Läuft bei ihnen! Erst im Oktober hat die "compagnie nik" den Unterföhringer Kulturpreis entgegengenommen. Und der Corona-Rettungstopf "Neustart Kultur" hat Niels Klaunick und Dominik Burki einen Transporter spendiert, der ihr altes Feuerwehr-Spielmobil als fahrbares Lager ersetzt. Denn anders, als man das sonst von der freien Szene kennt, wo Stücke flugs wieder abgespielt sind, unterhält ein freies Kindertheater wie ihres einen eigenen Repertoirebetrieb. Alle seit 2007 entstandenen Inszenierungen wurden mindestens 50 Mal gezeigt, acht davon sind nach wie vor zu sehen. Ob in Gemeindehallen im Ruhrgebiet, in Schulaulen am Münchner Stadtrand oder in einem Zirkuszelt auf Borkum. In der Fläche, am Land, da, wo sonst wenig Theater hinkommt.
Kennengelernt haben sich die beiden "niks" an der Neuen Münchner Schauspielschule, und nachdem ihr Jugendstück "Stones" gleich durchgestartet ist, stand der Plan. Wobei: Plan? "Meistens reagieren wir auf das, was uns über den Weg läuft", sagt Klaunick. Und Burki ergänzt: "Etwas Neues entsteht, wenn wir darauf Lust haben." Zum Beispiel "Der Wal", gerade im HochX uraufgeführt: entstanden aus Klaunicks Lust, mal selbst Regie zu führen, einem Zufallsfund von Musikinstrumentenkoffern vor einem hochwassergeschädigten Laden in Wuppertal, der Lektüre einer Walgeschichte und der Idee, dass da was zusammengehen müsste.
Mit dem neapolitanischen Puppenspieler Ciro Arancini ist eine entzückende Produktion entstanden, in die sich ihr Entstehungsprozess eingeschrieben hat. Denn Klaunick und Arancini, die keine Sprache teilen, erzählen mit gemeinsam gebauten Objekten, Figuren, Licht- und Geräuscheffekten vom Kommunikationsversuch eines auf einer Insel gestrandeten Musikers mit einem Wal; mit einem immer weiter geschrumpften deutsch-italienischen Textanteil, der je nach Bedarf in eine dritte Sprache übersetzt wird.
Ein Novum im Repertoire der compagnie nik. Und dennoch setzt sich "Der Wal" gewissermaßen auf die bildermächtige Schiene des nik-Repertoires, auf der bereits 2015 "Seraphin" abfuhr und 2019 "Einar der auszog, die Welt zu retten", wofür Klaunick eine eigene nordische Klimawandel-Sage erfunden und auch als Bühnenbildner eher geklotzt hat. Alles war drin: Farben, kunstgeschichtliche Verweise, Fantastik ohne Ende, dazu erstmals Figuren- und Schattenspiel.
Aber auch komödiantisch grundiertes Schauspielertheater können die zwei, das Themen wie Geschlechterrollen ("König & König") oder die Menschenwürde ("1 vor dem anderen") verhandelt. Daran schließt Dominik Burkis clowneskes Solo "Im Glück" an, das am 17. Dezember seine München-Premiere feiert. Es ist Teil einer gemeinsam mit dem Duo Altenbach + Honsel und dem Theater Kunstdünger konzipierten Gastspielreihe im HochX: Ein vorweihnachtliches Schlaraffenland für Kindertheaterfreunde, in dem man auch die puristische, dokumentarisch-intellektuelle Seite der "niks" kennenlernen kann, wenn im Jugendtheaterstück "3 min" eine Uhr in einem leeren Raum rückwärts läuft und eine "Gedankenreise" zu den Themen Grenze, Flucht, Migration und Rassismus beginnt.
compagnie nik, "3 min", Abendpremiere, Fr., 16.12., 20 Uhr, "Im Glück, Premiere, Sa., 17.12, Premiere, 20 Uhr, Hoch X, Entenbachstraße 37, Karten und Infos unter www.theater-hochx.de