Katrin Bauerfeind:"Liebe, ganz ernst gemeint und unkitschig"

Katrin Bauerfeind

Katrin Bauerfeind kommt ursprünglich aus Aalen. An diesem Dienstag tritt sie in München auf.

(Foto: Henning Kaiser/dpa)

Katrin Bauerfeind hat ein Diplom in Technikjournalismus. Trotzdem scherzt sie in ihren Shows lieber über Gefühle als über Geräte. Am Dienstag tritt sie in München auf.

Interview von Oliver Hochkeppel

Populär wurde Katrin Bauerfeind als Sidekick in Harald Schmidts Late-Night-Show. Doch lieber moderiert sie selbst. Gleich zu Beginn ihrer Karriere bekam sie für die Internet-TV-Show "Ehrensenf" den Lead Award und den Grimme Online Award, es folgten Sendungen wie "Stilbruch" oder "Polylux". Mit ihrer, seit zehn Jahren in Varianten bestehenden, eigenen Show "Bauerfeind" hat sie sich endgültig freigeschwommen. Inzwischen spielte sie in diversen TV-Filmen und Serien mit, samt Hauptrolle in der neuen Reihe von "Stromberg"-Erfinder Ralf Husmann. Zudem hat sie drei Bücher geschrieben. Jetzt kommt sie mit ihrem ersten Bühnen-Soloprogramm "Liebe - Die Tour zum Gefühl" in München ins Technikum.

SZ: Sie sind ursprünglich diplomierte Technikjournalistin ...

Katrin Bauerfeind: Ja, man sieht es mir nicht an, nicht wahr? Ich bin auch handwerklich begabt, ich kann Laminat verlegen ...

... Medienleuten traut man offenbar selten Handfestes zu.

Lustig, dass es immer noch diese Schubladen gibt. Die meisten denken, dass Männer quasi von Natur aus handwerklich begabter sind als Frauen. Wenn Männer allerdings als intellektuell gelten, denkt man gleich, die kriegen keinen Nagel in die Wand. Als meine Sendung "Bauerfeind assistiert" in 3sat auf dem unattraktivsten Sendeplatz lief, seit es Fernsehen gibt, nämlich samstags gegen die "Sportschau", sagten mir damals unglaublich viele Leute: Schade, ich kann ihre Sendung nicht mehr gucken, denn offenbar denkt jemand in der Programmplanung, ich will nichts mit Kultur sehen, nur weil ich Fußball gut finde. Diese Entweder-oder-Kisten gibt's aber so nicht mehr unbedingt.

Sind Sie also die Art Journalist, der gerne alles machen würde?

Also so Leute, die nichts richtig gut können? War schon in der Schule so, ich war eher breit talentiert, möchte ich sagen, keine von der Sorte: Ich hab eine Eins in Physik, dann werde ich wohl Physikerin. Ich hatte es da schwerer, denn ich konnte mir so einiges vorstellen: Ärztin werden, Richterin oder Stewardess, aber Schauspielerin wäre auch toll. Vielleicht geh' ich doch in eine Werbeagentur. Architektin könnte ich sicher gut. Alles ein bisschen planlos eben. Eigentlich bin ich beim Journalismus jetzt gut aufgehoben. Das ist von allem ein bisschen und man kann überall mitquatschen.

Aber vom Technikjournalismus zur Liebe, Ihrem Buch- und Programmthema, ist es dennoch ein weiter Weg, oder?

Kann man so sehen ... Nein, ich widme mich ja immer Themen, von denen ich denke, dass sie so ein bisschen in der humorlosen Ecke stehen ...

... also wie die Liebe.

Ich habe mich zuerst mit Scheitern beschäftigt. Wenn die Welt von dir erwartet, dass du immer smarter, schöner und dünner wirst. Damals war's noch nicht Mainstream, da hat keiner verstanden, weshalb ich all meine Macken in ein Buch geschrieben habe. Dann kamen die Geschichten, die Männern nie passieren würden, mit der Frage, wie es sich heutzutage so lebt als Frau in Deutschland. Um die Liebe geht's jetzt, weil die Kommentarspalten so voller Hass sind, und ich dachte, dem muss man etwas Starkes entgegenhalte. Deswegen Liebe, ganz ernst gemeint und unkitschig.

Sie sind im Fernsehen gut beschäftigt. Nötig hätten Sie ein Comedy-Bühnenprogramm eher nicht, bei dem man tingeln muss und viel weniger Leute erreicht.

Daran merkt man, wie viel Liebe im Spiel ist. Der US-Komiker Jerry Seinfeld hat mal gesagt: Stand-up-Comedy ist keine Entscheidung, das ist ein innerer Zwang. Fernsehen ist toll, aber man hat da ein recht enges Korsett und weiß trotzdem nicht, ob die Leute vor dem Fernseher bügeln, während man sich die Zunge fasrig faselt. Auf der Bühne ist das anders. Du kommunizierst mit denen, die da sind, das ist echt. Man muss es sehr mögen, denn man ist meist im Winter unterwegs, es ist kalt, dunkel, man hat Schnupfen, kriegt alte Brötchen und schläft jede Nacht woanders. Viele Momente, die man sich anders vorgestellt hat. Aber dann stehe ich zwei Stunden vor den Leuten und denke: Ahhh, das ist genau das, was ich immer machen wollte.

Katrin Bauerfeind, Dienstag, 26. November, 20 Uhr, Technikum, Speicherstraße 16

Zur SZ-Startseite
Münchner Humor

Kunst, Kabarett und Comedy
:Hat München noch Humor?

Die Stadt bekommt ein Haus des Humors, das die Tradition feiert. Und junge Veranstalter? Bekommen Besuch vom Ordnungsamt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: