Karstadt am Nordbad:Keine Wohnungen, dafür eine "attraktive" Markthalle

Karstadt am Nordbad: Der Karstadt am Nordbad wird derzeit abgerissen (Symbolbild).

Der Karstadt am Nordbad wird derzeit abgerissen (Symbolbild).

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Karstadt am Nordbad wird gerade abgerissen, ersetzen soll ihn ein Komplex mit Gastronomie, Gewerbe- und Büroflächen. Was auf dem Areal nun alles geplant ist.

Von Ellen Draxel

Der Karstadt am Nordbad macht Platz: Das prominente Gebäude, von 1967 bis zur Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof im vergangenen Jahr unbestrittenes Lieblingskaufhaus der Schwabinger, weicht einem neuen "gemischt genutzten Stadtbaustein". Mit diesen Worten beschreiben Münchens Stadtplaner das, was sie nach dem Abriss des Komplexes an dieser zentralen, städtebaulich herausragenden Ecke errichtet wissen wollen. Konkreter formuliert: An der Schleißheimer Straße 93 soll ein Neubau entstehen - inklusive "attraktiver Markthalle mit dazugehörigem Vorplatz entlang der Schleißheimer Straße", mit Einzelhandels- und Büroflächen, Gastronomie, "nicht störendem" Gewerbe, einer Kindertagesstätte, rund hundert Anwohnerparkplätzen in einer Tiefgarage und "multifunktional nutzbaren Grün- und Freiflächen in den Innenhöfen und auf den Dachflächen". Pro Arbeitsplatz, so die Devise, sind zwei Quadratmeter "Hof- oder Dachfläche mit Erholungsfunktion einzurichten". Zugleich sollen die umliegenden Bestandsbäume erhalten und "ausreichend dimensionierte Großbaumstandorte im Innenhof" des Karrees geschaffen werden.

Vorgegeben ist aus stadtplanerischer Sicht zudem die Optik. Geschlossene Blockrandbebauungen kennzeichnen die angrenzenden Quartiere im Süden und Osten mit teilweise begrünten Innenhöfen und Großbäumen. Diese Struktur gelte es fortzuführen, auch hinsichtlich der Kubatur.

Die detaillierte Ausgestaltung des Areals aber steht noch aus, sie soll erst im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs ermittelt werden. Das Planungsreferat erarbeitet dazu derzeit einen Grund- und Eckdatenbeschluss, der voraussichtlich noch vor den Sommerferien dem Stadtrat vorgelegt werden wird. Einem ersten Entwurf hat der Bezirksausschuss Schwabing-West jetzt zugestimmt.

Wohnungen, wie von lokalpolitischer Seite gefordert, werden in dem Neubau allerdings keine entstehen. Sie sind laut dem für dieses Grundstück gültigen Erbbaurechtsvertrag nicht zulässig. Das neue Gebäude soll, das ist den Planern wichtig, insbesondere die Funktion dieser Ecke als Stadtteilzentrum weiterhin stärken. Die Markthalle und der dazugehörige Außenbereich sind dafür ein essentieller Baustein. Vorgeschlagen wird, eine mehrgeschossige Halle, die als solche auch im Innern erkennbar ist, oder ein überhöhtes Erdgeschoss über die gesamte Fassadenlänge längs der Schleißheimer Straße vorzusehen. Kombiniert mit einem großen Vorplatz, der in der wärmeren Jahreszeit zum Aufenthalt einladen soll, könnte die Markthalle so zu einem "Aushängeschild" des urbanen Standorts werden.

Ein Punkt in dem Entwurf des Planungsreferats ist auch das Thema Verkehr. Gemäß einem Gutachten, das die Erbpachtnehmerin und Bauherrin, die Firma Ariston Grundbesitz GmbH & Co. 8. Beteiligungs KG, in Auftrag gegeben hat, ist künftig mit geringerem Verkehrsaufkommen als noch zu Karstadt-Zeiten zu rechnen. Die Stadt fordert daher angesichts der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr - zwei Tram- und drei Buslinien sind nur 200 Meter und die U-Bahn am Hohenzollernplatz ist 500 Meter entfernt -, "ein möglichst geringes Angebot an Kurzzeitstellplätzen weiterzuverfolgen".

Für Ariston heißt das: Die Pläne für einen Gewerbestandort samt Nahversorger mit 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche und Büros für rund 1000 Menschen, die das Unternehmen bereits vor Monaten bei der Lokalbaukommission eingereicht hatte, liegen nun erst einmal auf Eis.

An der Notwendigkeit, den Karstadt abzureißen, ändert das aber nichts. Die im Februar begonnene, etappenweise Demontage geht deshalb unvermindert weiter. Innen ist das Gebäude bereits entkernt, "demnächst", sagt Ariston-Mitgesellschafter Stefan Pfender, "fangen wir mit Außenknabbern an". Bis in den Herbst hinein soll die Baufeldfreimachung der Fläche dauern, mehrere Millionen Euro kostet das Unterfangen. Schadstoffe gibt es laut Pfender in dem alten Komplex nicht.

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