Jahresrückblick 2024 für München:Antisemitischer Anschlag, Tote im Eisbach und neuer Ärger für Alfons Schuhbeck

Lesezeit: 8 Min.

Die Polizei erschießt den Angreifer vom 5. September in einem Feuergefecht. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Die Polizei geht gegen die Szene im Alten Botanischen Garten vor. Ein Jugendtrainer wird wegen hundertfachen Missbrauchs verurteilt – und ein Promi wird mit Kokain auf der Wiesn erwischt. Die aufsehenerregendsten Fälle von Ermittlern und Justiz.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Antisemitischer Anschlag auf israelisches Generalkonsulat und NS-Dokuzentrum

Der 5. September ist ein Tag der Trauer und des Gedenkens. An diesem Tag des Jahres 1972 verübte ein palästinensisches Terrorkommando einen Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München. Zwölf Menschen wurden getötet. Dass auf den Tag genau 52 Jahre später nicht weitere Opfer antisemitischen Terrors zu beklagen waren, ist dem Zufall zu verdanken – und eben jenem Gedenken.

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:In dieser Stadt, an diesem Tag

Ausgerechnet am 5. September, genau 52 Jahre nach dem Olympia-Attentat, schießt ein Mann in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München um sich. Szenen aus einer erschrockenen Stadt.

Von Martin Bernstein, Florian Flade, Ulrike Heidenreich, Lena Kampf, Bernd Kastner, Andreas Salch, Ronen Steinke, Kassian Stroh

Als nämlich am Morgen ein junger Österreicher bosnischer Herkunft mit einem Gewehr bewaffnet in das israelische Generalkonsulat am Karolinenplatz eindringen wollte, war dort wegen einer Gedenkfeier geschlossen. Auch die Schüsse, die der 18 Jahre alte mutmaßliche Islamist auf das benachbarte NS-Dokumentationszentrum abfeuerte, trafen nur die Fassade. Auch dort war noch nicht geöffnet. Minuten später war der Angreifer tot. Er starb in einem Feuergefecht mit der Münchner Polizei. Die Ermittlungen dauern an. Martin Bernstein

Alter Botanischer Garten im Visier der Polizei

Polizisten kontrollieren im Alten Botanischen Garten bei einer Schwerpunktaktion im Juni. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Alte Botanische Garten an der Sophienstraße hat eigentlich alle Voraussetzungen für eine innerstädtische Idylle – zentral gelegen, mit dem romantischen Neptunbrunnen in der Mitte, alter Baumbestand: Da ließe sich gut lustwandeln. Seit Jahren aber gilt der Park als gefährlich, als Treffpunkt von Drogendealern und ihren Kunden, der Alkoholiker- und Obdachlosenszene. Immer wieder geschehen hier Straftaten, neben Drogengeschäften vor allem Körperverletzungsdelikte, aber auch Sexualstraftaten. Es mag den gesetzestreuen Bürger wenig trösten, dass bei den meisten Straftaten die Stammgäste des Parks unter sich bleiben – viele Münchner trauen sich schon lange nicht mehr, durch die Grünanlage zu gehen.

Als Grund für die Ballung der Szene an einem Ort wird oft der Neubau des Hauptbahnhofs angeführt – dadurch fiel ein weitläufiger Treffpunkt der Szenen weg, unter anderem der sogenannte Schwammerl am Haupteingang war beliebt. Als der abgerissen war, zogen die Menschen weiter – mit dem Nachteil, dass die Szene jetzt im Alten Botanischen Garten konzentrierter und homogener ist als früher im Hauptbahnhof.

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:Stadtspitze und Staatsregierung wollen Regeln für Alten Botanischen Garten verschärfen

Nach einem tödlichen Angriff und einigen Überfällen sollen an dem Brennpunkt in der Nähe des Hauptbahnhofs weitere Verbote greifen. So soll der Park sicherer werden.

Von Martin Bernstein, Heiner Effern

Stadt und Polizeipräsidium beschlossen im Frühjahr, die Situation nicht mehr länger zu dulden. Die Polizei brachte Überwachungskameras an, ironischerweise direkt gegenüber am Justizpalast. Die Stadt schnitt Bäume und Sträucher zurück. Polizei und Kommunaler Außendienst verstärkten ihre Kontrollen. Seitdem wurden mehrere Hundert Personen kontrolliert, mehrere Hundert Platzverweise ausgesprochen und Dutzende Drogendealer festgenommen.

Dennoch ist es noch nicht vorbei mit der Kriminalität im Alten Botanischen Garten: Im September gab es einen tödlichen Angriff auf einen Mann. Ein anderer trat ihm nach einem Streit gegen den Kopf. Der Täter wurde nicht zuletzt durch die Kameraüberwachung nach wenigen Tagen festgenommen – auch wenn sich als Todesursache später ein Herzinfarkt herausstellte.

Polizeipräsident Thomas Hampel hatte festgestellt, dass solche Transformationen langsam geschehen. Auch wenn es im Alten Botanischen Garten anscheinend etwas sicherer geworden ist – die Polizei wird er auch im Jahr 2025 beschäftigen. Stephan Handel

Riesiger Ast stürzt auf Frau im Englischen Garten

Der im Juni abgebrochene Ast war größer als manch ein Baum - 18 Meter lang mit einem Durchmesser von bis zu 85 Zentimetern. (Foto: Florian Peljak)

Anfang August, an einem sonnigen Sonntagnachmittag, bricht im Englischen Garten am Schwabinger Bach ein großer Ast von einer Pappel ab. Eine Frau wird schwer verletzt, viele andere Personen haben großes Glück. Die für den Park zuständige Schlösserverwaltung beteuert, man kontrolliere Bäume regelmäßig, der Holzkörper des Astes sei intakt gewesen. Vermutlich handle es sich um einen „Grünastbruch“, der „möglicherweise durch witterungsbedingte Veränderungen der Holzfestigkeit entstanden“ sei.

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:Warum im Englischen Garten plötzlich ein 170 Jahre alter Baum umgestürzt ist

Nur durch Glück kommt dabei kein Mensch zu Schaden. Trotzdem beunruhigt der Vorfall: Denn die Esche war von einem Pilz befallen, der schwer zu erkennen ist und für größere Probleme sorgen könnte.

Von Bernd Kastner

Schon im Juni war an der unmittelbar danebenstehenden Pappel ein dicker Ast abgebrochen, er traf niemanden. Am 12. Dezember stürzte, auch im Englischen Garten, ein ganzer Baum um: Direkt nördlich der Bus-Trasse brach eine 21 Meter hohe Esche unten ab, ihr Stamm hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter. Der vom Eschentriebsterben geschwächte Baum stürzte auf zwei Wege, verletzt wurde niemand. Bernd Kastner

Bewährungsstrafe nach tödlichem S-Bahn-Unglück

Beim Frontalzusammenstoß der beiden S-Bahnen nahe dem Bahnhof Schäftlarn-Ebenhausen wurden ein Mensch getötet und 51 verletzt. (Foto: ADAC Luftrettung/dpa)

Für Opfer und Hinterbliebene einer Tat ist die Frage nach dem Motiv von enormer Bedeutung, um das Geschehene besser verarbeiten zu können. Im Fall des S-Bahn-Unglücks von Schäftlarn jedoch blieb Lokführer Richard Z. allen eine Erklärung schuldig: Am 14. Februar 2022 steuerte er die S7 in Richtung München, missachtete Signale und Vorschriften und kollidierte auf einem eingleisigen Streckenabschnitt mit einem entgegen kommenden Zug.

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:Ein Krach, dann Dunkelheit

Bei München prallen zwei S-Bahnen aufeinander. Ein Mensch stirbt. Wie haben Passagiere und Helfer diesen Tag erlebt, der normal anfing und furchtbar endete? Chronologie eines Unglücks.

Von Katja Schnitzler und Lisa Sonnabend

Ein 24 Jahre alter Mann starb, 51 Passagiere erlitten teils schwere Verletzungen. Im Prozess vor dem Amtsgericht München in diesem Jahr erklärte der Lokführer unter Tränen, er habe keinerlei Erinnerung mehr an die Fahrt. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren – und setzte diese zur Bewährung aus. Susi Wimmer

Zwei Menschen sterben im Eisbach

Die Unfallstelle im Tucherpark: Ein 24-jähriger Mann geriet in die Wasserwalze und starb eine Woche später im Krankenhaus. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Eisbach im Englischen Garten ist bei Surfern wie bei Schwimmern nicht nur im Sommer beliebt – letztere allerdings widersetzen sich einem Verbot, der das Baden im Bach untersagt, weil es lebensgefährlich ist. Im Jahr 2024 starben zwei Menschen im reißenden Wasser.

Anfang Juli wurde ein 26-jähriger Student aus Stuttgart vom Bach mitgerissen. Sein Verbleib war fast eine Woche unklar, bis Passanten schließlich seine Leiche am Tucherpark fanden. Ein 24-jähriger Münchner stürzte Ende Juli über das Wehr kurz vor dem Tucherpark. Zwar wurde er noch lebend geborgen, starb jedoch eine Woche später im Krankenhaus.

SZ PlusEnglischer Garten
:Was den Eisbach so gefährlich macht

Sich in der Strömung treiben zu lassen, gehört für viele junge Menschen in München zum Lebensgefühl. Doch das Baden dort ist verboten. Nun starb ein 24-Jähriger, der in eine Wasserwalze geraten war.

Von Stephan Handel

Der so beschaulich anmutende Bach hat seine – unsichtbaren – Tücken. So bestehen starke Unterwasser-Strömungen, die mit dem Auge nicht zu erkennen sind und einen Mann von den Beinen reißen können. Besonders gefährlich sind die Wehre. Dort bilden sich Wasserwalzen, die den Menschen, ist er erst einmal hineingeraten, nach unten drücken. Auch geübte Schwimmer können sich daraus nicht mehr befreien. Stephan Handel

Neue Anklage gegen Star-Koch Alfons Schuhbeck

Der FC Bayern, der Gewürzladen, die vielen Kochshows – und der Ingwer, sie alle werden ihn wohl noch länger vermissen, den Schuhbeck Alfons. Schon 2022 war kein gutes Jahr für den Kochlöffel-Guru, da schickte ihn das Landgericht München wegen Steuerhinterziehung in seinen Luxusrestaurants Orlando und Südtiroler Stuben für drei Jahre und zwei Monate ins Gefängnis.

SZ PlusAlfons Schuhbeck
:Der Schlawiner, der gefallene Artist, der Gauner

In einer Glitzerwelt aus VIPs, Spezln und Adabeis gab der einstige Starkoch Alfons Schuhbeck gerne vor, mehr zu sein, als er ist. Selbst nach Abstürzen und Verurteilungen. Über einen, der die Schuld nie bei sich sucht.

Von Ulrike Heidenreich, Annette Ramelsberger

Jetzt kam die Staatsanwaltschaft München I mit einer weiteren Zutatenliste um die Ecke, die es in sich hat: Sie wirft dem Star-Koch Betrug, versuchten Betrug, Subventionsbetrug sowie Insolvenzverschleppung vor. Außerdem soll Schuhbeck in fast 500 Fällen für seine Beschäftigten fällige Krankenkassenbeiträge nicht gezahlt haben.

Schuhbeck hatte sich in München ein kleines Firmenimperium aufgebaut, das allerdings nach und nach pleiteging, angeblich lange vor der offiziellen Insolvenz. So sollen laut Staatsanwaltschaft Geschäftspartner weiter auf ihn gebaut haben und leer ausgegangen sein. Ein Unternehmen soll sogar selbst dadurch pleitegegangen sein. Ob und wann es zu einem neuen Prozess gegen Schuhbeck kommt, wird das neue Jahr weisen. Susi Wimmer

Jugendtrainer wegen hundertfachen Missbrauchs verurteilt

„Wir haben über 600 Taten, das ist Wahnsinn“, entsetzte sich der Richter der Jugendkammer am Landgericht München I. Trotzdem sah er davon ab, gegen Vito L. (Name geändert) eine Sicherungsverwahrung anzuordnen. Dabei hatte der 47-jährige Trainer in einem Fußballverein im Landkreis München unter dem Deckmantel von angeblich notwendigen Massagen 25 Jugendliche über sechs Jahre hinweg vergewaltigt und sexuelle Übergriffe gegen sie verübt.

SZ PlusMissbrauch in der Umkleidekabine
:Wie konnte das alles nur passieren?

Der Fußballtrainer Vito L. galt als idealer Coach. Doch er soll über Jahre Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Um seine "Behandlungen" durchzuführen, gab er sich als Physiotherapeut aus. An diesem Donnerstag wird das Urteil erwartet.

Von Lisa Marie Wimmer und Susi Wimmer

Die Kammer schickte den Mann für sieben Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Im Gegenzug legte L. ein Geständnis ab und ersparte so dem Großteil der Opfer eine Aussage vor Gericht. Die Staatsanwältin bezeichnete L. als „gefährlichen Serientäter“. Bei dem zweifachen Familienvater bestehe die Gefahr, dass er eines Tages sogar seine Söhne missbrauche. Das Gericht befand, dass L. nach einer Therapie in der Haft nicht mehr gefährlich sei. Susi Wimmer

Mann auf offener Straße erschossen

Ermittler sichern den Tatort in Milbertshofen. (Foto: München.TV/dpa)

Lautstarker Streit in der Schmalkaldener Straße in Milbertshofen am späten Nachmittag des 3. Juni – plötzlich fällt ein Schuss, auf der Straße bricht ein Mann zusammen, der andere flieht in seinem Auto, einem Audi A3 Sportback. Der Verletzte stirbt wenig später im Krankenhaus. Das auffällige Auto ist zunächst der einzige Hinweis auf den Täter. Zwar gibt es Aufnahmen von Überwachungskameras, das Kennzeichen ist jedoch nicht zu erkennen. Allerdings wird in der Nähe des Tatorts ein Drogen-Depot gefunden, dass dem Getöteten zugeordnet wird.

Ermittlungen der Mordkommission
:Mann in Milbertshofen erschossen: Warum die Polizei die Tat mit einer scharfen Waffe nachstellt

Anfang Juni wird ein junger Mann auf offener Straße getötet, ein Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft. Um die Ermittlungen zu vervollständigen, wurde die Tat nun nachgestellt – bis ins Detail.

Von Bernd Kastner

Knapp drei Wochen nach der Tat wird das Fahrzeug gefunden, es steht in Pasing. Nun ist der Halter schnell ermittelt, Zielfahnder werden tätig. Sie machen den Gesuchten schließlich in der Stadt Weinheim in Baden-Württemberg aus, 18 Kilometer nördlich von Heidelberg. Dort wird er, ein 21-jähriger Deutsch-Marokkaner ohne festen Wohnsitz, am 20. Juni in der Wohnung eines Bekannten ohne Widerstand festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft, wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest. Der Tatvorwurf lautet vorerst auf Totschlag. Stephan Handel

Pinakothek-Mitarbeiter hängt eigenes Bild auf

Ein Mitarbeiter der Pinakothek der Moderne wollte im April höheren Ruhm erlangen – verlor aber stattdessen seinen Arbeitsplatz: Der Mann, 51 Jahre alt, im technischen Dienst tätig und in seiner Freizeit Hobby-Maler, hatte ein eigenes Werk in das Museum geschmuggelt und an einer freien Wand aufgehängt. Der Schwindel wurde offenbar schnell bemerkt. Die Museumsleitung erteilte dem Mann Hausverbot, er wurde vom Dienst freigestellt, das Arbeitsverhältnis per Aufhebungsvertrag beendet. Ärger mit der Polizei gab es auch noch: Die ermittelte wegen Sachbeschädigung, weil der Mann zwei Löcher in die Wand gebohrt hatte. Stephan Handel

Polizei erschießt Frau in Supermarkt

In dem Supermarkt an der Implerstraße erschossen Polizisten eine 31-Jährige, nachdem diese die Einsatzkräfte mit einem Messer attackiert haben soll. (Foto: MünchenTV/TNN/dpa)

Am 19. August fallen Schüsse in einem Penny-Markt an der Implerstraße in Sendling. Tödliche Schüsse. Polizisten haben sie auf eine 31-Jährige abgegeben, von der sie mit einem Messer bedroht worden waren. Der Fall löst eine erneute Debatte über polizeilichen Schusswaffengebrauch aus. Denn wieder einmal stellt sich heraus, dass das Todesopfer psychisch krank war.

Die Frau hatte sich deswegen mit ihren Eltern und einem Freund, die sich Sorgen machten, in einem Restaurant am Goetheplatz getroffen. Das Gespräch eskalierte, es gab eine körperliche Auseinandersetzung. Eine Zeugin beobachtete die Szene und alarmierte die Polizei. Nahe einer U-Bahn-Station kam es dann zum fatalen Aufeinandertreffen. Martin Bernstein

Obdachloser für ein Handy erschlagen

Ende 2023 war das Entsetzen in der Landeshauptstadt groß: Ein 78 Jahre alter, obdachloser Mann, der im Englischen Garten unter einer Brücke lebte, wurde erschlagen und seine Leiche angezündet. Vermutungen über einen Obdachlosen-Hasser als Täter wurden laut. Doch nun verurteilte die 1. Schwurgerichtskammer am Landgericht München Geza V. – einen anderen Wohnungslosen – wegen Mordes und Raub mit Todesfolge zu lebenslanger Haft. Das Motiv: Opfer Raimund A. besaß ein Handy, und Geza V. wollte es haben.

SZ PlusObdachlosen-Mord im Englischen Garten
:Erschlagen und angezündet für ein Handy, eine Lupe und ein Gummiband

Ein 78-jähriger Obdachloser wird unter einer Brücke im Englischen Garten ermordet. Der Angeklagte bestreitet beim Prozessauftakt die Tat und bringt einen dritten Mann ins Spiel. Das Verfahren gibt erschütternde Einblicke ins Leben auf der Straße.

Von Susi Wimmer

Nach 14 Verhandlungstagen war sich die Kammer sicher, dass Geza V. den alten Mann mit zwölf Hammerschlägen auf den Kopf getötet hatte. Anschließend zündete er die Leiche an, um seine Spuren zu verwischen – und inszenierte sich Passanten gegenüber als „entsetzter Entdecker“, so das Gericht. Zum Prozessauftakt hatte V. über seinen Verteidiger die Tat bestritten und den Namen eines anderen Obdachlosen ins Spiel gebracht. Allerdings waren die Indizien gegen Geza V. letztendlich erdrückend. Videoaufnahmen vom Parkplatz am Seehaus sowie von einer Tankstelle zeigen ihn beispielsweise mit einem Hammer in der Hand – und mit dem Handy des Ermordeten. Susi Wimmer

Prominente Koks- und Promille-Sünder auf der Wiesn

50 Wochen pro Jahr ist München eine normale Stadt. Zwei Wochen aber herrscht Ausnahmezustand – zum Oktoberfest. Ein Reiz der Wiesn: Dass Menschen dort – quasi öffentlich – über die Stränge schlagen. Besonders spannend wird dies für die Öffentlichkeit, wenn das Prominente tun. Und in diesem Punkt enttäuschte die Wiesn 2024 nicht.

Adeles Konzertveranstalter in München
:Leutgeb mit Kokain auf der Wiesn erwischt

Er holte Pop-Größen wie Adele und Robbie Williams nach München und wurde nun vor einem Wiesn-Zelt mit Koks erwischt: Zuvor saß Klaus Leutgeb noch beim Anstich in der Ratsboxe bei Münchens Stadtpolitikern. Über einen Vorfall, der noch größere Auswirkungen haben könnte.

Klaus Leutgeb, Konzertveranstalter aus Österreich, der im August die britische Pop-Größe Adele zu zehn Auftritten in eine Pop-up-World aufs Messegelände nach Riem geholt hatte, wurde am Eröffnungswochenende von Zivilfahndern vor dem Käfer-Zelt mit Kokain erwischt. Leutgebs Verteidigung: Er sei so betrunken gewesen, dass er sich in einem „willenlosen Zustand“ befunden habe.

Polizeikontrolle zum Oktoberfest
:Jens Lehmann betrunken im Auto erwischt

Der Ex-Nationaltorwart soll nach der Wiesn wegen „auffälligen Fahrverhaltens“ der Polizei ins Auge gestochen sein. Nun wird ermittelt wegen Trunkenheit im Verkehr, sein Führerschein wurde sichergestellt – und das kurz vor seinem Gerichtstermin am Freitag.

Von Susi Wimmer

Der zweite prominente Wiesn-Sünder: Jens Lehmann. Der einstige Nationaltorwart wurde auf der Heimfahrt von einem fröhlichen Gastspiel im Schützenzelt von einer Polizeistreife gestoppt, die seinen Führerschein wegen Alkohols am Steuer gleich einbehielt. Die Fahrt sei „ein Fehler gewesen“, gab Lehmann im November bei Welt TV zu, schob aber nach: „Es wurde teilweise so dargestellt, als ob ich total betrunken gewesen wäre, was überhaupt nicht der Fall gewesen ist.“ Er habe lediglich 0,7 Promille gehabt. Als absolut fahruntüchtig gilt man mit 1,1 Promille. René Hofmann

Spektakuläre Wende nach angeblichem Bankraub

Die Polizei raste mit einem Großaufgebot zur Bankfiliale in Obermenzing. (Foto: Robert Haas)

Als die Polizei am Morgen des 25. Oktober zu einem angeblichen Bankraub zur Genossenschaftsbank am Obermenzinger Rüttenauerplatz gerufen wurde, da ergaben sich schnell Zweifel an der Schilderung des Geschehens durch die einzige Tatzeugin, eine 22-jährige Bankangestellte. Sie hatte angegeben, ein Mann habe sie im Innern der Bankfiliale mit einem Gegenstand bedroht und sie gezwungen, ihm einen hohen Bargeldbetrag zu übergeben. Aber: Wie war der Mann in das Gebäude gekommen, zu einem Zeitpunkt, als die Filiale noch geschlossen war? Warum ist er auf keinem einzigen der Überwachungsvideos zu sehen? Warum hat ihn niemand flüchten sehen, obwohl draußen, nur wenige Meter entfernt, bereits ein Wochenmarkt geöffnet war?

Die Zweifel wuchsen weiter – gut zwei Wochen nach der Tat wurden die Frau und ihr Freund verhaftet. Seitdem teilt die Staatsanwaltschaft keine Neuigkeiten mehr mit, was wohl darauf hindeutet, dass noch ermittelt wird und dass eventuell weitere Personen beteiligt sind. Von der Beute – ein sehr hoher Betrag, genaueres wird nicht berichtet – fehlt zudem immer noch der größte Teil. Stephan Handel

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