Viele städtische Beschäftigte legen an diesem Donnerstag die Arbeit nieder: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat zu einem großen Warnstreik aufgerufen. Kurz vor der zweiten Verhandlungsrunde wollen die Tarifbeschäftigten der Stadt ihren Forderungen mehr Druck verleihen. Es geht unter anderem um acht Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 350 Euro mehr im Monat, höhere Zuschläge und drei zusätzliche freie Tage.

Anschlag in München:Faschingsveranstaltungen abgesagt: „Uns ist einfach derzeit nicht nach Feiern zumute!“
Die Stadt und zwei Faschingsvereine haben ihre Treffen und Umzüge abgesagt. Bei einem ökumenischen Gottesdienst wurde der Betroffenen des Anschlags gedacht.
Bestreikt werden viele öffentliche Einrichtungen, darunter kommunale Krankenhäuser, Straßenreinigung und Schwimmbäder. Besonders betroffen sind voraussichtlich die Kindertageseinrichtungen in kommunaler Trägerschaft. Von den rund 450 städtischen Kindertageseinrichtungen, von der Kinderkrippe bis zu Hort und Tagesheim für Grundschulkinder, haben aktuell laut dem zuständigen Referat für Bildung und Sport 253 komplett geschlossen und 33 teilgeschlossen, davon entfällt der Großteil auf Krippen, Kindergärten und Horte.
Die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) sind laut Claudia Weber, Geschäftsführerin von Verdi München, sogar zu zwei Tagen Warnstreik aufgerufen: am Donnerstag, 13. Februar, und am Freitag, 14. Februar. Infolgedessen bleiben alle Wertstoffhöfe, das Gebrauchtwarenkaufhaus Halle 2 und der dazugehörige Pop-up-Store sowie das Kundencenter, der Entsorgungspark Freimann und das Erdenwerk geschlossen, teilt der AWM auf seiner Internetseite mit. Bei der Müllabfuhr kann es zu starken Einschränkungen kommen, die Touren des Wertstoff- und Giftmobils fallen aus.
Die Mülltonnen werden beim nächsten planmäßigen Turnus wieder geleert. Den zusätzlichen Abfall anfällt nimmt der AWM dann kostenfrei mit, soweit Kapazitäten vorhanden sind. Der Zusatzmüll sollte in reißfeste 70- oder 80-Liter Säcke verpackt sein. Der AWM hat einen Notbetrieb zur Entsorgung des Abfalls von kritischen Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäusern und Altenheimen eingerichtet.
Besonders betroffen sind auch die Hallenbäder: Die Bäder Giesing-Harlaching, Forstenrieder Park, Nordbad, Südbad sowie die Olympia-Schwimmhalle bleiben laut Stadtwerke (SWM) voraussichtlich den ganzen Donnerstag geschlossen. Cosimawellenbad, Michaelibad und Müller'sches Volksbad öffnen nur bis 15 Uhr. Das Westbad hat wegen einer Sanierung ohnehin geschlossen. Keine Einschränkungen gab es zunächst beim Dante-Winter-Warmfreibad. Die SWM informieren unter www.swm.de/baeder über den aktuellen Stand. Die Versorgung mit Energie und Trinkwasser sei aber aufgrund von Notdienstvereinbarungen nicht beeinträchtigt.
Stadtwerke-Chefin hält Forderungen für „völlig überzogen“
Nicht betroffen vom Warnstreik ist der öffentliche Nahverkehr, da die Beschäftigten bei U-Bahn, Bus und Tram unter einen anderen Tarifvertrag fallen. SWM-Personal- und Bäderchefin Gabriele Jahn hält den Streikaufruf vor der zweiten Verhandlungsrunde für unverhältnismäßig: „Bäder, Kindertagestätten oder die Gesundheitsversorgung lahmzulegen, geht in erster Linie auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger.“ Die Verdi-Forderungen seien „vollkommen überzogen“.
Möglicherweise werden zudem einige Mülleimer nicht geleert und Straßen nicht gekehrt, da auch die Mitarbeiter des Baureferats, das für die Straßenreinigung zuständig ist, zum Streik erwartet werden. In welchem Umfang der Streik dort wirkt, wird sich erst im Laufe des Donnerstags zeigen. Jedoch gibt es auch hier eine Notdienstvereinbarung, um die Verkehrssicherheit zu gewährleiten.
Ebenfalls gestreikt wird an den fünf Standorten der München-Klinik. Auch hier existieren Notdienstvereinbarungen, wie ein Sprecher mitteilte, um die Notfallversorgung zu gewährleisten oder dringende Operationen stattfinden zu lassen.
Eine Kundgebung sollte am Königsplatz um 10.30 Uhr stattfinden. Sie wurde nach einem mutmaßlichen Anschlag abgesagt: Ein Autofahrer war in Teilnehmer eines der beiden Demonstrationszüge in Richtung Königsplatz gefahren und hatte zahlreiche Menschen zum Teil schwer verletzt.