Rosenstraße:Umstrittener Neubau in der Fußgängerzone

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Der österreichische Investor Signa will nach der Schließung des Traditionsgeschäfts Kaut-Bullinger das alte Haus abreißen und durch ein größeres ersetzen. Doch die Pläne stoßen bei Lokalpolitikern auf Widerstand.

Von Julian Raff

Im Februar dieses Jahres hat das traditionsreiche Schreibwarengeschäft Kaut-Bullinger seine Türen in der Fußgängerzone geschlossen, nun steht mit dem Abriss des Hauptsitzes an der Rosenstraße und dem anschließenden Neubau eines Büro- und Geschäftshauses auch eine optische Veränderung an, die bald Baubeamte und Stadträte beschäftigen wird und schon im Vorfeld auf Kritik stößt: Die Signa Real Estate des in München vor allem als Kaufhof-Eigentümer und Investor in der Alten Akademie bekannten Unternehmers René Benko fragt derzeit bei der Lokalbaukommission (LBK) mit dem Projekt einer Gewerbeimmobilie an.

Mit dem Bau soll noch im kommenden Jahr begonnen werden, die Fertigstellung ist bis 2025 geplant. Mit knapp 4200 Quadratmeter Geschossfläche und einem zusätzlichen sechsten Geschoss fällt das Bauvorhaben größer aus als das bisherige Bestandsgebäude. Als Problem auf dem Weg zur Baugenehmigung könnte sich herausstellen, dass der Baukörper das Limit des bestehenden Bebauungsplans um rund 1000 Quadratmeter Geschossfläche überschreitet. Der Plan setzt eine Grenze, indem er vorschreibt, dass die Gesamt-Innenfläche maximal das 5,8-fache der Grundfläche betragen darf.

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Zwar überschreitet bereits der vorhandene Bau diese Geschossflächenzahl, allerdings würde beim Abriss nicht der Bestandsschutz gelten, sondern das Planwerk. Hiervon geht der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel aus und empfiehlt der LBK, das Projekt abzulehnen, nicht grundsätzlich, aber in seiner jetzigen Form, wie die City-Vertreter betonen. Schwerwiegend fällt die Überschreitung aus ihrer Sicht auch deshalb aus, weil das neue Gebäude die Nachbarhäuser deutlich überragen würde. Die auf dem Dach sichtbar angebrachte Haustechnik verschiebt die Höhenmarke noch einmal zusätzlich.

Diskussionsstoff dürfte zudem die Gestaltung der Fassade liefern. Auch wenn die wenigsten Münchner dem alten Kaut-Bullinger-Haus nachtrauern dürften, hat es sich aus städtischer Sicht doch der - neutral gesagt - markanten und daher denkmalgeschützten Kaufhof-Fassade angepasst, was vom Nachfolger ebenfalls erwartet wird. Somit sind die Pläne ein Fall für die Stadtgestaltungskommission, die sich nach Information der Signa-Manager am 15. November mit dem Projekt befassen wird.

Aus BA-Sicht, stellt sich neben Baumasse und Ästhetik noch eine dritte Frage, und zwar die nach der Nutzung: Der Bauexperte des Gremiums, Wolfgang Püschel (SPD), regt die Stadtplaner an, darüber nachzudenken, ob es der innerstädtische Strukturwandel nicht gebietet, hier vom Investor auch Wohnungen zu fordern, wenigstens auf Teilflächen.

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