Kardinal-Faulhaber-Straße:Hinter der historischen Fassade entsteht ein Luxushotel

Die historische Fassade in der Kardinal-Faulhaber-Straße.

Die historische Fassade in der Kardinal-Faulhaber-Straße bleibt erhalten, dahinter wird das Hotel der amerikanisch-asiatischen Rosewood-Gruppe im gehobenen Fünf-Sterne-Bereich errichtet.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • An der Kardinal-Faulhaber-Straße soll bis 2023 ein Luxushotel der amerikanisch-asiatischen Rosewood-Gruppe entstehen.
  • Alles, was in dem Areal der ehemaligen Bayerischen Staatsbank denkmalgeschützt ist, wird auch erhalten.
  • Die Baukosten bewegen sich daher laut der Bayerischen Hausbau im mittleren dreistelligen Millionenbereich.

Von Franz Kotteder

Soso, das stellt sich die Bayerische Hausbau also unter "behutsamem Umgang mit der Bausubstanz" vor: Fassade stehen lassen und dahinter alles abreißen. Zu besichtigen derzeit am Gebäude der ehemaligen Bayerischen Staatsbank an der Kardinal-Faulhaber-Straße 1. Beziehungsweise an dem, was davon noch übrig geblieben ist, also im wesentlichen die Fassade. Und an der Prannerstraße das historische und selbstverständlich denkmalgeschützte Palais Neuhaus-Preysing. Eine Hausnummer weiter, an der Prannerstraße 4, ist allerdings gar nichts stehen geblieben: Das Bürohaus aus den Siebzigerjahren hat die Bayerische Hausbau komplett abgerissen.

Bevor nun die große Empörung ausbricht: Das alles hat schon seine Richtigkeit. Denn alles, was denkmalgeschützt ist in dem Areal, wird auch erhalten, und das mit erheblichem Aufwand. Was sich natürlich auf die Baukosten auswirkt, die sich laut Christian Balletshofer, Geschäftsführer Immobilien bei der Bayerischen Hausbau, im mittleren dreistelligen Millionenbereich bewegen werden.

Das, was sich zum Beispiel hinter der Fassade der Staatsbank befand, war zu einem nicht unerheblichen Teil gar nicht mehr historisch. Denn die Hypovereinsbank, der das Gebäude bis 2012 gehörte, hatte es schon umfangreich umgebaut, Zwischengeschosse in die Hülle gestellt und erhebliche Veränderungen vorgenommen. Zuletzt war der repräsentative Gründerzeitbau fast nur noch für Veranstaltungen genutzt worden.

Die Bayerische Hausbau lud am Montagmorgen zur Baustellenbesichtigung, um der Münchner Presse zu zeigen, was sich derzeit hinter den altehrwürdigen Fassaden so abspielt und wie behutsam sie mit der Bausubstanz umgeht. Hier soll bis 2023 ein mondänes Luxushotel der amerikanisch-asiatischen Rosewood-Gruppe entstehen, "im gehobenen Fünf-Sterne-Bereich", wie Geschäftsführer Peter Müller von der Bayerischen Hausbau Development sagt.

132 Zimmer, davon 47 Suiten, wird es geben, wobei die sogenannten "Zimmer" zwischen 40 und 250 Quadratmeter groß sein werden. Ein 1300 Quadratmeter großes Spa wird es in den dann drei Untergeschossen des Gebäudes geben, außerdem ein öffentliches Restaurant mit 100 Plätzen an der Ecke zur Salvatorkirche und eine ebenfalls öffentliche Bar für 150 Gäste an der Ecke Prannerstraße. Der Erdgeschossbereich wird weitgehend öffentlich zugänglich sein. "Da legt die Rosewood-Gruppe sogar Wert darauf", sagt Müller. Das vor 40 Jahren in Dallas, Texas, gegründete Hotelunternehmen hat weltweit 28 Häuser und Resorts der absoluten Luxusklasse in 15 Ländern und expandiert derzeit stark in Europa. Das Objekt an der Kardinal-Faulhaber-Straße wird sie auf 20 Jahre von der Bayerischen Hausbau mieten, mit der Option auf Verlängerung.

Bauarbeiten an der Kardinal-Faulhaber-Straße.

Bis zum Frühsommer kommenden Jahres soll die Baugrube komplett ausgehoben sein, dann beginnen die Rohbauarbeiten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Aber dazu muss das gewaltige Bauvorhaben in der Innenstadt erst einmal fertig werden. Bislang hat man gerade einmal das Haupthaus entkernt und alles abgerissen, was abgerissen werden darf. "27 Prozent der Bausubstanz bleiben aber erhalten", sagt Projektleiter Rochus Schwabenbauer, "man glaubt es kaum, wenn man das hier sieht." 14,5 Meter wird man in die Tiefe gehen, um Platz für die drei Untergeschosse zu bekommen. Auf das Erdgeschoss kommen dann vier Stockwerke und ein Dachgeschoss, die in die optischen drei Stockwerke der Fassade integriert werden. Insgesamt macht das rund 118 000 Kubikmeter umbauten Raum aus. Die Pläne für den Umbau und den Neubau eines Geschäfts- und Bürohauses an der Prannerstraße stammen von Hilmer Sattler Architekten.

Eine besondere Herausforderung stellt es dar, die insgesamt 300 Meter lange Fassade während der Bauarbeiten abzusichern. Dafür wurde extra ein Korsett aus 75 Tonnen Stahl und 300 Tonnen Beton zur Sicherung aufgestellt, 500 Bohrpfähle, bis zu 25 Meter tief, dienen der Absicherung. "Das ist alles notwendig, damit die Fassade bei starken Winden nicht umkippt", sagt Schwabenbauer. Die knapp 50 000 Tonnen Bauschutt - davon 1500 Tonnen Metallschrott - werden übrigens zu 96 Prozent wiederverwertet.

Bis zum Frühsommer kommenden Jahres soll die Baugrube komplett ausgehoben sein, dann beginnen die Rohbauarbeiten, die wohl ein Jahr dauern werden. Die Bayerische Hausbau sagt, sie gehe dabei sehr behutsam vor, um die Nachbarschaft des künftigen Luxushotels möglichst wenig zu beeinträchtigen. So werden die Lastwagen zur Schuttabfuhr per Funk "just in time" auf die Baustelle gelotst, um Lärm zu vermeiden, die direkte Anlieferung des Baumaterials erfolgt über einen geräuscharmen, elektrisch betriebenen Kran. Geschäftsführer Müller sagt: "Wir haben bisher nur positive Reaktionen aus der Nachbarschaft." Die war zuvor ja recht kritisch gewesen. Der Bayerische Hof hatte jahrelang und letztlich erfolglos gegen die Stadt München geklagt, weil die den Umbau der Staatsbank zu einem Luxushotel genehmigt hatte.

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