Staatliche Immobilien:Freistaat lässt Dutzende Häuser in München leer stehen

Staatliche Immobilien: Die Siedlung Hartmannshofen: Dem Freistaat gehören hier mehrere Häuser - nicht alle von ihnen sind auch bewohnt.

Die Siedlung Hartmannshofen: Dem Freistaat gehören hier mehrere Häuser - nicht alle von ihnen sind auch bewohnt.

(Foto: Robert Haas/lok)

Allein in Hartmannshofen sind fast 30 Anwesen ungenutzt, viele schon seit Jahren. Die SPD fürchtet, dass die Grundstücke an private Investoren verkauft werden.

Von Bernd Kastner

Die Liste umfasst 42 Zeilen, jede Zeile steht für ein Grundstück oder eine Immobilie in München, die dem Freistaat gehört. "Leerstehend" ist das häufigste Wort in dieser Tabelle aus dem bayerischen Bauministerium. 32 Objekte sind ungenutzt, viele davon seit drei und mehr Jahren, allein 29 solcher Häuser finden sich in Hartmannshofen. Der Freistaat hatte dort vor Jahrzehnten Grundstücke in Erbpacht vergeben. Die Pächter bauten meist Ein- oder Zweifamilienhäuser, sie sind inzwischen an den Freistaat zurückgefallen.

Florian von Brunn, Münchner Landtagsabgeordneter sowie Landes- und Fraktionschef der SPD, hat diese Leerstandsliste nun ein zweites Mal im Ministerium abgefragt, vor einem Jahr ließ er sie sich schon einmal zusammenstellen. Der Vergleich der beiden Listen ergibt: Es hat sich in der Summe kaum etwas verbessert. Von Brunn kritisiert die Staatsregierung: "Das ist ein ziemlicher Skandal angesichts der Tatsache, dass so viele Menschen in München und Umgebung dringend eine Wohnung suchen."

Hartmannshofen ist jenes abgeschirmt wirkende Viertel, das im Gleisdreieck der Bahnstrecken nach Dachau und Freising liegt, nordwestlich des Nymphenburger Schlossparks. Es ist geprägt von einem alten, großen Baumbestand, es wirkt wie ein riesiger Park mit einzelnen Häusern darin. Lechelstraße, Waldhornstraße, Haldenbergstraße: Allein in diesen drei Hartmannshofener Straßen stehen 21 Anwesen leer. Die Grundstücke sind riesig: Die meisten liegen zwischen 1000 und 2000 Quadratmetern, die Flächenangaben reichen bis zu 2765 und 3321 Quadratmeter. Zu vielen der Häuser hat das Bauministerium notiert, dass es sich um Abbruchgebäude handle. Weil in Hartmannshofen kein Geschosswohnungsbau möglich sei, wolle man die Grundstücke einer "Verwertung" zuführen.

"Es fehlt offenbar am Willen."

Bauminister Christian Bernreiter (CSU) schreibt in seiner Antwort an Florian von Brunn, dass man derzeit "noch an der Entwicklung eines Gesamtkonzepts" für ehemalige Erbpachtgrundstücke arbeite. Grundsätzlich gelte: Freie Grundstücke biete man vorrangig staatlichen Wohnbaugesellschaften zur Bebauung an. Falls es keinen staatlichen Bedarf gebe, verkaufe man die Flächen an Dritte, "zum Zweck der Bebauung". 17 der Anwesen will der Freistaat verkaufen. Eine Zwischennutzung sei dann nicht möglich, wenn die Häuser zu marode seien und sich nur "mit unverhältnismäßigem Aufwand" herrichten ließen, schreibt Bernreiter.

Bei 13 Objekten prüfe man, ob man Geflüchtete aus der Ukraine unterbringen könne. Zum Beispiel in zwei Anwesen in der Waldhornstraße. Zu ihnen war in der Liste vom vergangenen Jahr noch notiert: "ggflls. Abbruchgebäude". Jetzt aber kommen sie als Wohnraum für Geflüchtete in Betracht. Eines der beiden Häuser steht seit knapp drei Jahren leer, das andere bereits seit neun Jahren.

SPD-Mann Florian von Brunn kritisiert wie schon vor einem Jahr die Regierungskoalition ob der Leerstandsliste: "Das zeigt für mich, dass CSU und Freie Wähler in der Wohnungspolitik wenig bis nichts hinbekommen." Fast nie werde eine Zwischennutzung umgesetzt. "Es fehlt offenbar am Willen." Auf keinen Fall dürfe der Staat die freien Grundstücke an Private verkaufen und somit für immer aus der Hand geben, fordert von Brunn. Vielmehr solle die Staatsregierung zusammen mit der Stadt München überlegen, wie man die Flächen, auf denen kein Geschosswohnungsbau möglich ist, für soziale Zwecke nutzen könne, zum Beispiel für die Jugendhilfe.

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