IAA-Streit in München:OB Reiter ätzt: Wollen die Grünen auch das Oktoberfest verbieten?

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Autohersteller präsentieren sich während der IAA an zentralen Orten in München wie hier auf dem Wittelsbacherplatz. (Foto: Catherina Hess)

Die Münchner Rathauskoalition liefert sich den nächsten Krach: Die Öko-Partei will die Internationale Automobilausstellung aus der Innenstadt aufs Messegelände verbannen. Scharfe Kritik kommt von der SPD.

Von Heiner Effern

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will die Internationale Automobilausstellung (IAA) auf lange Sicht in der Stadt halten. Das schließt auch die sogenannten Open Spaces ein, also die Präsentationsflächen für Fahrzeuge im Münchner Zentrum. „Wir haben ein erfolgreiches Konzept, das allen Mobilitätsformen gerecht wird“, sagte Reiter. Die Messe sei wichtig, andere Städte würden sich darum reißen, sie zu übernehmen. „Wir werden uns weiter dafür bewerben, sie in München abzuhalten.“ Dafür sieht er auch die nötige Mehrheit im Stadtrat.

Die neuerliche Diskussion über die IAA und ihre Präsenz an zentralen öffentlichen Orten wie dem Max-Joseph-Platz oder dem Königsplatz hatten die Grünen angestoßen. „Die Open Spaces weit weg vom Messegelände in der Münchner Innenstadt zu platzieren, haben wir als Fraktion schon immer kritisch gesehen“, sagte die Vorsitzende Mona Fuchs. „Keine andere Messe, auch international renommierte, bekommt den kostbaren öffentlichen Raum auf diese Weise fast zum Nulltarif zur Verfügung gestellt.“ Fuchs fragt sich, ob künftig die Messe BAU „Kräne auf dem Königplatz aufbauen“ dürfe oder die Sportartikelmesse ISPO „eine Halfpipe vor der Feldherrnhalle“.

Die IAA an sich mit ihrer neuen Ausrichtung hin zu einer Mobilitätsmesse stellten die Grünen nicht infrage. Sie könne gerne kommen, aber nur auf das Messegelände, sagte Fuchs. Sie regte in Anlehnung an die Konzertreihe der Künstlerin Adele in diesem Sommer mit ihrer „Adele-Erlebniswelt“ ein ähnliches Konzept an. „Eine IAA in Riem, mit einer direkt dort angeschlossenen IAA-World.“ Das schaffe kürzere Wege und ein „geballtes“ Messe-Erlebnis.

Man habe das Konzept bereits angepasst, sagte OB Reiter dazu. So dominante Bauten im Zentrum wie bei der ersten Ausgabe habe es nicht mehr gegeben. Die Belastung des öffentlichen Raums tauge nicht als Gegenargument für die IAA. „Das Oktoberfest belegt jedes Jahr drei Monate den öffentlichen Raum. Wollen die Grünen das auch verbieten?“, fragte er.

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Auch die SPD-Fraktion zeigte sich verärgert über den Vorstoß ihres Koalitionspartners. Die Vorsitzende Anne Hübner sagte, dass alle Beteiligten wüssten, dass die IAA in München an die Open Spaces gebunden sei. „Die Grünen sollen so ehrlich sein, zu sagen, was sie eigentlich meinen: Sie wollen die IAA nicht in München“, sagte Hübner. Diskutieren könne man allenfalls, ob man die Kosten für die Nutzung der öffentlichen Flächen erhöhe.

Auch die CSU im Rathaus steht zur IAA in München und im öffentlichen Raum. „Die Stadt profitiert enorm von der Autoindustrie, sowohl finanziell als auch im internationalen Wettbewerb. Die Grünen verstehen das leider nicht und bekämpfen das Auto, wo sie nur können“, sagte Stadtrat Alexander Reissl. „Die Open Spaces sind zentraler Bestandteil der IAA in München, 2023 kamen an nur einem Tag mehr als 100 000 Besucher auf diese Flächen.“

Dem schloss sich auch die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern an. „Das bisherige Konzept der IAA hat sich aus Sicht der Wirtschaft bewährt und sich als großer Publikumserfolg erwiesen“, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl.

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