Für das neue Hospiz-Haus des Lebens, das der Hospiz-Verein "Dasein" errichten will, steht nach längerer Suche nun ein Grundstück in Giesing in Aussicht. Allerdings ist noch nicht klar, ob sich auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Areal an der Weinbauernstraße 9 in Giesing das vorgesehene Raumprogramm, das neben dem stationären Hospiz- und Palliativzentrum mit zwölf bis 16 Betten noch weitere Einrichtungen umfassen soll, auch tatsächlich verwirklichen lässt. Nach Angaben des Planungsreferats erscheint das Vorhaben nach einem Entwurf von Landherr und Partner Architekten grundsätzlich genehmigungsfähig.
Da sich aber das Vorhaben "in stadtgestalterisch bedeutender Lage zwischen zwei denkmalgeschützten Gebäuden sowie in unmittelbarer Nähe zur katholischen Pfarrkirche Heilig Kreuz Giesing und der von Hans Grässel erbauten evangelischen Lutherkirche" befindet, soll am 8. Februar die Stadtgestaltungskommission mit den Plänen befasst werden. Thema wird dann auch ein direkt nebenan an der Martin-Luther-Straße 9 geplantes Wohn- und Geschäftshaus mit vergleichbarer Höhenentwicklung. Zusammen würden die Bauprojekte, so sie Wirklichkeit werden, das Gesicht des Stadtteils zwischen Giesinger Berg und Grünwalder Stadion verändern. Dasein-Geschäftsführerin Katharina Rizzi hofft auf ein positives Votum des Gremiums. Viele Stiftungen und Spender hatten bereits im Vorfeld ihre Unterstützung zugesagt, wenn erst einmal ein geeignetes Grundstück gefunden sei.
In ganz München gibt es bisher lediglich 28 stationäre Hospizplätze
Kein Zweifel besteht daran, dass für eine Großstadt wie München die bislang 28 stationären Hospizplätze nicht ausreichen. In der Pandemiezeit hat der Druck auf die ambulanten Hospizdienste noch zugenommen. Doch die Suche nach einem geeigneten, ausreichend großen Grundstück gestaltete sich trotz breiter gesellschaftlicher und städtischer Unterstützung außerordentlich schwierig, zumal es möglichst zentral gelegen sein sollte. Den Raumbedarf hatte Dasein auf 3500 Quadratmeter Geschossfläche beziffert. Denn zusätzlich zu den Hospizbetten soll es ein Tages- und Nachthospiz sowie weitere ambulante Angebote und ein Café geben.
Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
"Wir wollen den Tod aus der Tabuzone herausholen", erklärte der Dasein-Vorsitzende Markus Müller bei der Vorstellung des Projekts. "Unsere Vision ist, das Thema den Menschen näher zu bringen. Sie sollen die Möglichkeit haben, in unser Zentrum zu gehen, ohne dass sie dort jemanden besuchen wollen. Für einen Kurs, einen Austausch oder einen Kaffee." Das Haus des Lebens solle sämtliche palliativmedizinischen Aspekte vereinen, Beratung und Orientierung bieten, ganz gleich ob zu Patientenverfügung oder Testament, und ambulante, teilstationäre und stationäre Hospizangebote umfassen. Es soll alle Angebote bündeln für Menschen, "die orientierungslos sind nach einer Diagnose, die zum Tode führt", erklärte Rizzi.
Das nun ins Auge gefasste Grundstück an der Ecke Weinbauern-/Martin-Luther-Straße wirke "sowohl aus größerer Entfernung als auch bei fußläufiger Annäherung in beide Straßenräume hinein", schreibt das Planungsreferat. Auf Anfrage erklärte die Projektkoordinatorin, man sei "noch im Prüfverfahren". Eine Entscheidung über den Erwerb des Grundstücks soll erst fallen, wenn klar ist, ob sich das gewünschte Raumprogramm baurechtlich dort auch verwirklichen lässt. Bislang befindet sich unter der Adresse Weinbauernstraße 9 das alte Gemeindehaus der Lutherkirche, der gegenüberliegende Pfarrhof ist gerade erst saniert und ein Gemeindesaal neu gebaut worden.
Das benachbarte Bauprojekt entsteht auf drei Grundstücken, die zusammengefasst werden sollen: Martin-Luther-Straße 9, Zehentbauernstraße 9 und Weinbauernstraße 10. Dort plant das Grünwalder Immobilienunternehmen Euroboden, das bekannt ist für architektonisch ambitionierten und extrem hochpreisigen Wohnungsbau, ein Gebäude, das die Höhen der jeweils angrenzenden Gebäude im Straßenblock aufnehmen soll. Die Dachflächen sollten als Gärten genutzt werden, heißt es in der Einladung zur Sitzung der Stadtgestaltungskommission.
In dem Gremium behandelt wird das Projekt auch, weil es "besonders von Süden her gesehen eine starke Fernwirkung durch seine Lage am beliebten Giesinger Grünspitz" habe. Das architektonische Konzept stammt vom Berliner Büro Sauerbruch Hutton, das für farbenfrohe Fassaden bekannt ist und in München unter anderem das ADAC-Hochhaus und das Museum Brandhorst entworfen hat.