Süddeutsche Zeitung

München:In Ruhe schmökern

Nach erfolgreicher Probephase sollen künftig alle Filialen der Stadtbibliothek am Samstag geöffnet sein

Von Thomas Kronewiter

Fünf Millionen Büchereibesucher pro Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Für sie und hoffentlich noch viel mehr potenzielle Lesefüchse weitet die Stadt die Samstags-Öffnungszeiten der Stadtbibliotheken nunmehr flächendeckend aus. Der Kulturausschuss des Stadtrats hat beschlossen, die notwendigen Stellen zu schaffen, um nach der ersten Ausbaustufe nun auch alle übrigen der insgesamt 21 Filialen künftig samstags geöffnet zu lassen.

Die Arrondierung des Angebots ist eine Reaktion auf die ausgesprochen erfolgreich verlaufenen Probephase. So werden an Samstagen mittlerweile die meisten Medien entliehen. Konkret haben seit Einführung der Samstagsöffnung 520 000 Besucher das Angebot wahrgenommen und 700 000 Medien entliehen. Ermöglicht wird die Samstagsöffnung allerdings nicht nur durch eine Stellenmehrung, sondern auch durch eingeschränkte Öffnungszeiten am Montag.

Freuen dürfen sich auch Bücherfreunde aus dem Münchner Osten. Denn das Netz der Stadtteilbibliotheken wird dort dichter geknüpft. Für eine neue Stadtbücherei in der Messestadt Riem am Elisabeth-Castonier-Platz hat der Kulturausschuss des Stadtrats ebenfalls Konzeption und Finanzierung gebilligt. Ausgangspunkt der neuen Filiale ist eine überdurchschnittlich steigende Bevölkerungszahl: Der Stadtteil wird größer, dichter und voller, zugleich altert die Bewohnerschaft. Im April 2018 ist deshalb bereits der Spatenstich für das neue Quartierszentrum erfolgt, das auch die Bücherei enthalten soll. Mit der Eröffnung rechnet Kulturreferent Anton Biebl in der zweiten Jahreshälfte 2021. In der neuen Bücherei mit öffentlich zugänglich Flächen von 721 Quadratmetern und einem Lesegarten im Innenhof soll die Aufenthaltsqualität eine besondere Rolle spielen. "Die Kundinnen und Kunden sollen in die Lage versetzt werden, die Bibliothek aktiv zu nutzen und zu beleben", sagt der Kulturreferent. Stunden in der Bibliothek sollten die Besucher als "Quality time", also als qualitätsvolle Zeit, im Alltagsleben verspüren.

Noch nicht klären konnte der Kulturausschuss, wie Leser künftig für die Benutzung der öffentlichen Drucker, Kopierer und Computer zahlen sollen. Die Fachbehörde schlägt dafür Kassenautomaten vor - als "Standard einer kundenfreundlichen und zeitgemäßen Bibliothek". Ob dies in Zeiten von Handy-Apps und kontaktlosem Bezahlen tatsächlich der technologisch letzte Schrei sei, wurde in der Sitzung allerdings angezweifelt.

Damit muss sich nun die Stadtrats-Vollversammlung auseinandersetzen. Dorthin haben die Kulturausschussmitglieder diese Beschlussvorlage vertagt.

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Quelle:
SZ vom 09.11.2019
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