Hertzkammer:Haarige Weltreise

Booty Carrell legt im Import Export internationale Sounds auf.

Von Anna Weiss, München

Vom legendären Hamburger Golden Pudel Club über Pakistan zum Programm der Münchner Kammerspiele: Der DJ, Musikvermittler und Veranstalter Sebastian Reier aka Booty Carrell wandert auf seiner Reise durch die musikalischen Weiten dieses Planeten durch Länder, Genres und verschiedene Veranstaltungsformen. Am Freitag führt ihn ein Pfad hinter das DJ-Pult des Import Export, wo er nach den Konzerten der Jazz-Combo Watoo und der Krautrock-Gruppe Hodo Gaia auflegt.

Seit mehr als 20 Jahren lebt und arbeitet Sebastian Reier für und mit Musik. 2009 war für ihn ein Wendepunkt, denn in diesem Jahr wurde er zum "anonymen Türkoholiker", wie er sich selbst nennt. Aus Interesse bestellte er für den Hamburger Plattenladen Groove City, in dem er damals arbeitete, eine Platte mit gesammelten Songs des türkischen Musikers Eren. "Ich habe die Platte gehört, mich verliebt und konnte die ganze Nacht nicht schlafen", sagt Reier im Telefongespräch. Mit diesem Hörerlebnis begann sein musikalischer Richtungswechsel. "Ich habe schon immer eklektisch aufgelegt", so Reier "aber da habe ich meinen eigenen Stil entwickelt, der von dem ausgeht, was wir psychedelic nennen." Im Golden Pudel startete er mit seinen analogen, international inspirierten DJ-Sets. Besucher mit Wurzeln aus der Türkei, Iran und Pakistan empfahlen ihm Künstler, Reiers musikalischer Horizont und sein Netzwerk wachsen seitdem stetig. Er spielte Tourneen in den Ländern, deren Musik er schätzt und auflegt.

Seit zwei Jahren ist Reier für das Musikprogramm an den Münchner Kammerspielen verantwortlich. "Ich sehe Unterschiede, aber keine Grenzen zwischen Sub- und Hochkultur", sagt er. Der 45-Jährige hat ein organisches Verhältnis zu Musik. Seine DJ-Sets führen die Rezipierenden durch ferne Länder, präsentieren ungewöhnliche Stücke in überbordender Fülle. Wie plant er seine Sets? "Ich hab mittlerweile verstanden, dass die Platten nicht mir gehören, sondern ich den Platten. Die erzählen mir, was gespielt werden soll", so Reier. Für seinen Auftritt bei der von den Siebzigerjahren inspirierten "Psychedelic Porn Funk Summer Seance" am Freitag hat er sich auch schon etwas überlegt, wie er amüsiert verrät: "Da nehme ich bisschen mehr Musik mit Haaren mit."

Psychedelic Porn Funk Summer Seance, Fr. 1. Juli, 18 Uhr, Import Export München, Schwere-Reiter-Str. 2h, Infos www.import-export.cc

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