Seit 15 Wochen sammeln sie, nun ziehen sie eine Zwischenbilanz. "Weit über 12 000 Unterschriften" hätten sie bereits zusammen, sagte der CSU-Landtagsabgeordnete und Initiator des Bürgerbegehrens Hochhausstop, Robert Brannekämper, bei einer Pressekonferenz am Freitag. 35 000 Signaturen sind nötig, um das Ansinnen einzureichen und den Weg frei zu machen für einen möglichen Bürgerentscheid. Man habe sich gefreut, dass man eine stadtpolitische Debatte habe starten können, so Brannekämper. Anfangs sei das Sammeln schwierig gewesen; mittlerweile sei die Initiative aber bekannt.
Nun wollen sie ihre Kampagne ausweiten. Dazu haben sie zum einen Unterstützervideos anfertigen lassen. Den Auftakt machen die Kabarettistin Luise Kinseher, die Schauspielerin Michaela May und der Filmemacher Dieter Wieland. Sie "als Mama Bavaria" frage sich schon: "Wo bleibt denn da der gesunde Hausverstand?", sagt da etwa Kinseher und kommt dann gleich zu dem umstrittenen Projekt mit den beiden 155 Meter hohen Gebäuden an der Paketposthalle in Neuhausen. Die Stadt verkaufe ein Grundstück an einen Investor, und der dürfe dann machen, was er wolle. "Geht's noch?" Die beiden Türme, die da geplant seien, sollten so hoch werden wie die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt. "Das würde ja das ganze Münchner Stadtbild total verändern."
Da geht zwar ein bisschen was durcheinander - das Grundstück hat nicht die Stadt dem Investor Büschl verkauft, sondern die Deutsche Post AG. Aber Kinseher ist überzeugt: "Bei den Hochhäusern ist es genau wie mit den Schwammerln. Wo mal einer ist, kommen bald die anderen nach." Und Dieter Wieland fragt in seinem Video, ob München denn nicht "perfekt genug" sei. Ob es wirklich "wie Frankfurt oder Dallas" werden solle?
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Ein Bus ermöglicht, künftig den Standort schnell zu wechseln
Um beim Werben um Unterschriften flexibler zu werden, haben Brannekämper und seine Mitstreiter zum anderen einen Bus gemietet. So müsse man nicht zwei Stunden an einem Standort bleiben, wenn nicht mehr viel gehe, sondern könne spontan woanders in der Stadt hinfahren, sagte Brannekämper. Im Bus sei für einen Infostand alles an Bord: Tische, Prospekte, Schirme. Auch mehr aktive Sammler wolle man für die nächste Phase rekrutieren. Bisher seien ungefähr 80 Leute dabei, das wolle er gern verdoppeln, so der CSU-Politiker.
Bei dem Termin wiederholten Brannekämper und der ehemalige SPD-Stadtrat Wolfgang Czisch ihre scharfe Kritik an der Münchner Stadtentwicklungspolitik. Es sehe so aus, als sei diese der Stadtbaurätin Elisabeth Merk "entglitten", sagte Czisch. "Eine Referentin, die das nicht kann, sollte abgelöst werden." Brannekämper sagte, es sei "Zeit für den Ruhestand". Die Pläne für das Paketposthallen-Areal seien eine "Bankrotterklärung" des Planungsreferats, das sich von einem Investor vor sich hertreiben lasse. In den Gesprächen an den Infoständen sehe man, wie viele Menschen in der Stadt dies ebenfalls nerve.
Der Stadtrat sitze die Sache aus, statt ein Ratsbegehren in die Wege zu leiten, wie er es in Aussicht gestellt habe, so Czisch. Aber: "Wir sind optimistisch, dass wir dieses Aussitzen verhindern werden. Wir glauben an den Erfolg unseres Bürgerbegehrens."