Immersive Kunst ist ein Gesamtkunstwerk, das alle Sinne anspricht. Bilder und Videos erfüllen Räume und schmücken sogar Hausfassaden, VR- und AR-Kunst, also virtuelle Bildwelten, die meist erst mithilfe einer speziellen Brille oder über eine App sichtbar werden, wandern über Wände, legen sich über analoge Abbildungen oder vermischen sich mit der Realität. Begleitet von Tönen, Sprache und Musik werden daraus riesige Events und große Erzählungen.
Leonardos Abendmahl in der Motorworld

Ein Eintauchen in die Welt des Universalgenies Leonardo da Vinci verspricht das immersive Kunsterlebnis „Das letzte Abendmahl“, das derzeit als Wanderausstellung im Dampfdom der Motorworld Station macht. Das Überwältigungserlebnis liefert ein 45-minütiger Film, der dank Virtual-Reality-Technologie von vielen Hochleistungsprojektoren als Rundumerlebnis auf Wände, Decke und Boden projiziert wird. Soundeffekte ergänzen das Ganze zu einem audiovisuellen Erlebnis.
Auch Hintergründe zu Leben und Werk Leonardo da Vincis werden erfahrbar gemacht. So wird sein wohl berühmtestes Werk, die „Mona Lisa“, vorgestellt, aber auch der vor einigen Jahren für sensationelle 450 Millionen Dollar versteigerte „Salvator Mundi“ oder die ewig beliebte „Dame mit Hermelin“. Außerdem erfährt man ganz allgemein einiges über den Renaissance-Künstler, dessen Verbindung von Kunst und Wissenschaft seine Schöpfungen so einzigartig macht. Und natürlich darf auch der Instagram-Spiegel-Raum für Selfies nicht fehlen.
Leonardo da Vinci. Das letzte Abendmahl in 360 Grad, Motorworld, Am Ausbesserungswerk 8, bis 13. Januar
Solimans Traum in der Residenz

Keine Frage, selbst heute noch würde ein Elefant, der in unseren Breiten einfach so unterwegs wäre, für gehörige Aufmerksamkeit sorgen. Und vermutlich und zu Recht gehörigen Protest von Tierschützern hervorrufen. Doch um wie viel erstaunter müssen die Menschen im 16. Jahrhundert gewesen sein, als ihnen ein solcher Dickhäuter aus Indien auf einer Landstraße oder in einer Stadt begegnete?
So geschah es aber im Jahr 1551. Damals zog ein Elefant namens Soliman in einem festlichen Zug von Portugal über Italien, Tirol und Österreich bis nach Wien. Diese abenteuerliche Odyssee des Elefanten Soliman durch Europa hat der französische Lichtkünstler Benoît Quero in einer immersiven Lightshow inszeniert. Das Spektakel aus Licht und Klang wird noch bis zum 5. Januar als 360-Grad-Projektion im Brunnenhof der Residenz gezeigt.
Solimans Dream, Brunnenhof in der Münchner Residenz, bis 5. Januar
Vivaldis Jahreszeiten

2025 feiert Antonio Vivaldis bekanntestes Werk „Die Vier Jahreszeiten“ seinen 300. Geburtstag. Virtuos, stürmisch, aber auch zart und leise werden die Charaktere von Frühling, Sommer, Herbst und Winter musikalisch dargestellt. Das Werk gilt als eines der beliebtesten Stücke der Musikgeschichte, ein echter Gassenhauer der Klassik, der trotz – oder dank – seines Ohrwurmcharakters bei Jung und Alt beliebt ist.
Nun verbindet das Schweizer Künstlerkollektiv Projektil Vivaldis Vier Jahreszeiten mit einer Projektions-Mapping-Show, die vom 16. Januar an in St. Markus zu erleben ist. Dabei entsteht ein 30-minütiges Licht- und Sounderlebnis, das den gesamten Kirchenraum erfüllen wird. Bekannt ist Projektil schon in München, hatten sie doch in den beiden vergangenen Jahren das Lichtspektakel „Genesis“ in der Kirche realisiert. Auch für die neue Lichtshow „Enlightenment“ wurde die Decken- und Hallenkonstruktion genau vermessen, um die Projektionen perfekt auf die Proportionen des Gebäudes abzustimmen. Ein immersives Spektakel, das Kunst und Technologie verbindet.
Projektil: Enlightenment, St. Markus, Gabelsbergerstraße 6, 16. Januar bis 23. März
Und bei einem weiteren immersiven Erlebnis zu Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ sorgt das Schweizer Künstlerkollektiv Projektil für die visuellen Effekte, und zwar schon am 6. Januar in der Isarphilharmonie. Dabei steht die live vom Münchener Kammerorchester unter Leitung der Violinistin Cecilia Ziano aufgeführte Musik der „Vier Jahreszeiten“ im Mittelpunkt. Doch die großflächigen Lichtinstallationen und Videoanimationen dürften die Wahrnehmung des Konzerts maßgeblich verändern. Vorab spielt das MKO Mozarts Symphonie Nr. 40 in g-Moll, KV 550, jedoch ohne Projektionen.
Vivaldi, Vier Jahreszeiten, MKO, Zürcher Künstlerkollektiv Projektil, Isarphilharmonie (Gasteig HP8), 6. Januar, 18.30 Uhr
Parrenos Stimmen im Haus der Kunst

Im Haus der Kunst ist eine immersive Ausstellung ganz anderer Art zu sehen. Hier hat der französische Künstler Philippe Parreno die von Licht und Schatten, Bewegungen, Bildern, Luftströmen und Wärmelampen geprägte Großausstellung „Voices“ installiert. Am besten, man lässt sich durch die Räume treiben, schaut, wie die Skulpturen sich verändern, lauscht auf die Sounds, die einen mal mehr, mal weniger umfangen.
Da knarzt und flüstert, murmelt und rauscht es. Die Stimme der bekannten Nachrichtensprecherin Susanne Daubner redet – von einer KI gesteuert – mit den Besuchern. Skulpturale Installationen leuchten und blinken, fahren hin und her, rauf und runter und bewegen sich dank der Einflüsterungen von Tänzerinnen und Tänzern, die der mit Parreno befreundete deutsch-britische Künstler Tino Sehgal in den Raum schickt. Das zentrale Werk ist auf einer riesigen LED-Wand zu sehen, wo Daten aus einer spanischen Wüste in Echtzeit übertragen und dank KI zu einem immersiven Kunststück verwandelt werden.
Philippe Parreno: Voices, Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, bis 25. Mai
Tutanchamuns Grab im Utopia

Seit mehr als 100 Jahren ziehen die Mythen rund um Tutanchamun weltweit die Menschen in ihren Bann. Als im November 1922 der britische Archäologe Howard Carter das prunkvoll ausgestattete, nahezu ungeplünderte Grab des jungen Pharaos Tutanchamun im Tal der Könige im ägyptischen Theben entdeckte, war das eine Sensation – und machte den Kindkönig gleichsam über Nacht weltberühmt. Seither ist jede Ausstellung, die sich dem Thema widmet, ein Publikumsmagnet. Seit Oktober ist das Alte Ägypten in München neu auferstanden: Im Utopia ist seither das immersive Ausstellungserlebnis rund um Tutanchamun, seine Zeit und seine Zeitgenossen zu Gast. Ein multimediales Spektakel, das von Göttern und Totenkulten, von wilden Entdeckungsreisen und noch immer verborgenen Geheimnissen erzählt.
Tutanchamun – das immersive Ausstellungserlebnis, Utopia, Heßstraße 132, bis 26. Januar
Winter-Wonderland in der Reitschule

Beim Schlittschuhlaufen trennen sich die Fans in zwei Gruppen: Die einen laufen am liebsten auf Natureis auf einem See oder dem Nymphenburger Kanal und genießen dabei die Umgebung. Die anderen drehen ihre Runden lieber auf Kunsteis, etwa beim Open-Air-Eiszauber am Stachus oder in einem der Stadien. Doch auch beim Eislaufen hält das immersive Erlebnis Einzug: So kann man seit November in der Reitschule am Englischen Garten ins Winter-Wonderland hineinschlittern. Begleitet von Licht- und Bildwelten lockt hier noch bis 6. Januar Deutschlands erste Indoor-Erlebnis-Eislaufbahn mit einer 300 Quadratmeter großen Eisfläche.
Winter-Wonderland, immersives Eislauferlebnis, Reitschule, Königinstraße 34, bis 6. Januar
Wow-Effekt im Wow-Museum

Ein immersives Ganzjahreserlebnis bietet das im Sommer eröffnete Wow-Museum nahe dem Isartor. Der Ableger der gleichnamigen Institution in Zürich setzt ganz auf optische Illusion, Sinneswahrnehmungen also, die uns täuschen. Und da hat das Wow-Museum einiges zu bieten: 19 interaktive Erlebnisräume, fünf Fotostationen und zahlreiche Selfie-Spots sowie eine Augmented-Reality-Welt verteilen sich auf 500 Quadratmetern und zwei Etagen.
Wow-Museum, Im Tal 27, nahe Isartor
Turrells Licht-Raum in Freising

Gleichsam als der Vater aller immersiven Lichtwelten könnte man den Amerikaner James Turrell bezeichnen. Was der 81-jährige Land-Art-Künstler seit Jahrzehnten mit Licht erschafft, ist so intensiv, dass es einfach ohne Gleichen ist. Und das Beste: Während man bis von Kurzem zum Teil weit fahren musste, um einen seiner Licht-Räume zu erleben, liegt nun einer direkt vor den Toren Münchens. Auf dem Freisinger Domberg hat Turrell 2022 im dortigen Diözesanmuseum die Installation „A Chapel for Luke an his scribe Lucius the Cyrene“ geschaffen. Ein Raum, dessen Ausmaße nur über das sich ständig ändernde farbige Licht wahrnehmbar sind – und der so grenzenlos wirkt, dass man sich einem religiösen Erweckungserlebnis tatsächlich ein Stückchen näher fühlt.
James Turrell, A Chapel for Luke, Diözesanmuseum Freising, Domberg 21