Corona-Infektionen in München:Inzidenzwert von 50 - die kritische Marke rückt täglich näher

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Die Stadtverwaltung stellte am Freitag deshalb schon mal klar: Die Schulen und Kindertageseinrichtungen würden am Montag "auf jeden Fall noch geöffnet sein". (Foto: dpa)

Falls der Inzidenzwert die Marke überspringt, drohen München neue, weiterreichende Einschränkungen. Was bedeutet das für Schulen oder Kitas, Gastronomie und das öffentliche Leben?

Von Ekaterina Kel, München

Sie schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Alltag vieler Menschen in der Stadt: die Zahl 50. Steigt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen sich in den vergangenen sieben Tagen gerechnet auf 100 000 Einwohner mit dem Coronavirus angesteckt haben, über diesen Wert, könnten dem öffentlichen Leben in München neue, weiterreichende Einschränkung drohen.

Und die kritische Marke rückt derzeit täglich näher. Die Stadtverwaltung stellte am Freitag deshalb schon mal klar: Die Schulen und Kindertageseinrichtungen würden am Montag "auf jeden Fall noch geöffnet sein". Damit ist eine große Unsicherheit für viele Eltern und Kinder, aber auch für viele Beschäftigte zunächst ausgeräumt. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz am Wochenende oder am Montag über 50 springen, greife auch nicht automatisch die dritte und letzte Stufe im Stufenplan der Landesregierung, wonach viele Kinder wieder nach Hause geschickt werden würden. "Es gibt keinen Automatismus, wonach mit dem Erreichen eines bestimmten Inzidenzwerts sofort die nächste Stufe eingeleitet wird", heißt es. Welche Stufe aktuell gilt, entscheide das Referat für Gesundheit und Umwelt.

Dieses wiederum verweist bei dem weiteren Vorgehen auf den Stab für außergewöhnliche Ereignisse, der unter Leitung von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) seit Anfang der Pandemie regelmäßig tagt. Dort würden die notwendigen Maßnahmen besprochen und getroffen, heißt es. Vorab gebe es zu möglichen Maßnahmen keine Verlautbarungen, heißt es aus dem Presseamt der Stadt. Erst, wenn die Inzidenzzahl von 50 tatsächlich auftrete, werde man über Maßnahmen beraten und diese zum gegebenen Zeitpunkt veröffentlichen.

Die Botschaft ist eindeutig: Keiner von den Verantwortlichen will leichtsinnig neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens ins Spiel bringen - etwa Kontaktverbote oder die erneute Schließung von Gastronomie und Museen. Es wäre aus Sicht der Politik denkbar ungünstig, wenn der Inzidenzwert als Signal einer wachsenden Bedrohung und einer damit wachsenden Angst verstanden würde.

Doch dagegen anzusteuern, ist gar nicht so einfach: Als der "Notfallmechanismus", der sich an ebendieser Zahl 50 orientiert, von der Bundespolitik in Absprache mit den Ländern beschlossen wurde, lag die Sieben-Tage-Inzidenz in München bei etwa zehn. Seit einiger Zeit steigt sie kontinuierlich an, kann abhängig von den Ansteckungszahlen aber auch wieder sinken. Am Freitag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 46,08. Anfang der Woche hatte der Wert etwas mehr als 41 betragen.

Was vom Bund noch streng klingt, nämlich, dass bei der Überschreitung des Wertes 50 "sofort ein konsequentes Beschränkungskonzept" umgesetzt werden soll, wird vom bayerischen Gesundheitsministerium abgeschwächt: Eine Überschreitung "löst keinen Automatismus dahingehend aus, unmittelbar allgemeine Kontakt- oder Ausgangsbeschränkungen zu erlassen", lässt ein Sprecher wissen. Dass die 50 in den kommenden Tagen erreicht wird, sei "nicht auszuschließen", so die Stadt. Aber OB Dieter Reiter weiß: "Jede neue Einschränkung würde eine weitere Herausforderung darstellen." Die Tragweite davon, was er am Montag mit den "zuständigen Stellen" beraten will, ist ihm also bewusst.

© SZ vom 12.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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