München im Film:Finstere Metropole oder Gemütlichkeit

Düstere Großstadt, große weite Welt und Heimat bayerischer Gemütlichkeit - München hat viele Facetten. Ab sofort zeigt das Filmmuseum am Jakobsplatz die Sonderreihe "München im Film" - 45 Spiel- und Dokumentarfilme, in denen die Isarmetropole ganz unterschiedliche Rollen spielt.

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Düstere Großstadt, große weite Welt und Heimat bayerischer Gemütlichkeit - München hat viele Facetten. Ab sofort zeigt das Filmmuseum am Jakobsplatz die Sonderreihe "München im Film" - 45 Spiel- und Dokumentarfilme, in denen die Isarmetropole ganz unterschiedliche Rollen spielt.

Zur Sache Schätzchen Deutschland 1967, von May Spils

Eine Schwabinger Komödie, die zum erfolgreichsten jungen deutschen Film wurde. Eine blutjunge Münchner Schauspielerin, die einen Striptease auf einem Polizeirevier vorführt. Ausgerechnet im Protestjahr 1968 kommt der Uschi-Glas-Film "Zur Sache Schätzchen" in die deutschen Kinos und bringt das Lachen zurück. Das Debütwerk einer 26-jährigen Regisseurin ist jedoch weit mehr als nur eine harmlose Komödie - es geht es um das Lebensgefühl der 68er, um die ewig herausgezögerte Adoleszenz und die große Wurschtigkeit.

Wenn der Film gezeigt wird, will Glas im Filmmuseum noch einmal mit den Zuschauern über die gute alte Zeit sprechen.

Im Filmmuseum: Dienstag, 22. Juli, 20.00 Uhr

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Nach fünf im Urwald Deutschland 1995, von Hans-Christian Schmid

Für Franka Potente, damals noch Schauspielschülerin, ist es der Durchbruch: Sie spielt in "Nach fünf im Urwald" die 17-jährige Anna aus der spießigen, bayerischen Kleinstadt. Ihre brave Geburtstagsfeier gerät ein wenig außer Kontrolle und so flieht das Mädchen aus der Provinz in die große weite Welt. Und wer könnte die besser verkörpern als München.

Regisseur Hans-Christian Schmid nimmt die Isarmetropole als Vorlage für eine Komödie: Die Coolen und Schönen aus der Großstadt versprechen dem süßen und naiven Mädchen vom Lande den schnellen Erfolg. Und während sich Franka Potente leicht bekleidet in einem Münchner Schwimmbad vergnügt, erinnern sich ihre Eltern noch einmal an ihre eigene Jugend - Nostalgie-Joint inklusive.

Im Filmmuseum: Sonntag, 27. Juli, 21.00 Uhr

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Nerven Deutschland 1919, von Robert Reinert

"Nerven" ist ein einzigartiges Dokument vom Beginn des expressionistischen Films in Deutschland und zeigt in Schwarz-Weiß-Bildern das aufgewühlte München nach dem ersten Weltkrieg. Regisseur Reinert erzählt die Geschichte eines größenwahnsinnigen Fabrikunternehmers, der vor dem Hintergrund der Demonstrationen und Kämpfe, an seinen Kriegserinnerungen zu Grunde geht. Angeblich hat die suggestive Machart des Filmes dazu beigetragen, dass einige Kinobesucher in die Nervenklinik eingeliefert wurden und der Streifen verboten werden musste.

Von der damaligen Zensur verstümmelt, hat das Filmmuseum München "Nerven" erst in diesem Jahr wieder aufwendig rekonstruiert. Begleitet wird der Stummfilm nun vom Pianisten Joachim Bärenz.

Im Filmmuseum: Dienstag, 15. Juli, 20.00 Uhr

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Nacht der Regisseure Deutschland 1995, von Edgar Reitz

München hat nicht nur eine bewegte Vergangenheit, es taugt auch für Science-Fiction: Zum 100. Geburtstag des Kinos wird in der Stadt eine neue Cinemathek eröffnet. Mit dem futuristischen Gebäude, das auf einem ehemaligen Parkgelände im Zentrum der bayerischen Hauptstadt steht, haben sich Filmemacher, Filmhistoriker und die Filmfreunde der Stadt einen seit Jahren gehegten Traum erfüllt.

Im Inneren findet sich ein klimatisiertes Archiv mit über 100.000 Filmen: Das "audiovisuelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts". An dem Projekt von Edgar Reitz haben sich Großmeister des Kinos aus aller Welt beteiligt - von Stephen Frears und Martin Scorsese über Jean-Luc Godard und Bernardo Bertolucci bis zu Nagisa Oshima und Krzystof Kieslowski.

Im Filmmuseum: Mittwoch, 30. Juli, 20.00 Uhr

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Detektive Deutschland 1968, von Rudolf Thoma

Als im Sommer 1968 die Studenten auf die Barrikaden gingen, drehte Rudolf Thome seinen ersten Film. Als junger Wilder aus Schwabing musste seine Genre-Geschichte vor allem zwei Elemente enthalten: Frauen und Waffen.

Bei Filmfans wurde "Detektive" bald zum Geheimtipp - nicht zuletzt dank der hübschen Münchner Protagonistinnen: Iris Berben und Uschi Obermaier. Als Sekretärin eines Detektivbüros hat letztere ihren ersten Kinoauftritt im kleinen Schwarzen - oder wie auf dem Bild nur mit Höschen und BH. Mit dem Film wird sie zur Sex-Ikone. Der Krimiplot ist eher nebensächlich. Zum Kinostart 1969 ließ der Regisseur Flugblätter mit einer positiven "SZ"-Kritik an der Isar verteilen.

Im Filmmuseum: Donnerstag, 24. Juli, 20.00 Uhr

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Lola Montez Deutschland, Frankreich 1954, von Max Ophüls

Es ist die Geschichte der legendären Lola Montez, die zur Mätresse Ludwig I. aufsteigt, in Politik und Gesellschaft an Einfluss gewinnt und schließlich von den Münchnern vertrieben wird. Gedreht wurde in Paris, Nizza, Bamberg und München - unter anderm im Englischen Garten.

Weil der Himmel dem Regisseur Max Ophüls nicht blau genug war, wurde der Park für mehrere Tage gesperrt. Zunächst war auch erwogen worden, die Trapezaufnahmen im Zirkus Krone an der Marsstraße zu machen. Messungen ergaben jedoch, dass dessen Kuppel für die Anforderungen Ophüls acht Meter zu niedrig ist. Also wurde in Geiselgasteig noch ein 40 mal 50 Meter großer Zirkusbau emporgetrieben. Sieben Millionen Mark kostete anschließend die zunächst teuerste Verfilmung nach dem zweiten Weltkrieg.

Im Filmmuseum: Dienstag, 8. Juli, 20.00 Uhr

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Angst Deutschland 1954, von Roberto Rossellini

Am Jakobsplatz, vor der historischen Kulisse des Stadtmuseums, trifft Ingrid Bergmann ihren Liebhaber. Aus Rache für ihre Untreue setzt ihr Ehemann eine Erpresserin auf sie an. Die von Gewissensbissen geplagte Frau wird dadurch beinahe in den Selbstmord getrieben. "Angst", nach der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig, ist die letzte Zusammenarbeit von Regisseur Roberto Rossellini und Ingrid Bergman - damals seine (Noch-)Lebensgefährtin.

Die Spannungen zwischen den beiden färben auf das Werk ab: In düsteren Schwarz-Weiß-Bildern entwirft Rossellini ein erschreckend genaues Abbild vom Nachkriegs-München, wie man es heute kaum mehr kennt. Im Filmmuseum: Donnerstag, 3. Juli, 20.00 Uhr

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Erfolg Deutschland 1991, von Frank Seitz

Kein anderer hat die Mentalität der Bewohner der bayerischen Hochebene in den 20er Jahren besser eingefangen als Lion Feuchtwanger mit seinem Roman "Erfolg". Regisseur Frank Seitz gelingt es, die Stimmung in der Stadt mit einer aufwendigen Kino-Adaption nachzuzeichnen.

Auf der einen Seite sind da die Münchner Genussmenschen, die es sich im Biergarten gutgehen lassen und vor den politischen Veränderungen die Augen verschließen. Auf der anderen Seite macht sich kleinbürgerliche Radikalität und nationalsozialistisches Denken breit. München wurde in diesem Film als Hauptstadt der Bewegung mit marschierenden Soldaten vor der Residenz in Szene gesetzt.

Im Filmmuseum: Mittwoch, 16. Juli, 20.00 Uhr

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Ein komischer Heiliger Deutschland 1979, von Klaus Lemke

Landei Wolfgang glaubt, von Gott berufen zu sein, und reist aus Freilassing in den Münchner Sündenpfuhl, um dort seinem christlichen Auftrag zu folgen. Er will die Stadt von Sex, Drugs und Rock'n'Roll befreien. Doch ausgerechnet eine Bardame verwickelt ihn in immer neue Schwierigkeiten.

Ihre Versuche, den selbsternannten Heiligen zu verführen, schlagen fehl. Am Ende finden in Lemkes skurriler München-Komödie Liebe und Religion aber doch noch zueinander. Hauptdarsteller Wolfgang Fierek wurde von Lemke, der in seinen Filmen auf Laiendarsteller setzt, beim Kellnern in einer Schwabinger Kneipe entdeckt. Der Münchner Regisseur wird bei der Vorführung seines Films anwesend sein.

Im Filmmuseum: Sonntag, 27. Juli, 18.30

Fotos: Filmmuseum/oh

(sueddeutsche.de/af)

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