München ist ein teures Pflaster, das ist soweit nichts Neues. Nun hat die Unternehmensberatung Deloitte eine Studie veröffentlicht, derzufolge die Kaufpreise für Immobilien in München inzwischen die zweithöchsten in Europa sind - nach Paris und noch vor London. Für die am Freitag veröffentlichte Branchenstudie haben die Experten Daten aus 68 ausgewählten Großstädten in 23 europäischen Ländern verglichen.
Der "Property Index" orientiert sich an den Preisen für Neubauten und differenziert nicht zwischen guten oder durchschnittlichen Wohnlagen. Deloitte deutet die ermittelten Preise aber so, dass vor allem die im europäischen Vergleich unterdurchschnittliche Bautätigkeit in Deutschland ausschlaggebend sei für die Zahlen. Gemessen an der Zahl fertig gestellter Wohnbauprojekte pro 1000 Einwohner lag Deutschland laut der Studie 2021 nur im Mittelfeld, im Vergleich der neu begonnenen Wohnungsbauvorhaben sogar auf dem siebtletzten Platz der 23 Länder. Im vergangenen Jahr seien in Deutschland nur 372 Wohnungen je 100 000 Einwohner fertiggestellt und nur 299 neu begonnen worden.
In München mussten Käufer nach Deloitte-Angaben für eine neue Wohnung im vergangenen Jahr durchschnittlich 10 500 Euro pro Quadratmeter ausgeben. Nur Paris sei mit 13 462 Euro noch teurer gewesen. Deutlich darunter lagen laut Deloitte London, Oslo und Frankfurt mit rund 8400 Euro, Amsterdam mit 7600 Euro und Kopenhagen mit 7300 Euro. In Hamburg habe der Quadratmeter im Schnitt 6900 Euro gekostet, in Berlin 6500. Günstig war es dagegen in den bulgarischen Großstädten Varna und Burgas am Schwarzen Meer: Dort seien neue Wohnungen im Durchschnitt für rund 900 Euro pro Quadratmeter zu haben gewesen.
Auch bei den Mieten führt Paris, München liegt auf dem zehnten Platz in Europa
Was die Monatsmieten angeht, war wieder Paris am kostspieligsten mit durchschnittlich 29,10 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Oslo, London und Amsterdam. München ordnet Deloitte auf Platz zehn in Europa ein. Mit einer Durchschnittsmiete von 18,90 Euro bleibt es aber die teuerste Stadt Deutschlands. Für Frankfurt gibt Deloitte 15,90 Euro an, für Berlin 14,30 und für Hamburg 13,60 Euro durchschnittliche Miete pro Quadratmeter.
Es gibt vielerlei Faktoren, die die Kauf- und Mietpreise in die Höhe treiben. Auf Bauprojekte wirken sich die gestörten Lieferketten, die Knappheit an Material, Personalmangel und die Inflation aus. Deloitte sieht auch in der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine eine Auswirkung auf den Wohnungsmarkt, insbesondere in Polen, der Slowakei und Ungarn. "Ein gemeinsames Merkmal für das zweite Quartal 2022 ist das sinkende Angebot auf den Mietmärkten, da viele zur Vermietung angebotene Wohnungen zur Unterbringung von Familien genutzt werden, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind", heißt es in einer Zusammenfassung der Studie.
Wie ist die Studie nun aus Münchner Sicht zu bewerten? Er glaube nicht so recht, dass München an London bei den Kaufpreisen vorbeigezogen sei, sagt Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland (IVD), der auch den britischen Markt beobachtet. In der Tat weisen verschiedene Immobilienstatistiken weit höhere Kaufpreise aus als die von Deloitte ermittelten.
Zu den Quadratmeterpreisen gibt es auch abweichende Daten in anderen Statistiken
Der Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts wundert sich zudem, dass Zürich nicht in der Deloitte-Statistik auftaucht. In der Schweizer Finanzmetropole und deren Umland werden laut dem Statistischen Bundesamt inklusive Bestandsimmobilien durchschnittlich 14 674 Euro pro Quadratmeter fällig, nach derzeitigem Wechselkurs. Die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter beträgt stolze 35 Euro.
Was München angeht, so decken sich die vom IVD ermittelten Mieten in etwa mit den Deloitte-Zahlen. Bei den Kaufpreisen liegt der IVD mit 11 700 Euro allerdings höher. Laut Kippes hat sich die Entwicklung in jüngster Zeit aber gedreht. Bei seiner Halbjahresbilanz vermerkte der IVD erstmals seit vielen Jahren eine Stagnation bei den Kaltmieten. Auch beim Erwerb von Wohneigentum spricht Kippes von einer "Seitwärtsbewegung", das heißt: Nach den über Jahre ständig gestiegenen Immobilienpreisen werden Wohnungen wegen der gestiegenen Hypothekenzinsen erstmals nicht nennenswert teurer, wenn überhaupt.