Bäckereien:Hofpfisterei schließt mehrere Filialen

Bäckereien: Hofpfisterei in der Müllerstrasse 51: Hier gibt es weder Brot noch Brezn, die hölzernen Regale der Filiale sind leer, das Geschäft wurde dauerhaft geschlossen.

Hofpfisterei in der Müllerstrasse 51: Hier gibt es weder Brot noch Brezn, die hölzernen Regale der Filiale sind leer, das Geschäft wurde dauerhaft geschlossen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weil Personal fehlt und die Nachfrage zurückgeht, wurden bereits drei Geschäfte in München geschlossen. Weitere sollen noch im Juni folgen.

Von Catherine Hoffmann

Wo ist der nächste gute Bäcker, einer der noch selbst backt? Es gibt deutsche Großstädte, dort muss man lange suchen, um ein handwerklich gemachtes Brot zu finden. In München ist das anders. Die Hofpfisterei mit ihren 157 Filialen, 88 davon in der Stadt und im Landkreis München, hat daran einen großen Anteil. Doch nun heißt es auch hier: "Auf Wiedersehen! Leider schließen wir unsere Filiale."

So steht es auf einem Plakat des Ladens in der Müllerstraße 51. Der Grund: Es fehlt an Personal. Das Geschäft hat schon zu, ebenso wie die Hofpfisterei-Filialen an der Barer Straße und Hohenzollernstraße. Im Juni sollen weitere Schließungen folgen, sagt Michael Jenssen, Marketingreferent des Familienunternehmens. "Wir schauen uns jeden einzelnen Standort nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten an und prüfen, ob er sich trägt", sagt Jenssen.

Zur Personalnot kommen stark gestiegene Kosten für Energie und Rohstoffe, die zu einem spürbaren Preisanstieg bei den Pfister-Laiben, Semmeln und süßen Teilchen geführt haben. Gutes Brot ist so teuer wie noch nie, dabei besteht es fast nur aus Wasser und Mehl. Der Zwei-Kilo-Laib Pfister Öko-Sonne beispielsweise kostet 16,80 Euro. Er wird bei 200 Grad rund zwei Stunden gebacken und enthält nichts außer Roggen- und Weizenmehl aus ökologischer Landwirtschaft, Wasser, Sonnenblumenkernen und Meersalz. Die Kundschaft, die sich ein solches Brot leisten kann und mag, wird weniger. Der Sprecher bestätigt, dass die Großbäckerei beim Umsatz Einbußen verzeichnet. "Die Leute sind preissensibler geworden", sagt Jenssen.

Das Unternehmen hat darauf reagiert. Bereits im vergangenen Sommer wurde das Sortiment verkleinert, die Preise sind gestiegen. Zugleich suchte man nach Antworten auf den Personalmangel, erst mit eingeschränkten Öffnungszeiten, die bei der Kundschaft nicht gut ankamen. Jetzt mit Schließungen. "Wir versuchen, das verfügbare Personal auf die anderen Filialen umzulegen", sagt Jenssen.

"Für unsere Filialen suchen wir SIE"

Die Hofpfisterei sei auf Jobmessen präsent, mache Bewerbertage in einzelnen Filialen, bilde Azubis aus. Im Internet sind Stellen ausgeschrieben. "Für unsere Filialen suchen wir SIE als Verkäufer (m/w/d) im Bäckereifachverkauf in unseren Filialen in München und Münchner Umland", heißt es dort. Die Resonanz ist offenbar mäßig.

Das dürfte auch am Gehalt liegen. Dem Jobvermittlungsportal Stepstone zufolge verdient ein Bäckereifachverkäufer in Deutschland monatlich im Mittel 2406 Euro brutto. Errechnet man daraus den Stundenlohn, dann kommt man auf etwa 13,88 Euro pro Stunde, ein wenig mehr als der Mindestlohn. Selbst wenn Münchner Bäcker etwas besser zahlen sollten, ist das nicht viel Geld. Die Zahl der Fachverkäufer und -verkäuferinnen in Ausbildung sinkt seit Jahren, ebenso wie die der Bäcker und Bäckerinnen. Mit ihnen verschwinden Jahr für Jahr ganze Betriebe.

Trotz der schweren Zeiten eröffnet die Hofpfisterei hier und da auch neue Filialen. Womöglich gibt es auch für die einstigen Kunden in der Müllerstraße Hoffnung: Vielleicht bekommen sie ihre Öko-Sonne künftig im U-Bahnhof Sendlinger Tor, wo man nach dem Umbau im Sperrengeschoß einkaufen kann.

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