Süddeutsche Zeitung

Olympiapark:Warum ein Besuch des "Impark"-Festivals wirklich lohnt

Lesezeit: 2 min

Von Sabine Buchwald

Wenn viele Menschen an einem Ort zusammenkommen, wird es oft ungemütlich eng, was nicht selten zu derben Äußerungen führt, bis hin zum Gerangel. Das kennt der Münchner vom Oktoberfest. Und das, so möchte man auf den ersten Blick meinen, müsste man derzeit auch im Olympiapark erleben können. Denn Gedränge gibt es hier auch, und Beschwerden von Besuchern und Veranstaltern über den Lärm der eng beieinander liegenden Bühnen und Buden.

Dicht an dicht stehen Geisterbahn, Wasserrutsche und Riesenrad neben Fressbuden und großen Theken, wo Bier und Perlwein fließen. Fliegende Händler bieten ein Sammelsurium von Kleidung, Schuhen und Schmuck bis hin zu Gewürzen, Süßem und Kuscheltieren an. Das erwartet man wohl am wenigsten hier, und mancher Händler schaut nicht ganz zufrieden drein. Im Vergleich zur Wiesn aber findet sich hier ein so friedliches Nebeneinander, dass man es kaum glauben mag. Jedenfalls nimmt man diesen subjektiven Eindruck mit von einem Besuch am Mittwochabend, einem der Höhepunkte des Sommerfestes "Impark", das noch bis Sonntag läuft. Was hier auf engem Raum stattfindet und Tausende Menschen anzieht, wäre wohl einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde wert. Immerhin, das Theatron mit seinen Konzerten soll dort ja schon seinen Platz gefunden haben als "längstes Musik-Open-Air-Festival der Welt".

Musik unterschiedlichster Art schallt auch am Mittwoch aus den Boxen. Etwa bei der Rooftop-Party eines Münchner Privatradiosenders oder im eingegrenzten Areal des Kinos am Olympiasee. Dort spielen Andreas Dresen und Alexander Scheer und zeigen im Anschluss ihre Hommage an den Baggerfahrer und Liedermacher Gundermann. Für die Bühne am See, gleich dahinter, ist nach Fleur en Fleur und Jaqee als Hauptact Lylit aus Österreich angekündigt. Für lau ein grandioses Angebot. Eingefleischte Theatron-Fans wissen, dass die Akustik unterm Dach des Schwimmbades am besten ist.

Wen die Zäune um das renovierungsbedürftige Baudenkmal nicht stören, der tanzt hier oben zur kraftvollen, souligen Stimme von Sängerin Eva Klampfer. Das allerdings heißt, den Platz auf den Grashügeln aufzugeben, von wo aus sich von 22 Uhr an das als "Brillantfeuerwerk" beworbene Spektakel perfekt beobachten ließe. Wo's kracht und blitzt, lässt man sich gerne nieder, und so ist rund um den See zwischen den ausgebreiteten Decken kaum noch eine Handbreit Gras zu sehen. Während Leuchtbälle in den Himmel schießen und Glitter rieselt, sind dann tatsächlich Ausrufe zu vernehmen, die eher in die untere Schublade der rhetorischen Ausdrucksmittel gehören. "Saukrass" und "endgeil" lassen sich noch schamfrei verschriftlichen, andere nicht. Schön aber, dass auch Adjektive wie "magnifique", "fantastico" oder "great" zu hören sind.

München ist bunt und vielfältig, an diesem Abend zeigt es sich einmal mehr. Die Anzahl der Nationalitäten lässt sich nicht herausfinden, aber in diesem Fall gilt ebenso: Rekordverdacht. Auch die Betreiber der Capri-Bar auf ihrem Ponton hinter der Seebühne wirken zufrieden. An langen Tafeln werden Wurstplatten aufgetragen, dazu eifrig Hugos ausgeschenkt. Auch hier: Musik passend zur loungigen Stimmung. Der Streit zwischen Bar und Theatron, der vor Kurzem während des Konzertes des Orchesters Sinfonietta München entbrannte, als vom See Partymucke dröhnte, war in dieser Konstellation wohl unvermeidbar. Stille Töne haben im Schatten von Riesenrad und Partybar keine Chance. Das heißt aber nicht, dass klassische Musik grundsätzlich keine Berechtigung hätte.

Zur friedvollen Stimmung dieses Festivals trägt bei, dass die Zuschauer Getränke und Essen mitbringen dürfen. Zwar gibt es Sicherheitspersonal an den Absperrgittern rund um den Rummel, aber das kontrolliert keine Rucksäcke.

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Quelle:
SZ vom 16.08.2019
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