"Wir schließen" und "Alles muss raus" steht in fetten Buchstaben auf Plakaten an den Schaufenstern des einstigen Karstadt-Kaufhauses am Hauptbahnhof. Im Juni soll Schluss sein für diese Filiale. Im Oktober 2022 hatte der Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet. Von fünf Münchner Standorten sollen vier erhalten bleiben, wie später verkündet wurde, nur das Haus am Bahnhofsplatz müsse schließen. Nun zeigt sich die Gewerkschaft Verdi zuversichtlich, dass vielleicht doch noch eine Rettung möglich ist.
"Es gab vor Kurzem ein intensives Gespräch zwischen Insolvenzverwalter Arnd Geiwitz, dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Betriebsratschef Eduard Wölbitsch und anderen", sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Dominik Datz, Initiator und Teilnehmer des Gesprächs. Geiwitz verhandelt dabei für den angeschlagenen Kaufhauskonzern, der zur Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko gehört. Bei allen Beteiligten habe nach dem Gespräch am 13. April, in dem es nur um die Münchner Filiale ging, mehr Zuversicht geherrscht als vorher. Aiwanger (Freie Wähler) habe eine "entscheidende Rolle" bei diesem Stimmungswandel gespielt, sagt Datz und fügt hinzu: "Das Haus am Bahnhof ist kein Insolvenzopfer, der Standort trägt sich."
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Ein Sprecher des Wirtschaftsministers bestätigt, dass Aiwanger "eine vermittelnde Rolle eingenommen und auch eigene Ideen eingebracht" habe. Zum Inhalt könne er nichts sagen. Es sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Gespräche würden aber fortgesetzt. Datz zufolge will Geiwitz nun Kontakt zu Benko aufnehmen. Denn die Immobilie gehört der Immobiliensparte von Signa, Benko ist hier also auch Vermieter von Galeria. Datz sagt weiter, Geiwitz wolle versuchen, Benko umzustimmen, damit die Filiale mit ihren 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dauerhaft weitergeführt werden kann. Geiwitz selbst hält sich bedeckt. Aus seinem Umfeld ist ebenfalls zu hören, er sehe sich "in vermittelnder Rolle". Es hätten Gespräche stattgefunden, auch mit der Immobiliensparte von Signa.
Nachdem Geiwitz Mitte März bekanntgegeben hatte, dass die Filiale geschlossen werde, hatte Signa-Immobilien gelassen reagiert. Man treibe die Sanierung des denkmalgeschützten "Hermann Tietz"-Hauses voran und wolle München "ein glanzvolles Stück Architektur (...) auch ohne Warenhaus an dieser Stelle" zurückgeben. Man werde das Nutzungskonzept "anpassen und zeitnah vorstellen". Das klang nicht, als würde Signa um die Warenhaus-Nutzung kämpfen, sondern eher, als habe man einen lukrativeren Plan B.
Doch die neuen Wortmeldungen über eine vielleicht doch mögliche Fortführung des Warenhauses könnten Signa politisch unter Druck setzen, dem nicht im Wege zu stehen. Am Donnerstagvormittag verwies Signa zunächst auf den Stand von Mitte März. Eine Nachfrage, in der es um neue Gespräche mit Geiwitz ging, blieb am Nachmittag unbeantwortet.
Dass es zu einer Neuordnung auf dem Areal kommt, ist schon länger klar. Das Kaufhaus, das aus dem historischen Gebäude am Bahnhofsplatz und einem riesigen Anbau bestand, sollte nur in kleinerer Form im derzeit für die Sanierung gesperrten Altbau weiterleben. Dahinter ist ein Neubau mit Büros und Geschäften geplant.