Auf die Frage nach Beispielen für denkbare Projekte zählt Elisabeth Merk erst einmal auf, worum es nicht geht bei dieser Internationalen Bau-Ausstellung (IBA): eine neue besonders innovative Schule etwa oder ein Wohngebäude. Denn die IBA, die die Metropolregion München für die nächsten zehn Jahre ausgerufen hat, dreht sich nicht ums Bauen neuer Gebäude, sondern das Thema heißt: „Räume der Mobilität“.
Und eigentlich will Elisabeth Merk, Münchner Stadtbaurätin und Aufsichtsratsvorsitzende für die IBA-Betreibergesellschaft, auf dieser Online-Pressekonferenz am Donnerstagmittag auch gar nicht so viel sagen über das, was denkbar ist. Schließlich ist der Anlass an diesem Tag ja zu verkünden, dass die IBA künftig „innovative und visionäre Ideen“ für Projekte sucht.
Aber weil das alles doch noch sehr abstrakt ist, wirft Merk dann doch noch zwei Ideen in die Runde, verbunden mit dem Hinweis, dass diese nur symbolischen Charakter hätten: So könne es ein IBA-Projekt werden, das Umfeld des neuen künftigen Münchner Hauptbahnhofs zu entwickeln. Oder, etwas alltagsnäher, ist laut Merk ein Projekt denkbar, das ähnlich wie der MVV-Rufbus-Service „Isar-Tiger“ dezentral eine neue Form von Mobilität organisiere, „vielleicht gründet jemand dafür eine Mobilitäts-Genossenschaft“.
An diesem Punkt noch einmal einen Schritt zurück: Was ist eigentlich eine Internationale Bauausstellung? Das Konzept einer IBA gibt es seit bald 100 Jahren. Aus der ersten IBA ging Ende der Zwanzigerjahre die Weißenhofsiedlung in Stuttgart hervor. Seither gab es weitere Projekte in Thüringen, Wien oder dem Ruhrgebiet.
Das Wort Ausstellung für eine IBA ist dabei etwas irreführend. Denn eigentlich handelt es sich dabei um ein Format der Stadt- und Regionalplanung. Es gibt dafür keine übergeordnete Instanz, die nach einem Bewerbungsverfahren eine IBA vergibt. Vielmehr können Städte oder Regionen selbst eine solche ausrufen und gehen damit eine Selbstverpflichtung ein, binnen zehn Jahren etwas auf die Beine zu stellen, das dann zum Abschluss in Form einer Ausstellung präsentiert werden kann.
Die Idee zur IBA „Räume der Mobilität“ ist bereits vor einigen Jahren entstanden und hat inzwischen über eine kürzlich gegründete GmbH mit einer zweiköpfigen Geschäftsführung auch einen Rahmen, der für zehn Jahre finanziell abgesichert ist. Angesiedelt ist das Büro im Haus der Architektur an der Waisenhausstraße in Nymphenburg. Gesellschafter sind die Städte München, Augsburg und Ingolstadt, die Landkreise München und Freising sowie der Verein Europäische Metropolregion München (EMM). Hingegen hat sich etwa der Landkreis Dachau gegen eine Teilnahme an der IBA entschieden.
Wie die IBA sich mit Inhalt und Leben füllt, das sollen die kommenden Monate zeigen. Der erste Stichtag für die Einreichung von Projektideen ist der 15. Oktober dieses Jahres. Danach soll es eine Präsentation und eine Phase zur Ausarbeitung der Projektidee geben, bevor im Herbst 2025 der Aufsichtsrat und ein Kuratorium entscheiden, was vom IBA-Kandidaten zum IBA-Projekt wird. Grundsätzlich aber können über die gesamte zehnjährige Laufzeit neue Ideen eingereicht werden.
Die IBA-Geschäftsführerin Julianna Günther betont die große Spannbreite möglicher Projekte „von urban bis ländlich, von klein bis zu ganz langfristig“. So kann sich etwa eine Bürgerinitiative mit einer Idee für ihr Wohnquartier bewerben, ebenso denkbar – und gewünscht – sind Projekte für eine ganze Kommune oder für die Region als Ganzes, „es geht auch um neue Formen der Zusammenarbeit“, sagt Günther.
Eigene Fördermittel hat die IBA nicht, aber mit einem IBA-Siegel, so die Hoffnung, könnten sich an anderer Stelle leichter Mittel beschaffen lassen. „Wir heben Projekte auf eine Bühne, auch international“, verspricht Geschäftsführerin Günther.
In der Stadt Freising etwa haben sie schon eine Idee: Dort wollen sie eine geplante große Stadtentwicklung zwischen Bahnhof und Isar mit dem IBA-Mobilitätsgedanken verknüpfen. Jonas Bellingrodt vom Amt für Stadtplanung in Freising hat, wie er erzählt, schon in der Vorbereitung erlebt, dass man „mit dem Label IBA“ leichter wichtige Menschen mit an den Tisch bekomme. Aber Bellingrodt erläutert auch den Anspruch, den die Macherinnen und Macher der IBA an sich stellen: „Es geht um Projekte, die auch in zehn Jahren noch in die Zukunft weisen sollen.“