biomülltonne nach dem KI-Scan nicht geleert wird, sollte sie zu viele Störstoffe enthalten. Diese Aussage wurde vom AWM korrigiert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

To-go-Becher und Co.
:Führt München jetzt eine Verpackungsteuer ein?

Das Tübinger Modell ist rechtens: Die Stadt verlangt unter anderem 50 Cent für Einwegverpackungen. Sollte München jetzt nachziehen? Darüber gehen die Vorstellungen im Rathaus weit auseinander.

SZ PlusVon Bernd Kastner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: