Es ist eine denkwürdige Feierstunde, zu der am Donnerstagvormittag die Literatur-, Kultur- und Werber-Szene im Münchner Literaturhaus zusammengekommen ist. Die Gesellschaft, in diesem Fall eine wahrhaft illustre, gedenkt des Verlegers, Werbers, Art-Direktors und Lebenskünstlers Jürgen „Yussof“ Knauss, der am 18. Oktober im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Es ist eine große Gesellschaft, der lichte Saal über den Dächern Münchens ist voll besetzt, und man meint fast die zuneigenden Worte „We’re lovin’ you“ raunen zu hören. Denn Knauss, der in Form eines würdigen Schwarz-Weiß-Porträts auf einer Leinwand fast über dem Saal zu schweben scheint, ist etwas gelungen, was nicht viele deutsche Werber von sich sagen können. Er hat den Markenauftritt eines Weltkonzerns geprägt, und zwar über Jahrzehnte hinweg bis heute. „I’m lovin’ it“, „Ich liebe es“, von McDonald’s stammt vom früheren Agenturchef von Heye und Partner.
Jürgen Knauss, dem der Name Yussof irgendwann auf einer seiner vielen Reisen in einem Hammam im türkischen Bursa zuflog, weil der Bademeister meinte, der passe besser zu ihm, war gebürtiger Darmstädter. Er absolvierte eine Schriftsetzer- und Grafiker-Lehre, bevor er Art Director, später Geschäftsführer und Mitinhaber bei der Agentur Heye & Partner wurde. Gemeinsam mit seiner Frau Claudia Knauss übernahm er 1988 den Heye Verlag. Später gründete das Ehepaar den +Knauss-Verlag, viele seiner Arbeiten als Fotograf erschienen dort und wurden in Ausstellungen gezeigt.
Wie vielfältig die Interessen dieses Mannes waren, zeigte sich an der Gäste- und Rednerliste auf der Gedenkveranstaltung. Kabarettisten wie Gerhard Polt, Schauspielerinnen wie Uschi Glas, Karikaturisten wie Rudi Hurzlmeier, Kolumnistin Marianne Wille, der ehemalige Literaturhaus-Chef Reinhard Wittmann und andere lauschten, als etwa Sohn Jan vom „kreativen, fröhlichen und bewussten Leben“ sprach, das sein Vater bis kurz vor seinem Tod geführt habe.
Die Sterbebildchen auf den Stuhlreihen - Sakko und Engelsflügel, die an einem Fensterbrett mit Aussicht hängen - stammen vom Maler Quint Buchholz, der seinen Nachruf formulierte, „als einer von vielen, der von Yussof verlegt, gefördert, ausgestellt“ wurde. Athesia-Verlagschefin Paulette Lamber erinnerte an einen Verleger, der mit „Herz, Verstand, Visionen und unfassbarer Menschlichkeit“ geführt habe. Nach den Goldberg-Variationen am Piano und Brahms-Walzer mit Violine und Cello trauerte die ehemalige McDonald’s-Vorständin Susan Schramm um einen Unternehmer, der „den Teamgedanken pflegte in Zeiten, als sich Werber noch für Genies hielten“. Sein Freund, der Abenteurer Jochen Schweizer, sprach davon, dass Jürgen Knauss „den Erlebnismarkt in Deutschland neu definiert habe durch seine Ideen“.
Jan Knauss schließlich erzählte von der letzten Rede seines Vaters, das war im vergangenen Sommer. Jürgen Knauss hatte Christian Morgenstern zitiert, nämlich mit den Worten „Dankbarkeit und Liebe sind Geschwister“.