Projekt an der Paketposthalle:Die Hochhäuser wackeln

Projekt an der Paketposthalle: Umstritten und nun wieder in Frage gestellt: die bisherigen Pläne zum Hochhaus-Projekt an der Paketposthalle.

Umstritten und nun wieder in Frage gestellt: die bisherigen Pläne zum Hochhaus-Projekt an der Paketposthalle.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ob die beiden Türme an der Paketposthalle tatsächlich realisiert werden, ist weiterhin unklar. Neben einem Ratsentscheid über die generelle Höhe von Gebäuden steht nun auch ein neuer Architektur-Wettbewerb im Raum.

Von Heiner Effern

Der Bau der beiden Hochhäuser an der Paketposthalle könnte bald vor gleich zwei entscheidenden Hürden stehen. Neben einem Ratsentscheid über die Höhe von Gebäuden in München allgemein steht nun doch auch ein Architektur-Wettbewerb für die zwei 155 Meter hohen Türme konkret im Raum. Der Stadtrat behielt sich am Mittwoch ausdrücklich vor, über beide Möglichkeiten in einer eigenen Sitzung zu entscheiden. Bis dahin wird die Verwaltung die Pläne für die Hochhäuser an der Bahnlinie Richtung Westen mit den Empfehlungen aus dem Bürgergutachten voranbringen. Auch das beschloss der Planungsausschuss in seiner Sitzung.

Ursprünglich sollten die Ergebnisse des Gutachtens, das 112 durch das Zufallsprinzip ausgewählte Münchnerinnen und Münchner mit Hilfe von Experten erstellt hatten, im Zentrum der politischen Debatte stehen. Sie nahmen auch großen Raum ein, doch wurde in der Sitzung auch klar, dass die Grundlagen dafür wackeln. Die beiden Türme drohen in einen grundsätzlichen Ratsentscheid über Hochhäuser hineingezogen zu werden, für den sich im Stadtrat mit der neuen, dazu positiven Haltung des CSU-Fraktionsvorsitzenden Manuel Pretzl eine sichere Mehrheit abzeichnet.

Der Investor könnte zum Neustart seiner Planungen gezwungen sein

Selbst wenn sich die Bürger dafür entscheiden, könnte Investor Ralf Büschl zum Neustart seiner Planungen gezwungen sein: Sollte sich der Stadtrat zu einem architektonischen Wettbewerb für das Areal entschließen, würden die bisherigen Entwürfe aus dem Masterplan davon wohl überholt.Bisher hatte ein reiner Fassadenwettbewerb als wahrscheinlicher gegolten.

Von SPD, CSU und FDP kam zum Teil deutliche Kritik an den Plänen, auf deren Grundlage Büschl derzeit plant. Diese hat das Architekturbüro Herzog/de Meuron in einem Masterplan erarbeitet, die im Moment die Grundlage der Entwicklung des Areals und damit auch des Bürgergutachtens bildet.

Die erste Version der beiden Türme ohne die jetzt geplanten Schrägaufzüge außen sei deutlich gelungener gewesen, so der Tenor im Planungsausschuss. Jetzt sehe es aus, als ob man etwas in die Hochhäuser hineingeklemmt hätte, damit sie nicht umfielen, sagte CSU-Stadtrat Alexander Reissl. FDP-Fraktionschef Jörg Hoffmann nannte Büschls Überarbeitung seiner Pläne "eine Verschlimmbesserung". Seine Kollege von der SPD, Christian Müller, nannte das Büro aus Basel "respektabel", aber auch ihn überzeugten die Entwürfe nicht zu hundert Prozent, sagte er. Ein Architektenwettbewerb sei "eine Debatte wert".

Bis auf weiteres werden die Empfehlungen des Bürgergutachtens eingearbeitet

Bis der Stadtrat darüber und über ein Ratsbegehren befindet, werden die Empfehlungen aus dem Bürgergutachten in die jetzigen Pläne eingearbeitet. Grundsätzlich hatte sich eine Mehrheit der 112 beteiligten Münchner für die beiden 155 Meter hohen Türme nach den Entwürfen des Masterplans ausgesprochen.

Zwei Forderungen für die weitere Entwicklung des Projekts standen im Gutachten mit im Vordergrund: Das gesamte Areal soll autoarm und nach ökologisch höchsten Standards geplant werden. Dazu müssten auch ausreichend bezahlbare Wohnungen in den Gebäuden bereitgestellt werden. In den Masterplan direkt sollen mehr Grün- und Freiflächen auf dem Areal eingearbeitet werden. Dazu sollen die Gestaltung, die Nutzung und der Betrieb der als historisches Denkmal geschützten Paketposthalle schnell geklärt werden.

Fundamentale Kritik am Bürgergutachten kam von der Fraktion ÖDP/München-Liste, die das Projekt grundsätzlich ablehnt. Den beteiligten Bürgern seien Fakten vorenthalten, einseitige Informationen an die Hand gegeben und entscheidende Fragen nicht gestellt worden, sagte Stadtrat Dirk Höpner. Er sprach von Manipulation und einem Gefälligkeitsgutachten, das sich der Stadtrat beschafft habe. Stellvertretend für die anderen Fraktionen nannte SPD-Fraktionschef Müller diese Vorwürfe "eine Frechheit".

Offen blieb jedoch, welchen Wert das Bürgergutachten noch haben könnte, wenn die Basis dafür in einem Architektenwettbewerb tatsächlich neu geschaffen wird.

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