Die Inselkammers:Wie aus der Familie eine Unternehmerdynastie wurde

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Hans Inselkammer wurde 1981 einer von vier Gesellschaftern der Augustiner-Brauerei. (Foto: Historisches Archiv MAN Truck & Bus AG)

Sie sind eine der bedeutendsten Unternehmerfamilien der Stadt München. Einer von vier Zweigen der Familie ist durch das Unglück auf Mallorca nun fast völlig ausgelöscht worden.

Von Franz Kotteder, München

Die Familie von August Inselkammer gehörte zu einer der bekanntesten Unternehmerdynastien der Stadt. Einer von vier Zweigen dieser Familie ist durch das Helikopter-Unglück im August 2019 fast völlig ausgelöscht worden, denn der Großvater August Inselkammer senior ist erst am 7. April dieses Jahres 81-jährig verstorben.

Die Dynastie ging hervor aus dem 1877 eröffneten, heute noch existierenden Gasthaus Franz Inselkammer in Siegertsbrunn, die Familie hatte dort seit 300 Jahren einen Hof bewirtschaftet und zum Gut ausgebaut. Später kam zur Gastwirtschaft auch noch ein Sägewerk hinzu. In Siegertsbrunn wurde 1902 Franz Seraph Inselkammer geboren, der zusammen mit seinem Bruder Hans den Grundstein für das weitverzweigte Firmenimperium legte. Kurz vor seinem 30. Geburtstag heiratete er die zehn Jahre jüngere Maria Kreszenz Zehentmair aus Aying - eine gute Partie für einen Gastwirt, denn Maria sollte einmal die kleine Ayinger Brauerei erben. Schon 1936 war es so weit; nach dem frühen Tod des Vaters mit 56 Jahren übernahmen Franz und Maria das Unternehmen.

Das erlebte seinen großen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg, und Franz Inselkammer erwies sich als risikofreudiger Unternehmer mit einer Nase für gute Geschäfte. So kaufte er 1953 rund ums Platzl in der Münchner Innenstadt diverse Grundstücke sowie die Gaststätte mit Theater, obwohl hier fast alle Gebäude noch vom Krieg zerstört waren. Und er investierte kräftig in die Brauerei, ließ dort beispielsweise 1957 das weltweit erste Hydroautomatik-Sudwerk installieren.

Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Franz (geboren 1935), August (1938) und Peter (1940). Franz, der Älteste, erbte die Brauerei 1986 nach dem Tod seines Vaters und führte das Unternehmen gemeinsam mit seiner Ehefrau Angela. Heute gehören zur Brauerei 48 weitere Betriebe. Um die Brauerei kümmern sich Sohn Franz und Tochter Ursula, Angela Inselkammer um den Brauereigasthof. Außerdem ist sie Präsidentin des Landesverbands Bayern des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga.

Der mittlere Sohn August, Vater des jetzt auf Mallorca mit seiner Familie verunglückten August Inselkammer, übernahm den Geschäftsbereich Holzwirtschaft und 1967 die Fertighausfirma Isartaler Holzhaus. August junior wurde später dort Geschäftsführer.

Der jüngste Sohn Peter kümmerte sich um die Immobilien, vor allem die rund ums Platzl. Die umfassen im wesentlichen das Areal an der Sparkassen- und der Münzstraße. Das Hotel Platzl (vier Sterne), das Hardrock-Café, die Platzl-Gassen und die Pfistermühle gehören dazu. Seit 1990 sind die Inselkammers auch Wiesnwirte und betreiben das Armbrustschützenzelt, mittlerweile in zweiter Generation. Sohn Peter Inselkammer junior ist seit vergangenem Jahr auch Sprecher der Wiesnwirte.

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Angela Inselkammer, Ehefrau des Bräus von Aying und Präsidentin des Hotel- und Gaststättenverbands, hat im Brauereigasthof das Sagen. Dass sie der AfD die Türen öffnen wollte, passt zu ihrer Haltung.

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Franz Seraphs Bruder und dessen Sohn Hans bilden den vierten Zweig der Dynastie. Und der ist wirtschaftlich nicht weniger erfolgreich als die anderen drei. Hans Inselkammer stellte beispielsweise Holzpaletten her und wurde 1981 einer von vier Gesellschaftern der Augustiner-Brauerei. Die letzte Erbin der Brauerei, Edith Haberland-Wagner, starb 1997 kinderlos; kurz zuvor hatte sie 51 Prozent der Anteile in eine nach ihr benannte Stiftung eingebracht. Die Inselkammers haben gleich danach die meisten Anteile, 35 Prozent.

Hans Inselkammers Sohn Jannik, geboren 1968, übernahm als Mitinhaber die Geschäftsführung von Augustiner und war auch Teilhaber verschiedener Brauereien und Immobiliengesellschaften mit dem Kürzel "Inka". Ihr gehören teure Grundstücke in der Münchner Altstadt, darunter die Kaufingerstraße 11, die Sattlerpost, die Neuhauser Straße 5 und das Tambosi. Jannik Inselkammer verunglückte 2014 tödlich beim Helicopter-Skiing in Kanada, seitdem übernimmt seine Schwester Nicole, eine angesehene Dermatologin, gelegentlich repräsentative Aufgaben für die Familie.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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