Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:New York, Icking, Spotify

Daisy Benson alias Marlena Dae kombiniert soulige, R'n'B-lastige Vocals mit elektronischen Beats.

Von Elisabeth Fleschutz

Als Daisy Benson alias Marlena Dae zehn war, zog ihre Mutter aus beruflichen Gründen mit ihr und ihrem Bruder um. Nach Icking - aus New York City. Ihr Vater ist Musiker, "es hat eigentlich immer Musik in unserem Haus gespielt", sagt die heute 20-Jährige über ihre Kindheit in New York. In Deutschland machte sie weiter Musik, ging sechs Jahre lang auf eine Theaterakademie. Als dort die Zauberflöte aufgeführt wurde, sang Daisy die Königin der Nacht. "Ich wusste nicht, dass ich so hoch singen kann."

Wer im Musikvideo zu ihrer ersten Single "Late Night Shift" ihre dunkle Silhouette vor blauem Hintergrund sieht, mal mit gelangweiltem, mal mit verführerischem Blick in die Kamera, dem könnte die Königin der Nacht durchaus in den Sinn kommen. Deren Todesschmerzen spielen aber keine Rolle in dem Track, der soulige, R'n'B-lastige Vocals mit elektronischen Beats kombiniert. "So why push up everything on me/You know I'm not as big as I seem/Got my love on standby/You know I can't complain about this sight", singt Daisy stattdessen. Es geht um ein Verhältnis mit jemandem, der emotional involvierter ist als man selbst. Ein Synth-Loop auf einem entspannten Hip-Hop-Beat verleiht dem Song eine verheißungsvolle, komplexe Atmosphäre.

Im Video ihrer kürzlich erschienenen Drum'n'Bass-inspirierten Single "Luv me" lässt Daisy ästhetisch eher die Eiskönigin durchblitzen, den "Main Character". Der Stil und die selbstbewussten Lyrics sind an Tiktok-Songs angelehnt. "Es gibt heutzutage so eine Bandbreite an Musik, und das fließt in neue Musik mit ein. Ich fühle mich inspiriert von allem, was irgendwie schön ist." Das Studio und die Arbeit an Videos und Artworks beschreibt sie als ihre Komfortzone.

Ihr erstes Artist Agreement unterschrieb Daisy mit 16 Jahren. Ihr Spotify-Profil füllen bisher jedoch nur zwei Lieder. Denn zwei Jahre und rund 50 unveröffentlichte Songs später verließ sie das Label wieder. Ein 360-Grad-Deal band sie in allen Aspekten an eine Person, engte sie ein. "Dabei war ich zu jung, um überhaupt selbst zu wissen, wer ich bin." Bei Veröffentlichung der Musik würde ihr ehemaliger Manager juristisch gegen sie vorgehen. "Ich glaube, viele Musiker haben irgendwann so eine Alptraumerfahrung."

Im Herbst wird also eine neue, eigene EP erscheinen. Sie sei sehr persönlich, der Stil reduzierter mit mehr Fokus auf den Vocals. Die fünf Songs sind über die vergangenen zwei Jahre entstanden. Los geht es glücklich und optimistisch, dann wird es "darker". Und endet mit einem Gefühl von vollständiger Leere. "Ich glaube, viele haben während der Pandemie so einen Wandel gespürt", sagt Daisy. "Vielleicht ist das auch einfach älter werden, reifer werden."

Marlena Dae

  • Stil: Jazz, R'n'B, Indie
  • Besetzung: Daisy Marlena Benson
  • Seit: 2021
  • Aus: Starnberg

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