Süddeutsche Zeitung

Schlägerei im Bahnhofsviertel:Fußball-Hooligan muss mehr als ein Jahr ins Gefängnis

Der Bayern-Fan war ein Hauptbeteiligter der Schlägerei, zu der sich Anhänger des VfL Wolfsburg und des FC Bayern an der Schillerstraße verabredet hatten. Auch ein weiterer Hooligan wird verurteilt.

Von Julian Hans

Nicht einmal eine Minute lang hat die Schlägerei gedauert, zu der sich Anhänger des VfL Wolfsburg und des FC Bayern München vor einem Spiel am 9. März in der Schillerstraße am Bahnhof verabredet hatten. Aber die juristische Aufarbeitung dauert inzwischen schon mehr als ein Jahr, und die strafrechtlichen Folgen werden die Beschuldigten noch einige Jahre lang zu tragen haben.

Einen der Haupttäter hat das Amtsgericht München am vergangenen Donnerstag wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Bereits am Montag vor zwei Wochen hatte das Gericht einen weiteren Anhänger des FC Bayern der gefährlichen Körperverletzung, vorsätzlichen Körperverletzung und des Landfriedensbruchs für schuldig befunden und eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten ausgesprochen. Die Strafe wurde für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zudem erhielt der Bayern-Fan, der als einer der Haupttäter angeklagt war, ein zweijähriges Stadionverbot.

Die Unterschiede im Strafmaß seien darauf zurückzuführen, dass bei dem ersten Urteil "ein umfassendes Geständnis erheblich strafmildernd gewertet werden konnte", teilte die Staatsanwaltschaft München am Montag mit. Beide Täter waren geringfügig vorbestraft. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

An jenem Märztag vor einem Jahr hatten sich Hooligans beider Vereine zweieinhalb Stunden vor Anpfiff zu einer Schlägerei in der Innenstadt verabredet. Auf Videos, die später im Internet verbreitet wurden, ist zu sehen, wie in der Schillerstraße zwei Gruppen von je etwa 50 dunkel gekleideten Männern aufeinander zumarschieren und ohne zu zögern aufeinander einschlagen. Noch bevor die Polizei einschreiten konnte, hatten sich die Beteiligten wieder verstreut. Gleichwohl konnte die Polizei noch am selben Tag 22 Verdächtige festnehmen.

Im Laufe der Ermittlungen wuchs die Zahl der Beschuldigten auf 53. Derzeit seien noch 24 Verfahren anhängig, erklärte die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Oberstaatsanwältin Anne Leiding.

In weiteren Fällen liefen die Ermittlungen der Polizei noch. Bei dem Faustkampf erlitt ein Wolfsburg-Fan eine Risswunde am Ober- und Unterlid. Die Tränenwege am Auge mussten in einer Operation wiederhergestellt werden. Im November und Dezember folgen weitere Verhandlungen gegen zwei Bayern und einen Wolfsburg-Fan.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2020/kafe
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