Am 28. September 1965 bekamen zwei US-Amerikaner einen Platz in der Münchner Stadtchronik, auch wenn ihre Geschichte nicht sehr ruhmreich war. Die Männer, zwei Soldaten, wurden während des Oktoberfests von der Polizei dabei erwischt, wie sie "mit merkwürdigen Paketen unter dem Arm aus einem großen Bierzelt herauskamen", notiert die Chronik. In den Paketen: "Nicht weniger als 20 Bierkrüge, die die Amerikaner als Andenken in ihre Heimat mitnehmen wollten."
Der Masskrug als geklautes Souvenir erfreute sich also schon 1965 großer Beliebtheit. Ist ja auch praktisch, so ein Masskrug. Weil man ihn einwandfrei verstecken kann unter der Jacke. Die Frage lautet allerdings: Macht so ein gestohlener Krug auch glücklich? Oder trübt er die Erinnerung an den rauschhaften Tag ein wie Hefe das Bier? Eine Antwort darauf könnte ein zweiter Fall von dokumentiertem Masskrugdiebstahl aus dem Jahr 1965 liefern.
Im Sommer jenes Jahres hatte eine US-Amerikanerin einen Steinkrug aus dem Hofbräuhaus geschmuggelt. Zufriedenheit stellte sich aber offenbar nicht ein. Denn 55 Jahre später schickte sie ihre Beute per Post zurück, zusammen mit einer Karte: Sie habe den Steinkrug mitgenommen "als ich wild, rücksichtlos und unbedacht war", schreibt die heute 73-Jährige. Es tue ihr leid, den Krug erst jetzt zurückzugegeben, sie hoffe, er komme in einem Stück an.
Und das Hofbräuhaus? Gibt sich gnädig. Offenbar habe die Amerikanerin einen so unvergesslichen Abend erlebt, dass sie noch heute daran denke, sagte ein Sprecher. Sie habe den Krug nicht gestohlen, sondern geliehen. Und: Man werde sie zum Freibier einladen. Das wiederum führt direkt zur Lehre dieser Geschichte: Einen Bierkrug zu klauen, das bringt kein Glück. Ihn zurückzugeben, schon.