Marion Kiechle:Das Hospiz-Haus des Lebens bekommt prominente Unterstützung

Marion Kiechle: Die Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar ist von dem Projekt Hospiz-Haus des Lebens "komplett überzeugt".

Die Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar ist von dem Projekt Hospiz-Haus des Lebens "komplett überzeugt".

(Foto: Toni Heigl)

Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar, wird Vorsitzende des Kuratoriums. Gemeinsam mit anderen Unterstützern will sie ein möglichst zentral gelegenes Grundstück finden.

Von Sven Loerzer

Für ihre Zusage musste Marion Kiechle nicht lang überlegen; da rannte der Hospizdienst Dasein bei der Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München offene Türen ein. Denn von dem Projekt Hospiz-Haus des Lebens ist sie "komplett überzeugt". So wird sie nun als Vorsitzende des Kuratoriums, das die Verwirklichung begleiten soll, ihre ganze Kraft zusammen mit anderen Unterstützern dafür einsetzen, ein möglichst zentral gelegenes Grundstück oder Gebäude für das Projekt zu finden. Dort sollen sämtliche Beratungs- und Begleitungsangebote rund um das Thema Sterben zusammengeführt werden und zwölf stationäre Hospizplätze entstehen.

"Wir wollen den Tod aus der Tabuzone herausholen", erklärte Dasein-Vorsitzender Markus Müller. Der Verein unterstützt seit 30 Jahren Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Bislang existieren in München nur 28 stationäre Hospizplätze, wenig für eine Großstadt wie München.

"Keiner von uns kommt hier lebend raus", zitierte Kiechle den Schauspieler Anthony Hopkins. "Das weiß jeder von uns, aber wer setzt sich schon gerne damit auseinander." Sie selbst sei auf dem Land groß geworden, da sei das noch anders gewesen. Immer wenn das Totenglöckchen klingelte, habe sie die Großmutter losgeschickt, um zu schauen, wer gestorben ist. "Das war für mich als Kind normal", sagte Kiechle. "Ich habe mich nicht gegruselt. Das Sterben war in meiner Kindheit viel mehr in der Mitte des Lebens." Als Ärztin mit dem Schwerpunkt Onkologie habe sie viel mit Krebspatientinnen zu tun, "die meisten setzen sich nicht mit der Endlichkeit des Lebens auseinander".

Das Haus des Lebens solle sämtliche palliativmedizinischen Angebote vereinen, Beratung bieten, ganz gleich ob zu Patientenverfügung oder Testament, und die ambulanten, teilstationären und stationären Hospizangebote umfassen. Eine innovative Einrichtung, die es so in Deutschland bisher nicht gebe. Kiechle sagte, "eine frühzeitige palliativmedizinische Anbindung der Menschen verbessert die Lebensqualität der Todgeweihten und verlängert auch das Leben der Krebspatienten".

Als Projekt-Koordinatorin hat die frühere Landtagsabgeordnete Isabel Zacharias 31 Zusagen für das neue Kuratorium bekommen, darunter etwa der Intendant des Münchner Volkstheaters, Christian Stückl, der Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität, Bernd Huber, und Bürgermeisterin Verena Dietl. Den breiten gesellschaftlichen Ansatz, den Dasein verfolgt, macht deutlich, dass auch die Stadtschülerinnenvertretung mit Adina Rath im Kuratorium beteiligt ist. Sie betonte, dass der Tod im Unterricht nicht thematisiert und in Familien viel zu wenig angesprochen werde.

"Über Geld für die Verwirklichung mache ich mir keine Sorgen", erklärte Zacharias. So habe bereits die Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung einen hohen einstelligen Millionenbetrag zugesagt, andere mögliche Sponsoren und Stifter signalisierten ihre Bereitschaft, wenn erst einmal ein Grundstück oder eine umzubauende Immobilie gefunden sei. Das neue Kuratorium, das sich im April zu seiner ersten Sitzung treffen werde, soll die Suche nach einem geeigneten und zentral gelegenen Areal vorantreiben, sagte Zacharias. Der Raumbedarf liege bei einer Geschoßfläche von rund 3500 Quadratmeter, "nach oben offen, denn wir hätten genügend Kooperationspartner, die auch Räume suchen".

Dort sollen dann Menschen, "die sich mit dem Thema beschäftigen, einen Platz finden, von dem aus sie bis zum Ende begleitet werden", erklärte Müller. Zum ambulanten Hospizdienst und den stationären Hospizdiensten sollen ein Tageshospiz und ein Nachthospiz zur Entlastung von Angehörigen angeboten werden. Müller, der seit fünf Jahren selbst als ehrenamtlicher Hospizbegleiter tätig ist, betonte, das Haus des Lebens solle neben einem Café auch Workshops anbieten für Menschen, die nicht unmittelbar vom Sterben betroffen seien. Seiner Lebenszeit habe die Beschäftigung mit der Endlichkeit "viel mehr Qualität" gegeben.

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