Die Isar lässt die Münchner Rettungskräfte nicht ruhen: Nach der Rettung eines 19-jährigen Rollstuhlfahrers am Samstagabend aus dem Fluss gab es am Montagmittag erneut Alarm. Vermessungsarbeiter hatten auf Höhe der Luitpoldbrücke eine Person im Wasser treiben sehen. Wie in solchen Fällen üblich, rückten Polizei und Feuerwehr mit einem Großaufgebot aus, auch ein Rettungs- und ein Polizeihubschrauber gingen in die Luft.
Die Besatzung des Rettungshubschraubers „Christoph 1“ entdeckte den Verunglückten schließlich: Er klammerte sich oberhalb der John-F.-Kennedy-Brücke an einen Ast. Ein Notfallsanitäter wurde aus dem Hubschrauber abgelassen. Laut Feuerwehr konnte er den Ertrinkenden „in letzter Sekunde“ greifen und an sich fixieren. Entkräftet und unterkühlt wurde der Mann, 24, zunächst an Land und dann in eine Klinik gebracht. Unter welchen Umständen er in die Isar gelangt war, wird nun untersucht.
Durch den starken Dauerregen war die Isar schon am Wochenende bedrohlich angeschwollen – das Hochwasser hat bisher aber zumindest keine größeren Schäden in München angerichtet. Nach einem leichten Rückgang baut sich derzeit offenbar noch mal eine zweite Welle auf, die aber voraussichtlich nicht mehr ganz so heftig wie in der Nacht auf Sonntag.
Nach tödlichem Unglück:Wie die Isar sicherer werden könnte
In dem idyllischen Fluss lauern lebensgefährliche Wasserwalzen, aus denen sich selbst geübte Schwimmer manchmal nicht mehr befreien können. Mit einfachen Maßnahmen könnten Leben gerettet werden, sagen manche Experten. Warum die Stadt trotzdem nichts tut.
Am frühen Dienstagmorgen stieg der Isar-Pegel dem Hochwassernachrichtendienst Bayern zufolge erneut auf mehr als drei Meter an. Um 8.30 Uhr lag er demnach bei 313 Zentimetern – und überstieg damit abermals die Meldestufe 2 (300 Zentimeter). Um 16 Uhr erreichte er den an diesem Tag höchsten Stand von 334 Zentimeter. Doch am späten Abend und in der Nacht sank der Wasserstand wie erwartet und unterschritt die drei Meter Marke erstmals wieder um 2 Uhr nachts. Tendenz weiter abnehmend. Das Hochwasser in München bleibt daher wohl weiterhin unter Kontrolle.
Bei einem Pegel von 300 Zentimeter werden Flauchersteg und Marienklausensteg gesperrt. Ab einem Pegel von 240 Zentimetern werden bereits weite Uferbereiche zwischen Thalkirchner Brücke und Corneliusbrücke überflutet, ab 270 Zentimetern auch Bereiche ab dem Oberföhringer Wehr, zudem kann Grundwasser in der Au, in Untergiesing und im Herzogpark in die Keller hochdrücken. Die Feuerwehr rät, wo dies gefahrlos möglich ist, weiterhin in Wohngebieten rechts der Isar die Keller zu kontrollieren – und sich vom Hochwasser fernzuhalten.
Meldestufe 2 war bereits in der Nacht auf Sonntag leicht überschritten worden. Am Scheitelpunkt des Hochwassers, ziemlich genau um Mitternacht zwischen Samstag und Sonntag, waren es dann bis zu 443 Kubikmeter, der Pegel stieg auf 334 Zentimeter, und am Montagvormittag, 11 Uhr, hatte sich das Geschehen vorerst mit einem Pegel von 249 Zentimetern und 266 Kubikmetern je Sekunde etwas beruhigt.
Zum Vergleich: Bei den größten Hochwasserereignissen in den vergangenen Jahren führte die Isar in München am 22. Mai 1999 bei einem Pegel von 469 Zentimetern 830 Kubikmeter pro Sekunde, am 24. August 2005 waren es sogar 542 Zentimeter Pegel und 1050 Kubikmeter.