Ein fertig abgefüllter Cocktail hat zwei offensichtliche Vorteile. Erstens: Man kann ihn liefern. Damit war er zu pandemischen Hochzeiten eine willkommene Verdienstmöglichkeit für Barbetreiber, die nicht in ihren eigenen Hallen ausschenken durften. Zweitens: Die Gäste eben dieser Barbesitzer können ihre Lieblingsgetränke zu Hause konsumieren, ohne in verschiedenste Liköre zu investieren. So weit, so 2020. Funktioniert das Prinzip auch postpandemisch - direkt in einer Bar?
Im "Terra" schon. Die Hotelbar hat im März in der Baaderstraße, Nähe Isartor, neu eröffnet. Es gilt als die erste "Bottled Cocktail Bar" in Deutschland. Salopp gesagt heißt das: Hier werden vorbereitete Mischgetränke aus Flaschen serviert. Deckel auf, Eiswürfel, rein ins Glas, fertig? So lief das vielleicht in dem ein oder anderen Haushalt in Isolation. Spezialisiert sich eine professionelle Bar auf Drinks aus Flaschen, heißt das: Den Mitarbeitenden bleibt mehr Zeit für die Veredelung der Getränke. Da bekommt der Drachenfrucht-Daiquiri zum Beispiel eine Kaltrauchblase. Direkt am Tisch. Im "Terra" muss man für das Spektakel einen "Fly Pink" bestellen - und 13 Euro zahlen. Prädikat: instagrammable.
Wer früh kommt oder reserviert hat, sichert sich einen Platz auf der gemütlichen Sofareihe am Rand. Das Licht ist gedimmt, bei leiser R'n'B-Musik kann man sich gut unterhalten. Gegen neun füllt sich die Bar, wer später kommt, nimmt am namensgebenden Terracotta-Tresen Platz. Das "Terra" ist gut besucht, auch wenn es erst vor Kurzem aufgemacht hat. Das dürfte auch daran liegen, dass die Gründer in der Münchner Gastroszene keine Unbekannten sind. Einer von ihnen, Markus Novak, hat vor zwei Jahren auf einem Containerdach im Werksviertel die Transit Rooftoop Bar eröffnet.
Nun also eine Hotelbar im amerikanischen Stil. Geöffnet ist schon ab zwei Uhr nachmittags, am Wochenende bis zwei Uhr nachts. Platz zum Tanzen gibt es auch. DJ's legen hier zu später Stunde am Wochenende Musik der frühen 2000er auf.
Vielleicht lieber noch einen Drink? Neben dem pinken Daiquiri-Rauchblasen-Traum fallen auf: der Boston Sour (12,50 Euro) mit veganem Schaum aus Aquafaba (Kichererbsenwasser), eine Negroni-Variation, die am Tisch mit Mezcal geflammt wird, und natürlich der Negroni sbagliato "with gin and prosecco in it". Augenzwinkern ans Internet inklusive. Wer sich nicht für Flammen, Rauch und veganen Eiersatz begeistert, bestellt Altbewährtes: Manhattan, Old Fashioned, oder einfach ein Bier (Noam Lager, 5,50 Euro). Abstinente haben drei Virgin Cocktails zur Auswahl (fünf bis zehn Euro).
Und ja, sie schmecken, diese Flaschenmischungen. Im "Terra" gibt es vielleicht keine klassische Hotelbar-Atmosphäre, keine Shaker-Geräusche und Barkeeper-Jonglagen, dafür aber solide Cocktails zu fairen Preisen. Und: gutes Material für Social Media.
Terra , Baaderstraße 1, 80469 München, Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 14 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag 14 bis 2 Uhr.