Insekten in München:Rettet die Bienen-Retter!

Insekten in München: Der Duft von süßem Gebäck oder süßen Getränken lockt Wespen an. Und gute Menschen mögen sie angeblich auch.

Der Duft von süßem Gebäck oder süßen Getränken lockt Wespen an. Und gute Menschen mögen sie angeblich auch.

(Foto: Marco Einfeldt)

Unser Autor hat das Volksbegehren zum Schutz von Insekten unterschrieben - und wie danken es ihm die Viecher? Fressen im Biergarten die Spareribs weg. Da hilft nur eins.

Glosse von Wolfgang Görl

Das ist schon ärgerlich, ja eigentlich unverschämt: Da haben wir uns vor zwei Jahren mit der Unterschrift beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" selbstlos für diese Brummer und alle anderen Insekten ins Zeug gelegt - und wie danken es uns die Biester dann? Eigentlich gar nicht, ganz im Gegenteil: Unangemeldet und natürlich ohne Genehmigung nisten sie sich in unserer Küche ein und verwandeln den Biomüll-Eimer in ein Biotop unbekannter Flugobjekte. Angeblich handelt es sich um Fruchtfliegen. Das behauptet jedenfalls eine tierliebende Freundin, die selbst am liebsten Libelle wäre.

Fruchtfliegen, sagt sie, seien gutmütige Gesellen, die den Menschen bei der Verwertung von faulem Obst helfen. "Lasst sie einfach machen, im Winter verschwinden sie von alleine." Na gut, moralisch sind wir ja gebunden. Gegen das Insektensterben unterschreiben und dann welche umbringen, das geht gar nicht. Außerdem hinterlässt die Fliegenklatsche immer so hässliche Flecken an der Wand.

Aber ein bisschen dankbarer könnten diese Viecher schon sein, immerhin kämpfen wir an ihrer Seite gegen die chemischen Keulen der Landwirtschaft. Doch manchmal hat man den Eindruck, sie haben keine Ahnung, wer es verdient, von ihnen belästigt zu werden, und wer nicht.

Die Wespen zum Beispiel: Kaum sitzt man im Biergarten, sind sie schon da. Die einen nagen an den Spareribs, die anderen stürzen sich in die Radlermaß. Und sie hören gar nicht hin, wenn wir ihnen zurufen, dass wir das Volksbegehren unterzeichnet haben und deshalb beanspruchen dürfen, von ihnen verschont zu werden. Stattdessen holen sie noch ihre Kolleginnen, die sich dann über den Steckerlfisch hermachen. Dabei hockt der Feind am Nebentisch. Fünf Bauern, die auf ihren Feldern ganz bestimmt Insektizide versprühen. Aber die bleiben unbehelligt.

Unsere Freundin, die Libelle, sagt, wir können stolz sein, dass die Wespen zu uns kommen. Die klugen Tiere spürten genau, wer es gut mit ihnen meint, und solche Menschen beehren sie dann mit ihrer Gesellschaft. In diesem Moment blitzt der Gedanke auf, auf die Seite der Bösen zu wechseln, die offenbar ein leichteres Leben haben. Es ist nämlich gar nicht so einfach, ständig von Wespen umschwärmt, von Mücken gestochen und von Fruchtfliegen heimgesucht zu werden, nur weil man einmal ein Bürgerbegehren unterschrieben hat.

Und dann die dauernde Angst, beim Verzehr eines Zwetschgendatschis einen Käfer zu verschlucken, welcher der letzte seiner Art war. In München kann das leicht passieren, denn viele gefährdete Tierarten flüchten in die Städte, weil es auf dem Land zu gefährlich ist. Soeben hat man hier die seltene Stängel-Blattschneiderbiene und die ebenso rare Dünen-Schmalbiene entdeckt. Draußen auf den Feldern hätten die keine Chance.

Das hat auch seine gute Seiten: Wer ohne die Gesellschaft anhänglicher Kerbtiere picknicken will, fährt hinaus auf eine bäuerliche Nutzfläche. Himmlisch, diese unbelebte Natur.

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