Hochhaus-Entscheid in München:Es geht auch ums Klima

Eine Abstimmung der Münchnerinnen und Münchner über Hochhäuser wirft grundlegende Fragen für die Stadt auf - und sie dürfte die Parteien in heikle Debatten stürzen.

Kommentar von Sebastian Krass

Es geht um ein gewaltiges Bauprojekt, das Münchens Erscheinungsbild so sehr verändern würde wie seit vielen Jahren, gar Jahrzehnten keines mehr. Das Vorhaben mit den zwei 155-Meter-Hochhäusern an der Paketposthalle genießt im Rathaus breite Zustimmung, hat dort aber auch vehemente und versierte Kritikerinnen und Kritiker. Und es treten mit dem Investor Ralf Büschl und dem Hochhausgegner und CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper zwei Figuren auf, die sich auf offener Bühne scharfe Argumente und persönliche Angriffe um die Ohren hauen.

Es ist also alles angerichtet für eine lebendige und im besten Sinn demokratische Debatte über Themen, die für die Zukunft der Stadt von entscheidender Bedeutung sind und über die Bürgerinnen und Bürger voraussichtlich im Herbst werden abstimmen können. Über die noch offene Formulierung im Ratsbegehren und vielleicht auch in einem konkurrierenden Bürgerentscheid hinaus werden beim Urnengang Fragen mitschwingen wie: Wie hoch soll in München gebaut werden? Welches Verhältnis hat die Stadt zu Investoren? Und wie hält München es mit klimagerechtem Bauen?

Hochhäuser sind zwar städtebaulich interessant, aber nicht unbedingt klimagerecht

Es sind Fragen, die aber auch zwei der drei großen politischen Kräfte in der Stadt in heikle Debatten stürzen werden. In der CSU ist der Konflikt zwischen der Stadtratsfraktion, die generell für Hochhäuser offen ist und das Paketpost-Projekt befürwortet, und einer traditionell orientierten Gruppe um Brannekämper zwar seit Langem bekannt. Doch nun wird er neu befeuert.

Noch interessanter wird es, wie es den Grünen im Stadtrat ergeht. Sie sind seit Jahren auf einem Schlingerkurs unterwegs: Einerseits stützen sie das Paketpost-Projekt, andererseits sind sie dafür, die Bürgerinnen und Bürger noch einmal über Hochhäuser abstimmen zu lassen. Das wirkte schon immer halbherzig und als wollten sie die Verantwortung weiterschieben.

Nun müssen die Grünen sich einer Debatte stellen, die seit Kurzem mehr in den Vordergrund rückt: dass Hochhäuser von mehr als 100 Metern zwar städtebaulich interessant sein können, aber keine klimagerechte Form des Bauens sind. Denn je höher Gebäude werden, umso niedriger wird die Flächeneffizienz wegen der steigenden Sicherheitsanforderungen, kurz gesagt: mehr Beton für weniger Nutzung. Warum die Grünen dennoch hochhausfreundlich sind, das werden sie besser erklären müssen.

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