München heute:Raser wollte womöglich Haftstrafe entgehen / Stadt setzt Leihrad-Offensive fort

Lesezeit: 2 min

Die Litfaßsäule am Tatort an der Fürstenrieder Straße wird zum Ort des Gedenkens. (Foto: Stephan Rumpf)

Nachrichten und Lesenswertes aus der Stadt.

Von Julian Hans

Wann ist ein Unfall einfach ein Unfall? Und wann kann man von Mord sprechen? Muss es sogar? Die Staatsanwaltschaft München I hat sich festgelegt: Die Umstände, unter denen am Freitag ein 14-jähriger Schüler auf der Fürstenrieder Straße um sein Leben gebracht wurde, erfüllen die Merkmale eines Mordes. Wegen einer Lappalie war der Fahrer eines BMW auf der Landsberger Straße vor einer Polizeikontrolle geflüchtet. Er hatte beim Wenden eine durchgezogene Linie überfahren. Mit 120 Km/h raste er über die Fürstenrieder Straße gegen die Fahrtrichtung. Mehrere entgegenkommende Autos mussten ihm ausweichen. Mindestens zwei rote Ampeln missachtete er. Dann erreichte er die Stelle, an der der 14-jährige Maximilian mit drei Freunden bei Grün die Straße überquerte. Der Wagen traf den Schüler ungebremst und er fuhr ungebremst weiter. Ein 16 Jahre altes Mädchen wurde schwer verletzt.

Wer so handelt, handelt mit Vorsatz, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding. Ein Auto, das mit so einem Tempo durch eine Stadt rast, ist nach Auffassung der Strafverfolger vergleichbar mit einem Geschoss und damit ein "gemeingefährliches Mittel". Der Mann am Steuer habe aus niedrigen Beweggründen gehandelt; er fürchtete wohl, dass er eine alte Haftstrafe antreten muss, wenn er wieder mit Drogen erwischt wird. Im Auto fanden Beamte später Marihuana, ein Schnelltest zeigte an, dass der 34-Jährige noch mindestens eine weitere Substanz konsumiert hatte. Die Fahnder, die den Mann nach Mitternacht im Westpark festnahmen, berichteten, er habe nach Alkohol gerochen.

Weil die Schüler sich auf dem Fußgängerüberweg bei Grün sicher fühlten und nicht damit rechneten, dass aus der entgegengesetzten Richtung ein Auto angerast kommt, sieht die Staatsanwaltschaft auch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt. Und dass der Fahrer nach der Kollision ungebremst weiter fuhr, um seinen Verfolgern zu entkommen, wertet sie als Verdeckungsabsicht. "Für die Einstufung als Mord reicht die Feststellung eines einzigen Merkmals aus", schreibt unser Gerichtsreporter Stephan Handel. "Ob die vier, die die Staatsanwaltschaft aufgelistet hat, auch im Prozess halten werden, wird das Gericht zu entscheiden haben".

Das alles sind Kategorien, die den Freunden und der Familie wenig helfen, das Unfassbare zu fassen und den plötzlichen Verlust zu verwinden (hier zur SZ-Plus-Reportage). "Wir können und wir wollen es nicht glauben", steht auf einem Blatt, das jemand aus einem Schulheft gerissen und an den Tatort gelegt hat. "Ruhe in Frieden, lieber Max".

DER TAG IN MÜNCHEN

Die Leihrad-Offensive geht weiter Das Angebot an MVG-Rädern und Abstellstationen soll insbesondere auf Gebiete am Stadtrand erweitert werden. Bisher arbeitet der Fahrradverleih nicht kostendeckend - trotz zahlreicher Nutzer.

Osram-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau Nach Angaben der Gewerkschaft will Osram 800 Arbeitsplätze abbauen - dagegen demonstrieren am Montag etwa 800 Angestellte. Vor der Konzernzentrale in Schwabing zeichnen sie das Bild einer düsteren Zukunft.

Hinter der historischen Fassade entsteht ein Luxushotel Geplant sind 132 Zimmer, davon 47 Suiten, "im gehobenen Fünf-Sterne-Bereich". Das Bauvorhaben in der Kardinal-Faulhaber Straße soll bis 2023 abgeschlossen sein - und alles erhalten, was in dem Areal denkmalgeschützt ist.

Weitere 4,4 Millionen Euro für Senioren Die Stadt will die Situation von bedürftigen Rentnerinnen und Rentern verbessern: mit einem kostenlosen Mittagstisch und Zuschüssen für Haushaltshilfen.

Goethe-Institut
:Einer unter Vielen

Als Generalsekretär des Goethe-Instituts ist Johannes Ebert die meiste Zeit in der Welt unterwegs. In der Münchner Zentrale sitzt er im Großraumbüro. Für vertrauliche Gespräche nutzt er eine schalldichte Telefonkabine.

Von Martina Scherf

Petition gegen Upskirting
:"Es haben sich laufend Betroffene bei uns gemeldet"

Die Münchnerin Ida Marie Sassenberg wollte mit ihrer Petition ein Verbot des heimlichen Unter-den-Rock-Fotografierens erreichen. Dieses Ziel könnte sie nun schneller erreichen als erwartet.

Von Julia Bergmann

MÜNCHEN ERLESEN

Restaurants in München | Bars in München | Frühstück und Brunch

Zu den Landkreisen: Bad Tölz-Wolfratshausen | Dachau | Ebersberg | Erding | Freising | Fürstenfeldbruck | München | Starnberg

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: