Dichte, das ist seit einigen Jahren ein zentraler Begriff für Stadtplanung und Architektur in Großstädten. Der Platz ist knapp, wenn man höher und enger bebaut, kriegt man mehr unter, schafft mehr Lebendigkeit und spart anderswo Fläche, so das Kalkül.
Für Andrea Gebhard geht es um mehr: „Wie können wir Menschen für Dichte begeistern?“ Das müsse das Ziel sein bei diesem großen Neubauvorhaben in Obersendling, an dem ihr Landschaftsarchitekturbüro Mahl Gebhard Konzepte mitarbeitet. „M-Park“ lautet der Projektname. Auf einem ehemaligen Siemens-Grundstück direkt an der U-Bahn-Station Obersendling und dem S-Bahn-Halt Siemenswerke entwickelt das Grünwalder Immobilienunternehmen Fidcap ein neues Quartier mit Büros und Wohnungen.
Mehr als 160 000 Quadratmeter Geschossfläche plant der Investor auf dem 6,5 Hektar großen Areal (entspricht etwa neun Fußballfeldern) an der Rupert-Mayer-Straße. Zum Vergleich: Das viel diskutierte Neubauprojekt an der Paketposthalle mit den zwei 155-Meter-Hochhäusern soll etwa 240 000 Quadratmeter Geschossfläche groß werden.

Im M-Park sollen drei deutlich kleinere Hochhäuser entstehen: 81, 74 und 67 Meter hoch, dazu weitere Gebäudeblöcke von bis zu 40 Metern. Noch ist das Projekt in einem relativ frühen Planungsstadium, abgesehen von einem Bürogebäude, das bereits im Bau ist. Vor gut einem Jahr hat der Stadtrat das Planungsreferat beauftragt, den Prozess für die Schaffung des nötigen Baurechts zu starten.
Kürzlich stellten die Münchner Landschaftsarchitektin Gebhard, die auch Präsidentin der Bundesarchitektenkammer ist, und Eric Frisch vom Büro Dömges Architekten aus Regensburg den aktuellen Planungsstand in der Stadtgestaltungskommission vor.
Seit dem Stadtratsbeschluss hat es zwei wesentliche Änderungen gegeben: In der Mitte des Quartiers ist ein 1,5 Hektar großer Park hinzugekommen, womit ein Teil des bisher komplett versiegelten Quartiers aufgebrochen wird. Und es sind neben den schon vorher geplanten 34 000 Quadratmeter Wohnraum für Studierende sowie Seniorinnen und Senioren noch 10 000 Quadratmeter für reguläres Wohnen hinzugekommen, ein Teil davon gefördert.

Insgesamt ergebe das etwa 500 Wohnungen, teilt der Chef von Fidcap, Michael Gerlich, mit. Ursprünglich hatten Stadt und Investor mehr Wohnraum schaffen wollen, davon nahmen sie aber wegen der nicht ausreichenden Schulversorgung in diesem Teil Obersendlings Abstand. Begleitend zu Büros und Wohnungen entstehen Flächen für zwei Kitas, ein Ärztehaus, Geschäfte und Gastronomie.
Durch den Park und die zusätzlichen Wohnungen werden die Gebäude etwas höher, ursprünglich sollten die Türmchen zwischen 60,50 und 74,50 Meter hoch werden. Das aber ist aus Sicht der Stadtgestaltungskommission unkritisch. Das Gremium, das die Stadt zu bedeutenden Bauprojekten berät, regte an, die Höhe der Türme noch etwas stärker zu differenzieren. Insgesamt aber nahm es die Planung „zustimmend zur Kenntnis“.
Die Kommission akzeptierte auch, dass die großen Gebäudekomplexe, die schon auf dem Grundstück stehen, abgerissen werden. „Mit der Bausubstanz und den Grundrissen wären sie schwierig weiter zu nutzen“, erläuterte die Planerin Gebhard.
Sie versprach im Namen des Investors, dass man mit Wettbewerben versuchen werde, für die Neubauten eine bestmögliche Architektur zu schaffen. „Es geht nicht um irgendwelche Hochhäuser, sondern um Schönheit“, sagte Gebhard. Wenn man die Dichte hier nicht gut umsetze, „können wir nie wieder mit so einem Projekt antreten“.
Investor Michael Gerlich betont zudem den Anspruch, „hochmoderne, maximal nachhaltige Neubauten“ zu errichten. Als ein Beispiel sieht er das Bürogebäude „M-Plaza“, das seit vergangenem Sommer im Entstehen ist, mit Holz und recyceltem Stahl als Baumaterialien.
Bei aller Ambition, die der Bauherr und seine Planerinnen und Planer kundtun, stellt sich aber doch eine übergeordnete Frage: Wer soll die ganzen Büroflächen in Obersendling eigentlich nutzen? Mehr als 100 000 Quadratmeter sind dafür im „M-Park“ vorgesehen, das entspricht mehr als 5000 Arbeitsplätzen. Hinzukommt das riesige ehemalige Siemens-Hochhaus, das saniert und erweitert werden soll. An der Machtlfinger Straße ist ein weiteres Quartier mit 5000 Arbeitsplätzen in Planung, das „Sugar Valley“. Hinzu kommen einige kleinere Projekte.
Und das in einer Stadt, in der Investoren sich oft schwertun, neue Bürogebäude, die abseits der Innenstadt entstehen, vermietet zu bekommen. Droht also auch in Obersendling größerer Leerstand?
Michael Gerlich von Fidcap widerspricht. Der „M-Park“ sei ein attraktives Projekt: Mit der U-Bahn sei man in nur acht Minuten am Sendlinger Tor. Und die Büromieten bei ihm betrügen 25 Euro pro Quadratmeter. In der Innenstadt ist es inzwischen mehr als das Doppelte.