Süddeutsche Zeitung

Mehr Grün in der Innenstadt:Innenhöfe sollen allen offenstehen

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Das Planungsreferat legt 15 Vorschläge für mehr grüne Freiräume in der Altstadt vor. Die ersten Reaktionen der betroffenen Institutionen schwanken zwischen aufgeschlossen und reserviert.

Von Ulrike Steinbacher

Freiräume, urteilt Stadtbaurätin Elisabeth Merk, sind "eine Bühne des Münchner Alltags". Und gerade in der dicht bebauten Innenstadt seien sie "dafür da, für alle da zu sein". Im einschlägigen Konzept ihrer Behörde sind Empfehlungen für die Aufwertung solcher Flächen aufgelistet - weil mehr Grün nicht nur den Klimawandel bremst, sondern auch den Menschen gut tut und das Zentrum verschönert. Das Papier wird im Mai den Stadträten vorgestellt.

Darin geht es auch um Freiräume, die derzeit noch nicht für alle da sind: um die Innenhöfe verschiedener Institutionen, die für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnten. Natürlich, heißt es im Freiraumquartierskonzept des Planungsreferats, gebe es da "teilweise große Bedenken, da ein hoher personeller Aufwand, Unterhaltungsfrage und Haftungsproblematik geklärt werden müssen". Daher müsse man jeden Einzelfall prüfen und mit allen Beteiligten diskutieren.

Unter die Lupe genommen werden sollen zum Beispiel die Schulhöfe der Salvator-Realschule an der Damenstiftstraße und des Theresia-Gerhardinger-Gymnasiums an der Blumenstraße, deren Öffnung für die Zeiten in Frage kommt, in denen sie nicht für die Schüler gebraucht werden. Das Planungsreferat hat aber noch 14 weitere Kandidaten auf seiner Liste. Und deren Eigentümer reagieren auf die Idee recht unterschiedlich, wie eine kleine Umfrage ergab.

Ablehnung kommt etwa von einer städtischen Schwesterbehörde, dem Kommunalreferat. Es ist Vermieter des Gebäudes an der Herzog-Wilhelm-Straße, in dem das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) untergebracht ist. Den dortigen Innenhof zu öffnen, sei "nicht realisierbar", teilt Andreas Sigl vom Büro der Referatsleitung mit. Die Notausgänge führten in den Hof, Lieferanten und Postboten bräuchten ungehinderten Zugang. Überdies sei man gerade dabei, den Innenhof durch Bepflanzung, Brutkästen und Insektenhotels umzugestalten, um die Biodiversität zu erhöhen. Und schließlich habe man dort vor Kurzem sichere Fahrradabstellplätze für die Mitarbeiter geschaffen.

Skeptisch klingt auch Christoph Kappes, der Pressesprecher des erzbischöflichen Ordinariats, wenn es um den Innenhof des Dienstgebäudes an der Kapellenstraße geht. Von dort aus sei "freier Einblick in einige dienstliche Besprechungs- und Konferenzräume" möglich. "Personalgespräche, Beratungs- und Seelsorgegespräche oder Prüfungen" würden "erheblich eingeschränkt und erschwert", wenn der Hof jedermann offen stünde. Stattdessen biete die Erzdiözese jetzt schon ihre frei zugänglichen Kirchenräume für "eine Unterbrechung der Zwänge des Alltags" an.

Auf dem Wunschzettel des Planungsreferats steht auch der Campus des Innenstadt-Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zwischen Nußbaum- und Lindwurmstraße. Grundsätzlich ist er öffentlich zugänglich, doch Philipp Kreßirer, Sprecher des LMU Klinikums, würde es gern bei einem beschränkten Nutzerkreis "für die relativ kleinen Freiflächen" belassen: "Insbesondere Patientinnen und Patienten sollte ein geschützter (Frei-)Raum zur Verfügung stehen, den diese trotz einer Erkrankung oder Verletzung nutzen können."

"Aufgeschlossen" zeigt sich dagegen das Landesamt für Denkmalpflege. "Bürgernähe und Offenheit sind uns ebenso wichtig wie die öffentliche Teilhabe an bedeutenden Baudenkmälern", teilt Pressesprecherin Juliane Grimm-von Wedemeyer mit. Ihre Behörde residiert in der Alten Münze am Hofgraben, einem der ältesten Gebäude Münchens. Und dessen Innenhof, der sonst hauptsächlich als Parkplatz dient, wird diesen Sommer ohnehin geöffnet: Zum 50. Jubiläum des Denkmalschutzgesetzes ist dort von 1. Juli bis 10. September ein Kulturbiergarten geplant.

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