Automobilmesse:Stadt will "Blue Lane" streichen

Automobilmesse: Die "Blue Lane" sollte während der IAA Messe und Innenstadt verbinden. Doch das Konzept ging nicht auf.

Die "Blue Lane" sollte während der IAA Messe und Innenstadt verbinden. Doch das Konzept ging nicht auf.

(Foto: Friedrich Bungert)

Bei der nächsten IAA soll es die Sonder-Fahrspur nicht mehr geben. Die habe nur zusätzliche Emissionen und Arbeit gebracht, klagt das Mobilitätsreferat. Für die Veranstalter ist es nicht die erste Hiobsbotschaft.

Von Andreas Schubert

Schon bei ihrer Premiere während der Messe IAA Mobility 2021 hat sich gezeigt, dass sie nicht ganz das hält, was sich die Messe-Macher von ihr versprochen hatten. Die "Blue Lane" sollte das Messegelände in Riem mit der Ausstellung in der Innenstadt verbinden - von der Autobahn A94 kommend über die Prinzregentenstraße Richtung Zentrum. Sie sollte emissionsarmen Fahrzeugen vorbehalten sein und Fahrzeugen, die mit mindestens drei Personen besetzt sind.

Allerdings nutzten im Stadtgebiet auch andere Autofahrer die Spur, wodurch ein Beschleunigungseffekt für umweltfreundliche Verkehrsmittel nicht wirklich festzustellen war. Die Polizei hatte von Anfang an erklärt, dass sie eine unberechtigte Nutzung der Spur nicht ahnden könne.

Dieses Jahr will das Mobilitätsreferat die Sonderspur bei der zweiten Münchner Ausgabe der IAA Mobility am liebsten gleich ganz abschaffen, obwohl sie Bestandteil der Ausschreibung zur Vergabe der Automobilausstellung war. Denn die Bewertung seitens der Behörde fällt nicht gerade positiv aus. Verkehrserhebungen am 9. und 12. September 2021 ergaben, dass die Zahl der unberechtigten Nutzer der Spur höher war als die der berechtigten. In der Prinzregentenstraße nutzten nur 38 respektive 36 Prozent die Blue Lane legal, auf der Einsteinstraße waren es sogar nur 18 beziehungsweise 24 Prozent.

Auf der A 94 verlief die Blue Lane auf dem Seitenstreifen, weshalb Auffahrten gesperrt werden mussten. Das habe Staus auf der Umleitungsstrecke und zusätzliche Emissionen im Stadtgebiet verursacht. Einen nennenswerten Zeitvorteil bot die Blue Lane nach Angaben der Autobahn GmbH zudem nicht. Die Vorbereitung und Betreuung der Blue Lane sowie das anschließende Beschwerde-Management waren nach Angaben des Mobilitätsreferats aber so personal- und zeitintensiv, dass andere Aufgaben liegenbleiben mussten. Das Fazit der Behörde: Aufwand und Ertrag stünden in keinem positiven Verhältnis.

Allerdings schließt das Mobilitätsreferat nicht aus, dass künftig doch eine - wie auch immer verlaufende - Sonderspur für speziell berechtigte Fahrzeuge entsteht, oder sogar mehrere. Wie das funktionieren könnte, soll noch erforscht werden. Andernorts sind solche Spuren längst Realität. Um einen Gewöhnungseffekt und einen wirklichen Nutzen erzielen zu können, müsse so ein Projekt aber über einen längeren Zeitraum laufen und bewertet werden. Die Dauer einer IAA, also sechs Tage, sei dafür zu kurz.

Automobilmesse: Der Platz vor der Feldherrnhalle soll nicht mehr für die IAA zur Verfügung stehen.

Der Platz vor der Feldherrnhalle soll nicht mehr für die IAA zur Verfügung stehen.

(Foto: imago images/Smith)

Das Wirtschaftsreferat dagegen hält nichts davon, die Blue Lane wieder aufzugeben. Es verweist darauf, dass sie mit ein Grund war, dass München die IAA bekommen habe und nun der Ruf als Standort gefährdet sei. Denn der Stadtrat hat bereits die Zusagen für den Open Space, also die öffentlich zugängliche Ausstellung im Zentrum, modifiziert. Anstelle des Platzes vor der Feldherrnhalle und Teilen des Königsplatzes sollen Aussteller auf die Ludwigstraße ausweichen. Wenn dann noch der Max-Joseph-Platz begrünt werden sollte, wie es derzeit diskutiert wird, könnte auch dieser womöglich nicht mehr als Messe-Standort genutzt werden.

An diesem Mittwoch wollte die Verwaltung dem Mobilitätsausschuss des Stadtrats die Vorlage zum Beschluss vorlegen. Doch zunächst wird das Thema vertagt. SPD und Grüne wollen erst mit den Veranstaltern - das sind der Verband der Automobilindustrie (VDA) und die Messe München - reden. Der VDA will den Vorstoß des Mobilitätsreferats vorerst noch nicht kommentieren. Man wolle den finalen Beschluss des Stadtrats abwarten, teilte der Verband am Montag mit.

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