Immobilien in München:"Die großen Sprünge der letzten Jahre sehe ich nicht mehr"

Baustelle an der ehemaligen Kuvertfabrik in München Pasing, 2019

Großbaustelle an der ehemaligen Pasinger Kuvertfabrik - hier entsteht ein neues Wohnquartier.

(Foto: Florian Peljak)

Die meisten Wohnungen in München kosten heute mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Makler Paul Schmidmaier über zu hohe Preise - und wer sich in der Stadt überhaupt noch eine Immobilie leisten kann.

Interview von Julia Bergmann

Paul Schmidmaier, 48, arbeitet seit 20 Jahren als Immobilienmakler. Lange Zeit hätten sich in München die Kaufinteressenten gegenseitig mit noch höheren Preisen überboten. Aber die Zeiten sind vorbei, sagt Schmidmaier.

SZ: Auf Ihrer Homepage steht, es sei eine gute Zeit, um eine Immobilie in München zu verkaufen. Heißt das, im Moment geht alles?

Paul Schmidmaier: Man kann alles verkaufen, aber nur, wenn der Preis auch zum Objekt passt. Die Preise sind sehr hoch, aber dass in München jeder Preis bezahlt wird, stimmt nicht. Daran merkt man, dass der Markt noch funktioniert.

Wo genau liegen dann die Grenzen?

Für eine gebrauchte Immobilie in einer durchschnittlichen Lage 8000 Euro pro Quadratmeter zu verlangen - das gibt der Markt nicht her. Gerade Eigentümer, die eine sehr persönliche Beziehung zu ihrem Objekt haben, blenden die Nachteile aus und nehmen einen Verkaufswert, den sie irgendwo mal gelesen haben, als Referenz. Sie sehen aber nicht, dass der Preis für eine ganz andere Immobilie gezahlt wurde.

Trotzdem werden für Immobilien in München teils horrende Preise aufgerufen.

Das Angebot ist knapper geworden, die Zinsen sind nur noch ein Viertel oder weniger von dem, was vor zehn Jahren bezahlt wurde. Die Gehälter sind gestiegen und der Zuzug hat zugenommen. Das hat die Nachfrage stark angeheizt. So sind die Preise in die Höhe gegangen.

Beim Verkauf von Bestandsimmobilien um mehr als das Doppelte in den vergangenen zehn Jahren.

Bei einigen Objekten haben sie sich sogar verdreifacht.

Immobilien in München: Immobilienmakler: Paul Schmidmaier, 48.

Immobilienmakler: Paul Schmidmaier, 48.

(Foto: privat)

Und die können sich dann nur noch Besserverdiener leisten?

Viele unserer Kunden sind Durchschnittsmünchner, die ein bisschen was angespart haben und einen sicheren, aber keinen High-End-Job haben. Es gibt auch die, die sehr gut verdienen oder etwas geerbt haben. Aber wir haben in der Regel mit sehr vielen sehr normalen Menschen zu tun.

Also hat sich an der Klientel und der Bereitschaft zu kaufen, nichts verändert, obwohl die Preise gestiegen sind?

Ich sehe immer noch eine sehr starke Nachfrage, aber im Moment auch längere Vermarktungszeiten und auch eine gewisse Abflachung der Preissteigerungen der Immobilien. Die großen Sprünge der letzten Jahre sehe ich nicht mehr.

Weil die Kaufpreise viele Münchner abschrecken?

Ja. Aber ich glaube auch, wenn man sich in Ruhe hinsetzt, strategisch und langfristig plant, können sich mehr Leute eine Immobilie kaufen, als sie denken. Das war die Triebfeder, warum ich mich mit Immobilien beschäftigt habe.

Inwiefern?

Vor 25 Jahren hat eine Dreizimmerwohnung in München auch schon eine halbe Million D-Mark gekostet. Ich war als junger Mann schon kaufmännisch orientiert und habe mich gefragt, wer bitte hat eine halbe Million D-Mark unter dem Kopfkissen? Der Gedanke hat mich nicht losgelassen. Ich habe mich damit beschäftigt, wie es klappen könnte.

Wie könnte es denn klappen?

Für den Nicht-Millionär mit Sparen und zunächst mit dem Kauf einer kleinen Immobilie. Danach kann man sich mit einem Wiederverkauf langsam hochentwickeln. Ich habe ja in jedem Fall den Tilgungsanteil in der Rate an die Bank und zusätzlich beim Immobilienbesitz eine Chance auf eine Wertsteigerung.

Aber keine Garantie darauf, dass es so bleibt. Immer wieder ist die Rede davon, dass die Immobilienblase irgendwann platzen könnte.

Ich bin kein Statistiker, aber ich bin nicht der Meinung, dass sie platzt. Es kann sein, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert und dann auch die Immobilienpreise sinken. Das würde ich aber nicht als platzende Blase bezeichnen, sondern als Marktschwankung, die man mit langfristiger Orientierung aussitzen kann. Für mich überwiegen die Chancen, in der Rente in einer mietfreien Wohnung zu leben, aus der einen keiner rausbringen kann.

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