Kulturpolitik:"Die Ressourcen werden knapper"

Lesezeit: 3 Min.

Mit einer Plakataktion an verschiedenen kulturellen Institutionen, hier der Bayerischen Staatsoper in München, machte die neu gegründete Initiative "Kulturzukunft Bayern" auf ihr Anliegen aufmerksam. (Foto: Robert Haas)

16 Freundes- und Förderkreise großer Kulturinstitutionen gründen die Initiative "Kulturzukunft Bayern", um das Thema rechtzeitig zum Wahlkampfbeginn zu platzieren - und Druck zu machen.

Von Susanne Hermanski

Sanierungsstau allerorten, Konzerthausdebatte ohne Ende und eine Neue Pinakothek, die vor vier Jahren geschlossen worden ist und jetzt erst seit wenigen Monaten renoviert wird - aber immer noch ohne wesentlichen Ansatz für ein zeitgemäßes Konzept. Jetzt haben sich 16 namhafte Freundeskreise staatliche Kulturinstitutionen und die darin engagierten Bürger zusammengeschlossen, um sich gegen derlei Planlosigkeit zu stemmen. Sie haben gemeinsam die Initiative "Kulturzukunft Bayern" gegründet, die Druck auf die Politik ausüben und das Thema in den bevorstehenden Landtags Wahlkampf einbringen will.

Anna Kleeblatt, unter anderem aktiv im Kreis der Freude des Nationaltheaters, und Markus Michalke, Vorsitzender des Stiftungsrats Pinakothek der Moderne, haben die Initiative an diesem Donnerstag in der Akademie der Schönen Künste vorgestellt. Die beiden sprechen für rund 10 000 Bürgerinnen und Bürger, die in den Freundeskreisen organisiert sind. Und die Vertreter der Freundeskreise haben auch dafür gesorgt, dass weithin sichtbar ist, wo allein in München überall Handlungsbedarf besteht. Pünktlich um 9 Uhr wurden unter anderem an den Portalen des Nationaltheaters, der Residenz und im Kunstareal riesige Transparente gehisst. Dabei zielt die Initiative aber auf ganz Bayern. Man geht davon aus, dass sich binnen weniger Wochen noch zweimal so viele Freundes- und Förderkreise von Aschaffenburg bis Garmisch anschließen werden. Mittelfristig sollen nicht nur Freundeskreise staatlicher Institutionen mit ins Boot geholt werden, sondern auch die von kommunalen Einrichtungen. Die Münchner Philharmoniker seien in dieser Sache "die Vorhut", sagte Anna Kleeblatt.

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Sie engagiert sich auch in der Tourismusinitiative München (TIM) und betont die Kultur nicht nur als integrativen Faktor der Gesellschaft, sondern auch als mitentscheidend für den Wirtschaftsstandort Bayern. "Wir müssen attraktiv bleiben im Wettbewerb um Arbeitskräfte in Industrie und Wissenschaft, aber auch um Gäste aus aller Welt. Von einem attraktiven Kulturangebot profitiert der Tourismus."

Die Förder- und Freundeskreise, in denen viele namhafte Münchner Bürger und Mäzene engagiert sind, treten selbstbewusst auf - sie sind wichtige Eckpfeiler in der Kulturfinanzierung. Die Mitglieder der 16 Freundeskreise hätten seit ihrem Bestehen gemeinsam Fördersummen von mehr als 150 Millionen Euro aufgebracht. Jeder Kreis für seine Institution. Nun sei es aber an der Zeit, "um geschlossen den kulturinteressierten Bürgerinnen und Bürgern Bayerns eine Stimme zu geben und ein ganzheitliches und vor allem langfristiges Sanierungs- und Zukunftskonzept von der Politik einzufordern".

Man sei sich "der aktuellen finanziellen Herausforderungen bewusst", sagt Michalke, genau deshalb verlange man im kommenden Wahlkampf Kernaussagen. "Die Ressourcen werden knapper, und es gilt sie klug und vorausschauend einzusetzen", so Michalke.

Die Initiative treibt die Sorge um, dass in den kommenden Jahren mehrere Museen, Theater und Konzertsäle in München wegen Sanierungsarbeiten gleichzeitig geschlossen sein werden. "Wenn das eintritt, verringern wir die Zugänglichkeit zum kulturellen Angebot sehenden Auges, und es ist die Frage, ob wir danach je wieder Anschluss an die internationale Konkurrenz im Kulturbereich finden werden", sagte Anna Kleeblatt. Durch die Schließung von Herkulessaal, Gasteig und Nationaltheater zur gleichen Zeit würden in Summe allein 3000 Sitzplätze im Konzertbetrieb weniger existieren, wenn man das jetzt nicht anders plane.

"Es gibt so viele Ideen und Initiativen, um den Kulturstandort München in die Zukunft zu bringen, aber dazu müssen wir wissen, welche Strategie die Politik verfolgt", betont Michalke. Bedarfsanalyse, Zeit- und Finanzierungsplan seien notwendig. Außerdem eine Vision, die der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts gerecht werde, die weniger kanonisch vorgebildet und kulturell pluralistischer sei. Das müsse sich in Angeboten und Formaten der Institutionen widerspiegeln. "Wir werden unsere Mitglieder weiter in ihrem bürgerschaftlichen Engagement motivieren können, dessen bin ich sicher. Aber sie möchten gerne wissen, wie sich die Politik im Freistaat zur Kulturinfrastruktur hier in München und in Bayern positioniert."

Weitere Veranstaltungen wie Symposien, Informationsabende und Diskussionsrunden mit namhaften Experten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen werden in den kommenden Monaten folgen.

Die bisher beteiligten Förder- und Freundeskreise

• Freundeskreis Bayerisches Nationalmuseum • Verein der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels • Förderkreis Biotopia - Naturkundemuseum Bayern • Udo und Anette Brandhorst Stiftung • Förderkreis Kunstareal München • Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker • Muka - Verein der Freunde und Förderer der Musikalischen Akademie des Bayerischen Staatsorchester • Freunde des Nationaltheaters in München • Stiftung Neues Konzerthaus München • PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne • Pinakotheks-Verein - Verein zur Förderung der Alten und Neuen Pinakothek • Stiftung Pinakothek der Moderne • Freunde der Residenz München • Vereinigung der Freunde der Staatlichen Graphischen Sammlung München • Freunde Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks • Verein der Freunde des Zentralinstituts für Kunstgeschichte

Mehr Informationen: www.initiativekulturzukunft.de

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