Bäume statt Beton:"Holzbau muss fescher werden"

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An der Henschelstraße in Lochhausen baut die GWG derzeit einen Komplex mit Kindertagesstätte, 80 der 245 Wohnungen sollen in Holzbauweise entstehen. (Foto: Jonas Nefzger/GWG)

Mit einem neuen Förderprogramm will die Stadt mehr Bauträger von dem nachhaltigen Material überzeugen. Beispiele für den gelungenen Einsatz auch in größeren Gebäuden gibt es inzwischen einige in München.

Von Ulrike Steinbacher

"Die Nachhaltigkeit!", sagt Thomas Kremer von der Genossenschaft Wogeno. "Die Vielfalt!", begeistert sich Geschäftsführerin Gerda Peter von der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG. "Die Schönheit!", schwärmt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Der Pressetermin anlässlich des neuen städtischen Holzbauförderprogramms am Dienstag nimmt teilweise den Charakter einer Werbeveranstaltung für den Baustoff Holz an. Und das ist durchaus gewollt, denn noch hat niemand einen Zuschuss aus dem neuen Topf beantragt, obwohl das seit 1. März möglich wäre.

Mitte Januar hatte der Stadtrat beschlossen, sechs Jahre lang Holzbauten mit insgesamt 60 Millionen Euro zu unterstützen, allerdings nicht das Einfamilienhaus am Stadtrand, sondern Einzelprojekte und Siedlungen im sozialen Wohnungsbau, auch Geschossbauten ab Gebäudeklasse vier, also ab mindestens sieben Metern Höhe. Verbaut sein müssen mindestens 50 Kilo Holz oder andere nachwachsende Rohstoffe pro Quadratmeter Wohnfläche, pro Kilo gibt es einen Euro Zuschuss für Mehrkosten. Das Holz muss aus nachhaltiger Bewirtschaftung kommen. Für 1000 Wohnungen pro Jahr, schätzt Ulrike Klar vom Planungsreferat, könnte das Geld reichen, im Durchschnitt 10 000 Euro pro Wohnung.

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"Der Holzbau rettet die Welt nicht allein", räumt Stadtbaurätin Merk ein. Man müsse schon genau überlegen, wo man ihn einsetze. Endgültig für sich entdeckt hat die Stadt den Werkstoff mit der Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park in Oberföhring, die inzwischen komplett bewohnt ist und ebenfalls gefördert wurde. Verschiedene Bauherren, auch die städtischen Wohnungsgesellschaften GWG und Gewofag, errichteten dort 566 Wohnungen in Holzbauweise, die größte Holzbausiedlung Deutschlands. Nach diesem Erfolgsmodell beschloss der Stadtrat im Januar vier neue Standorte: An der Henschelstraße in Lochhausen, wo die GWG derzeit einen Komplex mit Kindertagesstätte errichtet, sollen 80 der 245 Wohnungen in Holzbauweise entstehen. In einem Teilbereich des Kreativquartiers sind etwa 340 Wohnungen mit Holz vorgesehen; in der ehemaligen Bayernkaserne hält die Verwaltung die Verwendung des Baustoffs grundsätzlich für möglich und in Freiham Nord läuft die Prüfung.

Was die Bayernkaserne betrifft, ist Hans-Peter Hebensperger-Hüther von H2R-Architekten München, die gemeinsam mit Roedig Schop Architekten Berlin für das GWG-Projekt zuständig sind, durchaus skeptisch. Bei dieser Dichte sei "die Komplexität enorm", seien die technischen Probleme mit Brand- und Schallschutz eine Herausforderung. Die GWG plant für September den Spatenstich für 190 der etwa 5500 Wohnungen, vorgesehen ist ein bis zu neungeschossiges Gebäude mit Tiefgarage. Hebensperger-Hüter spricht aus Erfahrung, hat H2R-Architekten im Prinz-Eugen-Park doch ein siebengeschossiges Holzgebäude errichtet und viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Nicht einmal die Kuben, die für die Fensteröffnungen aus den Holzfassaden geschnitten wurden, habe man zu Hackschnitzeln verarbeiten lassen, berichtet er stolz. Aus dem Verschnitt seien Massivholzhocker geworden, die jetzt in einem kleinen Kinoraum über der Tiefgaragenabfahrt als Sitzgelegenheiten zum Einsatz kämen.

Aus dem Verschnitt beim Bau eines Holzhauses im Prinz-Eugen-Park sind Massivholzhocker geworden, die jetzt in einem kleinen Kinoraum stehen. (Foto: Sebastian Kolm/H2R)
Die GWG plant und baut derzeit rund 500 Wohnungen in Holzbauweise, unter anderem an der Hochmuttinger Straße. (Foto: GWG)

Ein Loblied auf den Holzbau singen GWG-Geschäftsführerin Gerda Peter und Christian Amlong, der Sprecher der Geschäftsführung. Etwa 500 Wohnungen in dieser Ausführung plane oder baue man gerade, die Mehrkosten würden nicht an die Mieter weitergegeben. Klaus-Michael Dengler, der Sprecher der Gewofag-Geschäftsführung, will noch mehr: "Holzbau muss fescher werden", fordert er. Wirtschaftlich müsse er auch sein und da komme die Förderung gerade recht, denn die Kosten lägen 15 bis 20 Prozent höher als beim konventionellen Wohnungsbau. Andererseits komme Holz aus der Region, müsse also "nicht 2000 Kilometer hergekarrt werden". Und schließlich verkürze sich mit diesem Werkstoff die Bauzeit "übern Daumen um ein Jahr". Das wiederum freue die Anwohner "und ist Geld für uns, weil wir ein Jahr früher vermieten können".

Dass der neue Holzbau-Fördertopf trotzdem noch unberührt ist, liegt in erster Linie wohl an den explodierenden Baupreisen, wie Thomas Kremer von der Wogeno vorrechnet: "Wir kommen von der Wirtschaftlichkeit her seit ein, zwei Jahren an unsere Grenzen." Im Prinz-Eugen-Park habe man einen Quadratmeter Wohnfläche zum Preis von 3200 Euro hergestellt und nach den damaligen Förderrichtlinien 350 Euro Zuschuss bekommen, sagt Kremer. Aus dem neuen Topf gebe es etwa 150 Euro. Die Förderung decke nur etwa die Hälfte der Mehrkosten. Also müssen sie sich bei der Wogeno genau überlegen, was sie sich leisten können: "Wir würden total gern, wir sind voll vom Holzbau überzeugt, aber die Rahmenbedingungen fliegen uns im Augenblick um die Ohren."

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