Rad-Sternfahrt während IAA:Die Radfahrer gehen zu weit

Radfahrer in München

Radaktivisten planen während der IAA Demonstrationen.

(Foto: dpa)

Dass es die IAA-Demonstranten mit der Rad-Sternfahrt auf die Autobahn zieht, ist nachvollziehbar. Leiden würden aber die Falschen.

Kommentar von Andreas Schubert

Als der Münchner Stadtrat vor eineinhalb Jahren die Autoausstellung IAA nach München holte, war von Anfang an mit Widerstand zu rechnen. Das zeigte allein schon die Protestbewegung im Jahr davor bei der IAA in Frankfurt. In München sollte deshalb vieles anders sein. Die IAA mutierte von der reinen Automesse zum Forum auch für andere Mobilitätsformen. Doch für diejenigen, die eine radikale Verkehrswende fordern, bleibt die IAA nach wie vor eine Zurschaustellung klimaschädlicher Verbrennungsantriebe - und deshalb gehen sie am 11. September auf die Straße.

Die Anliegen der Gegner der IAA sind nachvollziehbar. Autos mit Verbrennungsmotor zerstören das Klima, doch noch immer ist der öffentliche Raum ungerecht zu deren Gunsten aufgeteilt. Radfahrer und Fußgänger haben in den Städten das Nachsehen. Auf diese Ungleichheit wollen die Organisatoren unter der Federführung des Fahrradklubs ADFC hinweisen. Eine Sternfahrt mit klimafreundlichen Rädern ist da ein sehr passendes Mittel. Je mehr Menschen daran teilnehmen, desto deutlicher wird, dass die Forderung nach Klimaschutz und sauberer Fortbewegung inzwischen von einer breiten Masse getragen wird.

Und doch müssen sich die Veranstalter die Frage gefallen lassen, ob es wirklich schlau ist, die Autobahnen lahmzulegen, ausgerechnet an einem Tag, an dem mit der letzten großen Rückreisewelle nach den Sommerferien zu rechnen ist. Zwar haben die Organisatoren ihren Plan wieder fallen lassen, auch auf den extrem stark befahrenen Autobahnen A 8 und A 9 zu radeln. Doch auch auf der A 94 und insbesondere der A 96 wird an diesem Tag voraussichtlich einiges los sein.

Auch wenn die Radl-Demonstranten - sofern sie ihr Demonstrationsrecht vor Gericht durchfechten - nur wenige Kilometer der Strecke eine Stunde lang für sich beanspruchen wollen, sind die Auswirkungen auf den Verkehr massiv. Es werden sich Staus bilden, die viele Autofahrer umfahren werden, was die Gemeinden und die Stadt München enorm belasten wird. Einfach zu sagen, die Autofahrer sind selbst schuld am Stau, ist zu kurz gegriffen. Sehr viele Familien fahren eben noch mit dem Auto in den Urlaub, weil die Bahn aus verschiedenen Gründen für sie noch keine Alternative ist. Sie nun in den Stau zu zwingen, tut der eigentlich guten Sache keinen Gefallen, im Gegenteil: Vor lauter Ärger über die Aktivisten wird das Verständnis für deren Anliegen deutlich sinken. Dem Klima ist damit nicht geholfen.

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