Süddeutsche Zeitung

Panne auf der Automesse:IAA-Security nimmt irrtümlich Referenten fest

Sicherheitskräfte setzten einen Mitarbeiter der Bremer Verkehrssenatorin fest - der sollte eigentlich an einem Podium teilnehmen. Die Grünen reagieren verärgert.

Von Joachim Mölter

Während der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA Mobility sind in der vorigen Woche etliche junge IAA-Gegner ins Visier der Sicherheitskräfte geraten, aber nicht nur die. Auch ein schon etwas älterer Herr machte Bekanntschaft mit ihnen, als er am vorigen Freitag auf das Ausstellungsgelände wollte. Das berichtete gerade die Bremer Zeitung Weser-Kurier.

Für jenen Freitag hatten IAA-Gegner Störaktionen angekündigt, wohl deshalb waren die Security-Mitarbeiter am Messe-Eingang hypersensibilisiert. Als sie bei einer Einlasskontrolle rund 20 Kopien eines Papiers mit dem Titel "Straßenraum ist kostbar, immer größere Autos sind der falsche Weg!" im Stoffbeutel eines Mannes fanden, alarmierten sie sofort die Polizei. "Die haben völlig überdreht reagiert", sagte der Mann zur SZ. Kurz darauf sah er sich von insgesamt neun Leuten umzingelt.

Dabei wollte der ältere Herr gar nichts stören, sondern nur in der Halle A1 an einer Podiumsdiskussion teilnehmen, zu der ihn die renommierte London School of Economics als Experten eingeladen hatte. Mittels Personal- und Dienstausweis gab er sich zu erkennen als Michael Glotz-Richter, 65, angestellt von der Freien Hansestadt Bremen als Referent für nachhaltige Mobilität. Das half ihm freilich nicht weiter, ebenso wenig wie der Hinweis, dass er direkt von einer Sitzung der Plattform urbane Mobilität (PUM) komme.

Zu dem Gremium gehören neun Großstädte, neun Hersteller und der Verband der Automobilindustrie (VDA), der auch die IAA veranstaltet. Für die Sitzung hatte Glotz-Richter "kommunale Anregungen" formuliert, Titel des mithin offiziellen und zudem von der Hansestadt Bremen und deren Senatorin für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität besiegelten Papiers: "Straßenraum ist kostbar..."

Zu dem Thema habe er zuvor im Verkehrsmuseum auch eine gute, öffentliche Diskussion mit BMW-Vertretern geführt, erzählt Glotz-Richter. Die Diskussion mit den Security-Mitarbeitern verlief indes weniger erfreulich. Als sie beendet und die Kontrolle erledigt war, war auch die Podiumsdiskussion vorbei.

Bremens Senatorin Maike Schaefer (Grüne), die gerade der Verkehrsministerkonferenz vorsitzt, schrieb dem VDA, sie sei verärgert, dass es bereits durch die Äußerung, kleinere Autos zu bauen, bei der IAA zur Polizeikontrolle komme. Es müsse möglich sein, die Fahrzeuggrößen infrage zu stellen. Auf Nachfrage des Weser-Kuriers bedauerte VDA-Chefin Hildegard Müller den "sehr ärgerlichen Vorfall". Offenbar habe die erhöhte Aufmerksamkeit am Freitag zu einer Fehlentscheidung geführt.

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SZ vom 18.09.2021/lfr
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